Hersteller: Amanita Design
Concept & Design: Jaromír Plachý
Original Soundtrack and Voices: DVA, Bára Kratochvílová & Jan Kratochvíl
System: PC, Macintosh
Jahr: 2012

Drama in der Flora: Schwarze Parasiten befallen einen Baum und fressen jeden lebensspendenden Samen, den sie in ihre gierigen Finger bekommen. Am Ende bleibt nur noch einer übrig, der durch Zufall in die Hände kleiner Baumwesen fällt. Die machen sich auf den Weg, um den Samen in die Erde zu pflanzen und somit neues Leben zu ermöglichen. Das Problem: Die Wesen müssen den ganzen Baum von oben nach unten hinabklettern, was aufgrund ihrer mickrigen Körpergröße einer Odyssee gleicht.

Botanicula stammt von der gleichen Softwareschmiede, die bereits mit Samorost und Machinarium ein paar der schönsten und originellsten Adventures überhaupt schufen. Dabei unterliegen alle Spiele der gleichen Einschränkung: Es gibt keine Dialoge, weder in Text- noch in Sprachform. Sämtliche Ereignisse werden in Form von Animationen und Soundeffekten erzählt. Auch die Rätsel sind von einem ganz anderen Kaliber und erfordern gesunde Try-&-Error-Nerven.

Was ich zunächst wie ein Defizit anhört, ist in Wahrheit ein Stilmittel. Die Spiele von Amanita Design besitzen ihren eigenen Charme, der sie von der Konkurrenz gekonnt unterscheidet. Zudem behandeln die tschechischen Entwickler ein vordergründig ernstes Thema mit viel infantilem Humor. In Botanicula spiegelt sich dies durch die putzigen Baumwesen und die aberwitzige Soundkulisse wieder. Letztere nötigt euch ständig zum Lachen und zum Giggeln, so viel wie da gejauchzt und gefiept wird.

Die Grafik ist allein dank des tollen Szenarios ein echter Hingucker, der Umfang ist ausreichend und die Steuerung kinderleicht zu kapieren. Manche Passage ist eine Spur zu abgedreht und die eine oder andere Geschicklichkeitseinlage hätte man sich am besten ganz sparen sollen. Aber letztlich sind das Kleinigkeiten, die praktisch jedes Spiel vor der absoluten Perfektion „bewahren“.

Für mich ist Botanicula jedenfalls bislang der Höhepunkt von Amanita Designs kreativem Treiben, allein weil die Grundidee gewagt, clever und auch ein Stückchen behämmert ist. Und der Try & Error-Faktor wird spätestens dann zum Spaß, wenn ihr zur Lösung eines Problems eure Baumwesen einzeln steuern könnt: Dann werdet ihr bei der falschen Wahl Zeuge einer lustigen Animation, die das Scheitern fast schon amüsanter macht als das Weiterkommen. Das kriegen wahrlich nicht viele Spiele hin.