Hersteller: Evolution Studios
Game Director: Matt Southern
System: PlayStation 3
Jahr: 2011

Hübsch, aber austauschbar: So könnte man meine Eindrücke bezüglich der Vorgänger von Motorstorm Apocalypse zusammenfassen. Doch dann kommen die Jungs von Evolution Studios auf eine gewagte wie starke Idee: Wie wäre es mit einem Rennspiel in einem Katastrophengebiet? Wo sich die Erde auftut, einem Stürme um die Ohren fegen und man mitten durch einen umstürzenden Wolkenkratzer rast?

Katastrophenszenarien faszinieren mich bereits seit meiner Kindheit, was Filme wie Die letzten Tage von Pompeji, Flammendes Inferno oder James Camerons Titanic beweisen. Entsprechend packende Videospiele, in denen um mich herum die gesamte Umgebung in einem lauten Knall einbricht, gibt es hingegen wenige. Irem versuchte es 2002 mit SOS: Final Escape, Monolith Soft wagte sich sechs Jahre später mit Disaster: Day of Crisis an der Thematik. Beide Beispiele scheiterten an der Technik oder besser gesagt der verfügbaren Hardware, die zu dem Zeitpunkt einfach nicht ausgereift genug für eine atmosphärisch fachgerechte Zerstörungswut war.

Motorstorm Apocalypse hatte es da dank PlayStation-3-Power leichter, zudem das Rennspielgenre rein technisch hervorragend zur Prämisse passt. Es macht jedenfalls einen großen Unterschied, ob ihr euch frei in alle Richtungen bewegen könnt oder mehr oder weniger nur einem Weg mit einer Handvoll Abzweigung folgen müsst. Evolution Studios nutzte die Streamingtechnologie, die bei vielen Rennspielen zum Einsatz kommt, und veränderte dank zusammenstürzender Bauten zudem den Streckenverlauf von Runde zu Runde

Davon abgesehen besitzt Motorstorm Apocalypse wenig Substanz – aber ist das wirklich von belang? Wer braucht Spieltiefe in solch einem Rennspiel, das von vorneherein auf Eye-Candy und Adrenalinkick aus ist? Als ich vor vier Jahren leitender Redakteur bei DemoNews war, da musste ich entsprechend einschreiten, als der damals zuständige Kritiker eine magere 6 von 10 Punkten vergeben wollte – ihm war das Ganze zu sehr geskriptet, zu sehr auf Schauwert und ohne spielerischen Nährstoff. Nach Absprache präsentierten wir einen Bericht in Form eines Streitgespräches sowie einer Kompromissaufwertung. Für mich eine der besten Momente meiner Karriere.