Game #266: The Killing Game Show

266-The_Killing_Game_ShowHersteller: Raising Hell Software
Design by: Martyn R. Chudley
Composer: Ray Norrish & Tim Wright
System: Amiga, Atari ST
Jahr: 1990

Kennt hier noch wer den Actionstreifen Running Man mit Arnold Schwarzenegger? Dort kämpfen eine Handvoll ausgewählter Verbrecher um ihr Leben und ihre Freiheit. Das gesamte Event wird als episches Spiel inszeniert, groß im Fernsehen übertragen und als DER Zuschauermagnet überhaupt vermarktet. The Killing Game Show erzählt eine ähnliche Hintergrundgeschichte, in denen jedoch ein einzelner Kandidat in einer One-Man-Show antritt. Gleichwohl der Ansatz gar nicht mal so dumm klingt, reduziert sich das Spiel auf ein höchst anspruchsvolles Action/Jump’n’Run mit einem für die damalige Zeit ganz besonderen Feature.

Zunächst einmal schaut euer Alter Ego überhaupt nicht wie ein Mensch aus, sondern gleicht nach einer umfangreichen (sowie laut Anleitung höchst schmerzhaften) Operation einem Roboter. Ihr könnt dank eures Outfits nicht nur laufen und springen, sondern auch schießen, um euch gegen die abstrakte Gegnerschaft zu wehren.

Euer Ziel ist eigentlich ganz simpel: Ihr müsst “nur“ in allen acht gegebenen Levels von ganz unten nach ganz oben klettern. Die erwähnten Gegner sind dabei gar kein allzu großes Problem, weil sie euch selbst bei einer Kollision nur ein Stückchen eurer Lebensenergie abzwacken. Richtig fies hingegen ist die ätzende Flüssigkeit, die flächendeckend ansteigt und euch bei Berührung sofort tötet.

Immer mal wieder stoßt ihr auf Löcher, die bei Einsetzen eines gleich geformten Schlüsselelements eine neue Plattform oder eine kletterbare Wand erscheinen lassen. Schnell stellt ihr fest, dass es nicht nur einen sondern mehrere Wege gibt, von denen beispielsweise der eine den Schlüssel beherbergt und der andere das zugehörige Loch. Spätestens dann müsst ihr abseits eurer Geschwindigkeit auch auf die richtige Reihenfolge achten, in denen ihr die unterschiedlichen Wege abklappert. Und da wir hier von einem Spiel aus den 1990er-Jahren reden, bedeutet in ein Fehler in der Regel das sichere Scheitern.

Bis hierhin wäre The Killing Game Show ein nahezu unspielbar schweres Plattformspiel, wenn da nicht der angedeutete Clou wäre: Das Spiel zeichnet all eure Aktionen auf. Wenn ihr sterbt, dann beginnt der Level von vorne und spult eure Aufzeichnungen ab. Ihr könnt nun an jeder beliebigen Stelle einsteigen und die Kontrolle übernehmen. Das mildert enorm den Frust, wenn ihr nach einer schwierigen Passage durch einen Leichtsinnigkeitsfehler gescheitert seid. Denn so könnt ihr durch das Vorspulen die besagte Passage überspringen, ohne sie erneut bewältigen zu müssen.

Anno 1990 war dieses Feature eine kleine Sensation, weshalb ich nicht begreife, wieso es zu Amiga-Zeiten praktisch nie kopiert wurde. Es sorgte für ein völlig neues Spielgefühl und machte aus einem fies schweren Titel ein faires Programm. Zusammen mit der hübschen Grafik, der vielleicht abwechslungsarmen jedoch hippen Musik und der äußerst starken Soundkulisse gehört The Killing Game Show damals wie heute zu den größten Geheimtipps seiner Art.

Wem übrigens das Spiel irgendwie bekannt vorkommt, ohne jemals den Namen gehört zu haben, der kennt vielleicht die ein Jahr später erschienene Mega-Drive-Version. Die erschien als Fatal Rewind und zollte somit mehr dem Spielfeature Tribut anstatt einer Geschichte, von der ihr während des eigentlichen Geschehens auch praktisch nichts mitbekommt.

 

 

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