Game #111: Journey

111-JourneyHersteller: thatgamecompany
Director: Jenova Chen
Composer: Austin Wintory
System: PlayStation 3
Jahr: 2012

Journey hat etwas geschafft, was ich kaum noch für möglich gehalten hatte: Obwohl es sich um einen ursprünglichen Download-Only-Titel handelt, der mit 15 Euro eher an eine Independent-Produktion anstatt einen Blockbuster erinnert, räumte es nahezu alle „Game of the Year 2012“-Preise ab, die sonst Kalibern wie The Elder Scrolls: Skyrim, Red Dead Redemption oder Gears of War vorbehalten sind. Es war zugegebenermaßen ein schwaches Jahr – aber Statistiken zählen doch immer, oder etwa nicht…?

Spaß beiseite: Journey verdient jede Ehre. Obwohl ihr nichts weiter tut als von einer Wüste über diverse Ruinen und bis hin zum Schnee bedeckten Felsgipfel zu marschieren, strahlt das Abenteuer eine unnachahmliche Faszination aus. Allein der Name trifft den Nagel auf den Kopf und ist gleichzeitig herrlich mysteriös: Ihr begebt euch auf eine Reise… aber warum und wohin? Jeglicher Mangel an Dialogen und Textzeilen sorgt dafür, dass ihr bis zum Ende mit eurer eigenen Interpretation alleine gelassen werdet. Eine Kunst, die thatgamecompany bereits mit Flower brillant umzusetzen wusste.

Es gibt praktisch keine Rätsel und verlieren kann man auch nicht. Das Abenteuer dauert ungefähr drei Stunden an, in der ihr einsam durch die Gegend spaziert… sollte man jedenfalls meinen, denn plötzlich wandelt da eine weitere Figur direkt neben euch. Ihr könnt nur mit einfachen Lauten miteinander kommunizieren und euch gegenseitig Kraft zum Springen rüber schieben. Wer oder was diese andere Gestalt ist, wird erst ganz am Ende verraten – und das in Form einer der besten Pointen der letzten fünf Jahre.

Diese andere Gestalt ist nämlich nicht nur eine Person, sondern mehrere, die im Laufe eurer Reise klammheimlich ausgewechselt werden. Und dahinter steckt auch keine ominöse K.I sondern echte, menschliche Spieler, mit denen ihr klammheimlich via Internet verbunden seid. Kein Witz: Gleichwohl Jenova Chen das Konzept in diversen Interviews erklärte, verrät Journey es erst ganz zum Schluss, indem es stumm die PSN-Pseudonyme eurer Gefährten auflistet. Einen subtileren Online-Modus habe ich vorher und seither nie gesehen.

Die Fremdartigkeit des Spieldesigns wird durch eine atemberaubende Präsentation getragen. Die Grafik haut euch stellenweise mit ihren Lichtspielereien vom Hocker und Austin Wintorys unglaublich intensiver Soundtrack schaffte es gar zu einer Grammy-Nominierung. Allein letzteres zeigt auf dramatische Weise, wie sehr die ehemals so kleine Independent-Entwicklung gewachsen ist. Klar: Hier steckt ein fettes Budget seitens Sony dahinter, weshalb „Independent“ das falsche Wort ist. Aber die Jungs kommen aus der Szene und genossen sichtlich jede künstlerische Freiheit

Heraus ist ein Spiel gekommen, dass eigentlich jeder mal erlebt haben muss. Es ist von vorne bis hinten perfekt durchgestylte, erlaubt sich für das, was es sein möchte, keine Fehler und ist einfach ein unvergessliches Abenteuer.

 

 

Journey