Game #77: Indiana Jones and the Last Crusade

078-Indiana_Jones_and_the_Last_CrusadeHersteller: Lucasfilm Games
Design: Noah Falstein, David Fox & Ron Gilbert
Music and Sound Effects (Adlib): Eric Hammond
Music and Sound Effects (IBM and Tandy): David Hayes & David Warhol
Original Score: John Williams
System: PC
Jahr: 1989

Geht es um die Legenden von Lucasfilm Games/LucasArts, dann fallen stets die gleichen Namen: Monkey Island…. Day of the TentacleManiac Mansion… und ja, manchmal auch Zak McKracken. Aber eine scheint in Vergessenheit geraten und wurde bereits damals sehr unterschiedlich wahrgenommen: Indiana Jones and the Last Crusade – The Graphic Adventure.

Zuerst eine kleine Erklärung, um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen: Es gab damals zwei Spiele zu Steven Spielbergs gleichnamigen Kinofilm. Das eine ist ein unsäglich schlechtes Actionspiel, das andere das hier behandelte The Graphic Adventure.

Konzept technisch orientiert sich das Spiel streng an den Point’n’Click-Hits aus gleichem Hause: Ihr klickt euch mit Indiana Jones von Raum zu Raum, sammelt Objekte und löst in aller Regel ohne Zeitdruck allerlei Rätsel. Viele Szenen stammen mehr oder weniger aus dem Film, wurden jedoch hervorragend an das Medium Computerspiel angepasst. Der Wiedererkennungseffekt zur Vorlage ist sehr deutlich, aber trotzdem müsst ihr unzählige neue Probleme bewältigen. Allein in dieser Hinsicht gebührt Indiana Jones and the Last Crusade ein Denkmal, so gab es bis zu dem Zeitpunkt keine andere Filmumsetzung, die diese Gratwanderung derart gut beherrschte.

Es geht noch weiter: Dank der Einführung des I.Q. (steht für Indy Quotient) könnt ihr zahlreiche Aufgaben auf unterschiedliche Weise lösen. Das perfekte Beispiel ist Schloss Brunwald: Dort müsst ihr euch über mehrere Stockwerke an diversen Nazischergen vorbeimogeln, in dem ihr sie entweder geschickt umgeht, sie mit den richtigen Dialogen belabert oder sie einfach verprügelt.

Zwar artet die Idee mit den Dialogen zu sehr nach Try & Error aus, weil ihr von vorneherein kaum sehen könnt, welcher Nazi auf welche Argumentation freundlich reagiert. Aber allein die Tatsache, dass hier derart viele Möglichkeiten vorhanden war, ist selbst für moderne Point’n’Click-Adventures in dieser Vielschichtigkeit ungehört. Und: Jede davon wird extra auf den genannten Indy Quotient verrechnet, weshalb sich mehrmaliges Durchzocken allein zum Erreichen der maximalen Punktzahl lohnt.

Wenn Indiana Jones and the Last Crusade eine Schwäche besitzt, dann der Hang zu Labyrinthen , die ihr aus der Vogelperspektive bestreitet. Allerdings hat auch hier Lucasfilm Games dazugelernt und die Idee dahinter radikal gegenüber Zak McKracken entschärft.

Last but not least gilt das finale Puzzle als höchst umstritten: Ihr müsst wie Indiana Jones im Film den korrekten heiligen Gral aussuchen – und nein, es ist NICHT der schlichte, hölzerne! Um genau zu sein ist es in jedem Spieldurchlauf ein anderer, der zu Beginn per Zufallsgenerator ausgesucht wird. Die nötigen Hinweise dafür findet ihr wiederum in einer Höhle, die ihr in der Mitte des Spieles besucht. Dort steht allerdings nicht direkt, um was für einen Gral es sich handelt. Aber ihr werdet auf eine Textstelle verwiesen, die wiederum im Grals Tagebuch nachzulesen ist. Und das liegt nur in Minibuch-Form dem Spiel bei!

Langer Rede, kurzer Sinn: Die Wahl des richtigen Grals ist eine Kopierschutzfrage – und zwar zugleich eine der gemeinsten (weil sie euch am Ende des Spieles überrascht) und zugleich cleversten (weil sie perfekt zur Story passt). Ihr dürft nicht einmal direkt vor der Wahl des Grals abspeichern und müsst nach Scheitern die drei Prüfungen davor erneut bestreiten. Kein Wunder also, wieso anno 1989 so viele das Rätsel nicht mochten (*hust*).

Last but not Least könnt ihr sogar das Ende der Filmvorlage verändern. Achtung, Spoiler: Während dort Elsa Schneider unrettbar verloren ist, könnt ihr ihre unüberlegte Aktion im Spiel verhindern und den Gral rasch dem Ritter überreichen, bevor es zur Katastrophe kommt. Und wegen all dieser Details (sowie der für die damalige Zeit sehr detailliert gezeichneten Pixelgrafik) ist Indiana Jones and the Last Crusade genauso stark wie nahezu alle anderen Adventures-Klassiker aus dem Hause LucasArts.

 

 

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