Game #120: Duke Nukem 3D

120-Duke-Nukem-3DHersteller: 3D Realms
Director: Greg Paul Malone II
Composer: Lee Jackson & Robert Prince
System: PC
Jahr: 1996

Wenn ein Spiel wie Duke Nukem 3D jemandem wie mir gefällt, dann muss es einfach grandios sein. Normalerweise angeekelt vom Macho-Gehabe jedweder Art, ist dieser Duke die ultimative Persiflage auf alles, was sich aufgrund seiner Dreibeinigkeit automatisch für etwas Besseres hält.

Da werden Stripteasetänzerinnen wahlweise mit Geld bezahlt oder zu blutigem Klump geschossen, dort wird Aliens in die Weichteile getreten, hier wird auf des finalen Endgegners Auge uriniert: Duke Nukem 3D versucht gar nicht erst, in irgendeiner Form politisch korrekt zu sein. Der Duke ist rau, er ist ruppig und er hat immer einen Spruch auf den Lippen, bei dem man nie weiß: Ist das jetzt smart, plump oder beides?

„It’s time to kick ass and chew bubble gum… and I’m all outta gum“: Anno 1996 glich es einer Revolution, wenn das virtuelle Ego solch Dinge von sich gab. Dabei hatte das Genre zumindest in Deutschland auch so schon einen schweren Stand, dank der authentischeren Gewaltdarstellung im Vergleich zu einem Top-Down Shooter. Und nun kommt 3D Realms mit halbnackten Frauen, die unter anderem in Alien-Cocoons vor sich hin vegetieren und leise „Kill me…“ flüstern, wenn ihr sie anklickt.

Ja, ich gebe es frei zu: Es ist diese derb schonungslose Art, weshalb mir Duke Nukem 3D gefällt. Aber es kommt damit durch, weil es sich offenkundig keinen Millimeter dabei ernst nimmt. Es ist ein Spiel, dass nach außen hin für „harte Kerle“ gedacht ist und sich letztlich über genau diese lustig macht. Und freilich steht Duke Nukem 3D nicht nur deshalb hier in meiner Liste, sondern auch aufgrund seiner spielerischen Qualitäten… wer hat da gelacht?!?

Nein, im Ernst: 3D Realms kleines Meisterwerk hat einen Platz in der ewigen Top Ten der besten Ego-Shooter aller Zeiten verdient. Die Levelstruktur ist derart verwinkelt und komplex, dass sich jeder Genre-Vertreter seit Call of Duty in die Ecke stellen und sich ganz dolle schämen muss. Allein anhand Duke Nukem 3D kann man all den verwirrten Spielejunkies mal erklären, was das Wörtchen Spiel- oder Leveldesign überhaupt bedeutet.

Dabei ist es weniger die ungewöhnlich vertrackte Designstruktur und mehr der ungewöhnlich hohe Detailgrad, der fasziniert. Da zerspringen Fensterscheiben, wenn man sie beschießt, dort lässt sich der Projektor im Kino aktivieren und natürlich hinterlasst ihr rote Fußspuren, wenn ihr zuvor über eine Blutlache gelatscht seid. Ebenfalls für die damalige Zeit spektakulär sind speziell geskriptete Ereignisse, in denen unter anderem ein ganzes Hochhaus gesprengt wird.

Die Konkurrenz von id-Software meinte kurz darauf in einem Interview, dass es sich dabei um vernachlässigbare Gimmicks handele und man diese nicht bräuchte, weshalb sich ihre Spiele wie Doom oder Quake auf den spielerischen Kern fokussieren. Ich verstehe durchaus, was id-Software damit meint – in ihren Werken hätten diese Kinkerlitzchen in der Tat mehr gestört anstatt geholfen. Aber Duke Nukem 3D will gar nicht so sein und ist einfach anders. Es entwickelte das Genre nicht direkt weiter, sondern in eine alternative Richtung.

Anders ausgedrückt: Es mag ja sein, dass die Balance der Waffen, der Gegner und der Steuerung nicht mit den Größen des Genres mithalten kann. Aber letztlich kommt es auf den Spielspaß an – und der wächst durch den Detailwust unbestreitbar an.

 

 

Duke_Nukem_3D_[Kill-A-Ton]