Game #25: Half-Life 2

025-Half-Life_2Hersteller: Valve
Cabal Lead: David Speyrer
Composer: Kelly Bailey
System: PC
Jahr: 2004

Lange Zeit gab es einen entscheidenden Unterschied zwischen der Film- und der Spieleindustrie: Während groß gehypte Titel und lang angekündigte Fortsetzungen auf der Leinwand meist enttäuschten beziehungsweise extrem selten die Qualitäten der Vorbilder oder Vorgänger erlangten, wurden Serien am heimischen Computer oder der geliebten Konsole häufig mit jeder neuen Episode besser. Dieser Trend endete Mitte der 2000er Jahre – und ich befürchte, dass eines der besten Spiele aller Zeiten mit daran Schuld hat.

Half-Life 2 hatte es im Vorfeld nicht leicht, schließlich erwarteten die Fans eine weitere Steigerung gegenüber einem der besten Ego-Shooter aller Zeiten. Zudem entschied sich Valve für ein Veröffentlichungsjahr, in dem es nur so vor brillanten Actiontiteln wimmelte. Die Erwartungshaltungen waren gigantisch, nicht zuletzt weil jede Preview den Überhit versprach. Und was soll ich sagen? Genau der ist Half-Life 2 auch geworden.

Allein die Einleitung, in der so getan wird, als ob Gordon Freeman nach den Ereignissen von Half-Life direkt zu denen in Half-Life 2 springt, obwohl in Wahrheit mehrere Jahre vergangen sind, ist erzähltechnisch ein Meisterstück. Genau wie im Vorgänger seht ihr sämtliche Ereignisse aus der Ego-Perspektive, nur dass diesmal eine Grafik für die Ewigkeit hinzu kommt.

Diese sieht selbst heute, mehr als elf Jahre (!) nach Release, immer noch extrem gut aus. Klar: Die Texturen könnten eine höhere Auflösung vertragen und die Licht- und Schattentechnologie hat ebenfalls einige Sprünge nach vorne gemacht. Doch die Kulisse und das Szenario sind nach wie vor ein Biest für sich. Mindestens genauso zeitlos ist der Sound, dessen Effekte man seither in jedem Jahr hätte auszeichnen können. Was allein da an Professionialität und Kreativität vereint wird, sucht seinesgleichen.

Das gleiche Lob lässt sich auf das Leveldesign, die Spielbarkeit und die berühmte Gravity Gun erweitern. Mit ihr könnt ihr Dinge ansaugen und abstoßen – was in einer Welt, in der erstmals erstaunlich viele Objekte physikalischen Gesetzen wie Reibung oder Schwerkraft unterliegen, zu satt viel Unsinn einlädt.

Mancher beschwert sich, dass der eine oder andere Level zu lang sei – doch selbst wenn Valve den Zombieabschnitt oder die Fahrsequenzen etwas straffer gestaltet hätte, so ist das Ergebnis immer noch Meilenwert der Konkurrenz überlegen, wo die Abwechslung oft im Nullpunkt versickert.

Jedenfalls hat all diese Brillanz einen unschönen Nachteil: Seither kommt kein vergleichbarer Titel mehr ran. Es gibt keinen Ego-Shooter, keine Fortsetzung und keinen Triple-A-Titel, der ähnlich einschlagen konnte. Die für meine Begriffe erstmals zeitlose 3D-Grafik lässt vermuten, dass wir einfach zu sehr verwöhnt wurden. Ganz davon abgesehen, dass Valve genau weiß, warum sie sich mit Half-Life 3 so lange Zeit lassen: Weil es die Überfortsetzung zur Überfortsetzung werden muss…

 

 

Half-Life_2