Game #143: VVVVVV

143-VVVVVVA game by: Terry Cavanagh
Composer: Magnus Pålsson
System: PC
Jahr: 2010

Wen es nach einfach guten Spielen dürstet, der braucht einen guten Riecher. In der heutigen Wust an Indieititeln, die das Internet überfluten, ist es sehr schwer geworden, die wahren Perlen herauszupicken. Ob mir das heute noch gelingt? Ich weiß es nicht – nur dass es anno 2010 ohne Zweifel geklappt hat.

VVVVVV sieht aus wie ein altes C64-Spiel. Nein, nicht mal das: Es erinnert mit seiner monochromen Farbwahl und dem fehlenden Bildschirmscrolling eher an ZX-Spectrum-Titel. Ihr steuert den Kapitän eines Raumschiffes und müsst eure sechs Mann starke Crew ausfindig machen, die in den unterschiedlichsten Ecken der VVVVVV-Dimension gestrandet ist.

Die Welt besteht aus zahlreichen, miteinander verbundenen Bildschirmen, die ihr in nahezu beliebiger Reihenfolge besuchen könnt. Dabei besitzt der Kapitän gerade mal zwei Fähigkeiten: Er kann laufen und er kann die Gravitation umkehren, ergo wahlweise auf dem Boden oder an der Decke herumspazieren. Demzufolge beschränkt sich die Steuerung auf magere drei Tasten: links, rechts und wechseln.

Schnell stoßt ihr auf Hindernisse in Form von Gegnern oder stacheligen Böden, die ihr nicht berühren dürft. Der Gag besteht darin, dass ihr euch währen eines Boden/Decken-Wechsels ebenfalls seitwärts bewegen könnt und euch so geschickt um alle Hindernisse manövrieren müsst.

Eine Handvoll zusätzlicher Spielelemente lockern das Leveldesign gekonnt auf: Trampoline zwingen euch zu einer automatischen Umkehrung, während manche Räume die Gesetze der Physik vollends verdrehen. Wenn ihr dort beispielsweise durch einen Ausgang zu eurer Linken marschiert, dann landet ihr nicht im westlich gelegenen Gebiet, sondern bleibt im gleichen Raum „gefangen“ und stolpert aus dem Ausgang zu eurer Rechten heraus. Insgesamt ist das Leveldesign derart clever und vielfältig, weshalb ein Lehrstück für all jene ist, die sich für die wahre Kunst der Computerspiele interessieren.

Die Entwicklung von VVVVVV begann wie so viele Spiele von Terry Cavanagh als kleines, experimentelles Miniprogramm, in das er erst im Nachhinein ein halbes Jahr Arbeit investierte. Kein Wunder: Die Grundidee hört sich auf den ersten Blick viel zu simpel und zu Retro an, um einem vollwertigen Jump’n’run gerecht zu werden. Doch gerade die simple Spielmechanik gepaart mit einigen wirklich bösen Hindernisparcours machen VVVVVV zu einem echten Hit. Aus einem kurzen „Sieht lustig aus, ich spiel mal kurz rein…“ wird schnell ein „Ich hör nicht auf, bevor die gesamte Crew gerettet ist!“.

Und natürlich ist es wieder einmal ein phänomenaler Soundtrack, der die Defizite in der Grafik ausbügeln. Aber das ist freilich ein anderes Thema…