Game #161: Dracula X – Rondo of Blood

161-Dracula_XHersteller: Konami
Games Design: Toru Hagihara
Composer: Akira Souji, Keizo Nakamura, Tomoko Sano & Mikio Saito
System: PC-Engine CD
Jahr: 1993

Lange Zeit war die PC-Engine der heimliche Star unter den Veteranenzockern: Eine 8-Bit Konsole, die fast die gleiche Grafik- und Sound-Power besaß wie das Mega Drive? Solch ein Teil muss jeder haben, der sich als ernsthafter Zocker bezeichnet! Leider haben die Spiele zwanzig Jahre später einen eher mäßigen Ruf, wenn ich mir die mauen Wertungen für die Neuveröffentlichungen auf der Virtual Console anschaue. Selbst das just von mir hochgelobte Galaga ’88 ist zumindest laut den Amis kein Hit. Den Status verdiene nur ein Titel – und in der Tat fällt es richtig schwer, irgendetwas Negatives über Dracula X: Rondo of Blood zu sagen.

Bevor Missverständnisse aufkommen: Das sieht nicht nur aus wie ein Castlevania, es IST ein Castlevania! Die meisten japanischen Serientiteln verschweigen jedoch den Namen des Schlosses und verweisen lieber auf den Fürst der Dunkelheit, der sowieso in 99% aller Fälle als Endgegner herhalten darf.

Richter Belmont heißt der hiesige Held, der auf der Suche nach seiner entführten Verlobten die Peitsche schwingt. Dabei durchstreift er acht klassische Levels der Marke Action-Jump’n’Run, wobei es ähnlich wie in Castlevania III verschiedene Wege und insgesamt vier alternative Abschnitte gibt. Die wählt ihr allerdings nicht wie auf dem NES plump aus, sondern müsst diverse Geheimnisse austüfteln und versteckte Passagen finden. Wer besonders gründlich sucht, der findet gar mit Maria (der Schwester von Richters Verlobten) einen zusätzlichen Spielcharakter.

Die gesamte Welt wirkt ein gutes Eckchen lebendiger und immens abwechslungsreicher im Vergleich zu den Vorgängern. Zwar fehlen einige neckische Gags aus Super Castlevania IV wie eine frei schwingbare Peitsche oder rotierende Hintergründe, doch dafür hat Konami jeden Yen in die spielerische Qualität des Level- und Gegnerdesigns gesteckt. Zudem ebnete die Weltenstruktur den Weg für den direkten Nachfolger Symphony of the Night, der drei Jahre später die Serie für immer revolutionieren sollte.

Für mich war Dracula X: Rondo of Blood damals DER Hauptgrund, weshalb ich mir nachträglich eine PC-Engine mitsamt CD-Rom besorgen musste. Allein die Grafik ist Pixelpracht der allerschönsten Sorte und die bereits von mir gelobte Musik profitiert maßgeblich von den Möglichkeiten des CD-Medium.

Es sollte jedenfalls ein Weilchen dauern, bis das Spiel den offiziellen Weg über den großen Teich schaffte. Die Super Nintendo Adaption Vampires Kiss gab sich zwar Mühe das Gesamtwerk auf 16 Mbit zu pressen, jedoch fielen die Kürzungen und Kompromisse selbst Nichtkennern des Originals auf. Erst 2007 kam eine exklusiv für PlayStation Portable produzierte Minisammlung auf den Markt, die neben Rondo of Blood ein grafisch äußerst enttäuschendes 3D-Remake und als Bonus Symphony of the Night auf einer UMD vereinte. Noch etwas später schaffte das Spiel den Sprung zur Wii, der Virtual Console sei dank.

Trotzdem möchte ich meine PC-Engine allein dank diesem fantastischen Spiel nicht mehr missen. Es ist DAS Zeugnis dafür, was diese Exotenkonsole zu leisten vermochte. Und teutonische Freaks brauchen sowieso ein japanisches Original, dessen prächtiges Intro mit einer glasklaren deutschen (!) Sprachausgabe versehen wurde.

 

 

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