Game #286: No One Lives Forever

286-No_One_Lives_ForeverHersteller: Monolith Productions
Game Design: Craig Hubbard
Lead Level Design: Bill Vandervoort
Composer: Guy Whitmore, Eric Aho, Tobin Buttram, Nathan Grigg & Rebevva Kneubuhl
System: PC
Jahr: 2000

Wie weit muss man ein Spiel gespielt haben, um es wirklich zu mögen? Im Falle von No One Lives Forever ist die Antwort simpel: drei Missionen lang. Denn dann habt ihr bereits den clever inszenierten Flugzeuglevel hinter euch, aus dem ihr am Ende abspringen und während des Falls (!) den Fallschirm eines Schurken klauen müsst.

No One Lives Forever ist rein spielerisch betrachtet ein gewöhnlicher Shooter, aber einer mit verdammt viel Stil. Bereits das Setting ist sehr reizvoll: eine 1960er Jahre Parodie auf James Bond, deren Humor viel feinsinniger und cleverer ist als die ähnlich geartete Austin-Powers-Filmtrilogie. Allein die Bösewichter, darunter ein Klischee triefender Schote mit rotem Rauschebart oder ein glatzköpfiger Russe mit Augenklappe, werden herrlich überzogen dargestellt.

Die Farbwahl ist wunderbar knallbunt, die Levels schön umfangreich und der Grad der Abwechslung für einen Shooter bemerkenswert hoch. Mal müsst ihr schleichen, mal müsst ihr ballern, einmal seid ihr in Europa, ein andermal in Asien. Zahlreiche Gadgets, wie eine als Kamera getarnte Sonnenbrille oder Mini-Bomben in Form von Lippenstiften, machen das Geheimagentenfeeling perfekt. Das Umfeld ist derart stimmig und motivierend, dass sogar das eigentlich dröge Sniper-Tutorial zu Beginn des Spieles richtig Laune macht. Die Gegner-K.I. ist für die damalige Zeit herausragend und die Präsentation gehörte ebenfalls zum oberen Drittel.

Die durch und durch hervorragende Produktqualität ist das Erfolgsrezept von No One Lives Forever: Es greift jedes Element gekonnt ineinander über, weshalb sie sich gegenseitig zu Höchstleistungen pushen. Selbst aus heutiger Sicht, wo die Grafik arg veraltet daher kommt und die K.I. eher unbarmherzig anstatt realistisch wirkt, funktioniert das Spiel aufgrund seiner Vielschichtigkeit.

Dementsprechend ist es ein Jammer, dass No One Lives Forever im Schatten von Half-Life und GoldenEye in Vergessenheit geraten ist. Der jüngste Versuch, es über digitale Vertriebsplattformen wie Steam oder GOG zu neuen Ehren kommen zu lassen, scheiterte leider aufgrund dämlicher Lizenzstreitigkeiten.

 

 

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