OST #48: The Last of Us

048-The_Last_of_UsComposer: Gustavo Santaolalla
System: PlayStation 3
Year: 2013

Wie oft habe ich bereits gepredigt, dass ein grandioser Soundtrack mehr als nur gut vertonte Zwischensequenzen bieten muss? Unbarmherzig schmettere ich Klassiker wie Shenmue auf niedrige Platzierungen ab, weil sie mir abseits einer Handvoll kultiger, durchaus exzellenter Musikstücke zu wenig Substanz bieten, die mich auch während des eigentlichen Spielverlaufs begeistern können.

Es gibt wirklich nur einen einzigen Videospielsoundtrack, der mich mit seinem minimalistischen Stil restlos begeistert hat – und er kommt passenderweise von einem Komponisten, der ähnliches bereits mehrfach im Filmbusiness erreicht hat.

Gustavo Santaolalla ist für mich ein echtes Phänomen. Der Mann setzt sich hin, klimpert etwas mit seiner Gitarre und ich sitze wie hypnotisiert da. Obwohl er eigentlich immer nur das gleiche macht, könnte er mir nach einer Liveaufführung wohl jedes Auto andrehen, das ich eigentlich nie wollte. Allein das Hauptthema von The Last of Us ist Genialität in hochkonzentrierter Form: Simpler Aufbau, spannungsgeladener Refrain, subtile Hintergrundelemente – es ist eigentlich so wenig und doch so viel. Ich könnte es mir stundenlang anhören und wäre immer noch nicht satt.

Die meiste Zeit über vertraut das Spiel auf eine typische Horror-Soundkulisse, bei der es keine Grenzen zwischen Musik und Effektregen gibt. Es bleibt eigentlich nichts hängen, außer dieses Gefühl, dass Santaolalla stets den richtigen Ton findet. Ganz am Ende präsentiert er im perfekten Moment (Stichwort „Swear to me!“) noch eine sensationelle Einleitung für sein Abspannlied, bei dem er wie wild mit seiner Gitarre schreddert und bereits allein damit erneut alles richtig macht.

Mehr ist nicht? Nun, ja, nein, doch: Da ist noch etwas. Da ist dieses eine Stück, das an mehreren Stellen zaghaft angedeutet wird und sich in einer ganz entscheidenden Szene ebenfalls kurz vor Schluss vollends entfaltet. „All gone“ liefert genau zum richtigen Zeitpunkt das pure Konzentrat über all das Leid, das ihr im Laufe der Geschichte erfahren habt. Es ist gleichzeitig wunderschön und herzzerreißend tragisch – genau wie die Szene an sich. Ironischerweise verzichtet Santaolalla völlig auf seine markante Gitarre und vertraut allein einer perfekt hallenden Violine, die euer Herz bis ins tiefste Innere berührt und nie wieder loslässt.

Ich verehre Gustavo Santaolalla für seinen minimalistischen Stil und der hypnotisierenden Aura seiner Werke, die mich immer wieder trifft. Er ist auch bislang der einzige Komponist überhaupt, dem ich sowohl einen Award für die beste Film- als auch die beste Videospielmusik gegeben hätte: Den ersten für Brokeback Mountain, wo er ebenfalls mit nur einem einzigen Stück den Jackpot knackt und den letzten für The Last of Us. Oder besser gesagt für „All gone“…

Anmerkung: The Last of Us ist der erste (und vermutlich einzige) Kandidat meiner Top 365, für das sämtliche Musikstücke von YouTube gelöscht wurden. Als halbwegs brauchbaren Ersatz kann ich derzeit nur die Live-Aufnahme eines Orchesters in Schweden anbieten, die leider sehr leise geraten ist.

 

 

The_Last_of_Us_CD