Emmy Saison 2015/2016 Top #24

Heute Nacht werden die Emmys für die Saison 2015/2016 vergeben und anstatt eines schnöden Tippscheins, den so wieso niemanden interessiert, habe ich mir dieses Jahr etwas Neues ausgedacht: Nach Sichtigung aller nominierten Serien in dern Kategorien „Outstanding Drama Series“, „Outstanding Comedy Series“, „Outstanding Limited Series“ und „Outstanding Television Movie“ schmeiße ich alle in einen Pott und präsentiere euch meine ganz persönlich Top #24. Wobei gleich gesagt werden muss, dass Last Week Tonight with John Oliver unumstritten auf dem ersten Platz gelandet wäre, wenn ich mich auch noch mit allen Variety Talk Series beschäftigt hätte…

#24 A Very Murray Christmas

Television Movie

Für mich persönlich gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen der Oscar- und der Emmy-Verleihung: Die für einen Academy Award nominierten Filme gefallen mir nahezu durch die Bank weg oder ich kann zumindest die Nominierung nachvollziehen. Beim TV-Pendant hingegen gibt es eigentlich immer den einen oder anderen „Ausreißer“, bei dem ich subjektiv wie objektiv verschämt den Kopf schüttele – als Beispiele fallen mir spontan The Kennedys, The Bibel oder Hello Ladies: Der Film ein.

Dieses Jahr ist anders: Gleichwohl A Very Murray Christmas das deutliche Schlusslicht aller 24 nominierten Serien und TV-Filme darstellt, so „verstehe“ ich den Reiz hinter Sofia Coppolas Show. Natürlich ist das Gebotene extrem seicht und der Humor nur mit der Lupe zu finden. Aber es hat irgendwie Charme, wenn Bill Murray gemeinsam mit George Clooney, Miley Cirus oder Chris Rock eine weichgespülte Musicalnummer nach der anderen abzieht.

Wie gesagt: Mir hat der Film jetzt nicht wirklich gefallen, mehr weil er nur so vor „Style over Substance“ sprüht. Aber ich wusste während des Abspannes, dass er für einen Emmy nominiert wird.

#23 Luther

Series 4

Television Movie

Keine Platzierung schmerzt mich mehr als diese hier, denn vor Jahren war ich noch ein großer von Idris Elbas Interpretation als eigensinniger Detective Luther, der gerne auch mal die Gerechtigkeit in seine eigene Hand nimmt. Genau genommen hielt meine Faszination zwei Staffeln an, während bereits bei der dritten irgendwie der Lack ab war. Die vierte, die gerade mal aus zwei Folgen besteht, ging gar bei mir ins eine Ohr rein und gleich wieder aus dem anderen raus. Aus dem Grund habe ich sie zweimal geschaut… und letztlich erinnert mich das Ergebnis an eine halbgare Imitation von Hannibal.

Das größte Problem: Der Fall, der sich nur über zwei Episoden erstreckt (und deshalb auch als Television Movie anstatt Limited Series zählt), möchte mit zahlreichen Schockmomenten glänzen, allerdings empfand ich genau diese als viel zu berechenbar. Es kommt eben keine Spannung auf, wenn man jede Gefahr bereits von Weitem riecht. Das ich am Ende zumindest noch das Urteil „Gut“ vergeben möchte, liegt an Idris Elba selbst: Der Mann ist und bleibt einer der besten Schauspieler seiner Generation. Er ist mir hier zwar über weite Strecken zu ruhig, schindet aber trotzdem nach wie vor mächtig Eindruck mit seiner zugleich kühlen wie ruppigen Präsenz.

#22 Silicon Valley

Staffel 3

Comedy Series

Anfangs erinnerte mich der Emmy-Erfolg von Silicon Valley stark an Veep: Die Serie rund um einen Haufen Computer-Nerds, die mit ihrer revolutionären Software das große Geschäft wittern, wurde regelrecht aus dem Nichts nominiert und verdrängte vor zwei Jahren zahlreiche bekanntere Kandidaten aus dem Nominierungsfeld. Die erste Staffel fing zahm an und steigerte sich Stück für Stück, bis sie mit der zehnten Folge einen würdigen Abschluss erreichte und eine gute Basis für die weiteren Jahre formte.

Während die zweite Staffel noch eine leichte Steigerung vollzog und den Plot gekonnt fortsetzte, wirkt die dritte auf mich ernüchternd. Man hat einfach zu sehr das Gefühl, dass sich die Geschichte wiederholt und rudimentär die gleichen, bereits bekannten Mechanismen angewandt werden. Deshalb fällt es mir auch etwas schwer, die deutlich höhere Anzahl an Emmy-Nominierungen zu verstehen – schließlich ist Silicon Valley erstmals für Regie, Drehbuch und Hauptdarsteller zugleich im Rennen. Rein auf dem Papier sehe ich weiterhin die Parallele zu Veep, allerdings eben ohne die gleiche Klasse.

#21 The Night Manager

Limited Series

The Night Manager ist für mich die größte Enttäuschung unter den nominierten Serien: Eine Art James-Bond-Story, mit Tom Hiddleston als Held, Hugh Laurie als Bösewicht und Susanne Bier als Regisseurin? Das hörte sich einfach nur genial an. Überhaupt gibt es in meinen Augen viel zu wenige Filme oder Serien, die dem berühmten Doppelnull-Agenten hinterher eifern oder gar dessen Charme besitzen.

Das Ergebnis ist zweischneidig. Während mir Laurie sehr gut gefällt und diverse Szenen durchaus dieses typische Agenten-Flair einfangen (allen voran der toll gemachte Vorspann), wirkt Hiddleston viel zu zahm und bubihaft. Bei den Sex-Szenen meint man obendrein, zurück in den frühen 1990er Jahren gelandet zu sein – entsprechend weichgespült schauen sie aus.

Zu guter Letzt ist der Stoff wohl dann doch etwas zu lang für eine Mini-Serie, die insgesamt sechs Stunden andauert. Jedenfalls zieht sich der eine oder andere Moment und macht phasenweise aus dem potenziell spannenden Stoff eine seichte Soap-Opera, bei der mir der gute Hiddleston etwas zu oft und zu traurig aus der Wäsche schaut.

#20 Confirmation

Television Movie

Confirmation lebt ganz und gar von Schauspielerin Kerry Washington. Die Geschichte selbst gehört jedenfalls in die undankbare Schublade „Allenfalls mal für’s Fernsehen gut“: Geschildert wird der wahre Konflikt zwischen Richter Clarence Thomas und Anwältin Anita Hill, die ihn während seiner Einberufung in den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten von Amerika öffentlich der sexuellen Nötigung bezichtigt. Gleichwohl solche Vorwürfe nicht klein geredet werden sollten, wirken sie in Confirmation aufgebläht und überdramatisiert. Phasenweise könnte man jedenfalls meinen, Thomas habe Hill vergewaltigt und nicht “nur“ anzügliche Witze gemacht oder über Pornos philosophiert.

Der Stoff gibt deshalb nicht viel her, weil es damals letztlich keine ernstzunehmenden Konsequenzen für Thomas gab. Angeblich wird seither eine offenere Diskussion über solche Themen geführt, was allerdings der Film kaum vermittelt.

Doch wie gesagt: Kerry Washington macht das alles wett. Ihr Schauspiel sowohl als Opfer als auch Ankläger bescheinigt dem Gesamtwerk eine große Glaubwürdigkeit. Es ist demnach kein Wunder, dass sie als einzige Beteiligte eine Nominierung abseits des Filmes erhalten hat.

#19 Better Call Saul

Staffel 2

Drama Series

Better Call Saul ist eine gute Serie, keine Frage. Aber eine der besten Drama-Serien der derzeitigen Fernsehgeschichte? Ich werde das Gefühl nicht los, dass sie bezüglich der Emmy-Jury im Kielwasser von Breaking Bad fährt. Dem Spinoff rund um Jimmy McGill bzw. Saul Goodman fehlt irgendwie die Originalität und der runde Anstrich des großen Bruders. Das wird besonders beim Cliffhanger bemerkbar, der sowohl schauspielerisch als auch inhaltlich erschreckend unglaubwürdig und regelrecht wie angetackert rüber kommt.

Auch ist der tolpatischige wie schmierige Saul eben kein Badass Walter White, weshalb vielen von Anfang an klar war: Eine erneute Überserie wird es diesmal nicht werden. Doch natürlich hat Better Call Saul auch einige Stärken, allen voran die Qualität der Drehbücher und die daraus resultierenden starken Dialoge. Und in Punkto Charakterausarbeitung macht eh derzeit kaum einer etwas Seriencreator Vince Gilligan vor.

#18 Sherlock – The Abdominable Bride

Television Movie

Was ist das größte Problem von Sherlock? Richtig: Es gibt viel zu wenig Folgen und es dauert viel zu lange bis Nachschub eintrifft! Insbesondere die beiden Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch und Martin Freeman können sich derzeit kaum retten vor lukrativen Angeboten, weshalb die Produktion neuer Fälle rund um die Neuinterpretation des Meisterdetektivs aus der Bakerstreet immer schwieriger wird.

The Abdominable Bride ist sichtlich der Versuch, quasi einen kleinen Happen zwischendurch zu schieben. Die Grundidee verwirrt zunächst, denn plötzlich spielt die Serie nicht in der Neuzeit sondern eben im Jahre 1885, als Arthur Canon Doyle seine Sherlock Holmes-Geschichten schrieb. Trotzdem gibt es einen Bezug zur Neuzeit, der sogar rein auf dem Papier richtig clever klingt. Allerdings wandelt The Abdominable Bride aufgrund dessen auch gefährlich auf dem Grat zwischen Nachvollziehbarkeit und Unglaubwürdigkeit.

Die Serienmacher haben jedenfalls ein gefährliches Spiel betrieben und kriegen am Ende sogar die Kurve – nur um letztlich zu einer mickrigen Erkenntnis zu kommen, der man während einer kontinuierlich erzählten Handlung auch viel leichter hätte beikommen können.

Aber sei es drum: The Abdominable Bride macht Spaß, sofern ihr mit Meta-Ebenen kein Problem habt.

#17 All the Way

Television Movie

Fünf nominierte TV-Filme gehen gegeneinander ins Rennen – und allesamt landen sie im unteren Drittel meiner Liste. Zwar ist darunter kein Totalausfall, jedoch auch kein echter „Knaller“. All the Way sticht dezent hervor – und der Grund heißt, wie so oft in der jüngeren Emmy-Historie, Bryan Cranston.

All the Way ist ein typischer TV-Film von Jay Roach, der bereits mit Game Change und Recount ein gutes Händchen für das Thema Politik gezeigt hat. Er dreht sich um Lyndon B. Johnson, der 1963 auf eher unschöne Weise das Amt des Präsidenten aufgrund der Ermordung von John F. Kennedy erbt. Diese Passage dient nur der Einleitung, während sich der Film auf Johnsons erste Amtszeit und seine hart umkämpften Nominierung für die Demokraten für die folgende Legislaturperiode konzentriert.

Ähnlich wie Confirmation wäre der Stoff für einen ausgewachsenen Kinofilm zu lahm, aber für einen kurzen TV-Film ist er genau das richtige. Es wird demnach viel geredet und weniger gehandelt, was für die Prämisse ausreichend ist. Bryan Cranston wirkt besonders überzeugend als mal verunsicherter, mal gefestigter Präsident, während Melissa Leo als seine Filmfrau etwas untergeht. All the Way steht und fällt mit Cranston und dürfte allein dafür den Emmy für den besten TV-Film der Saison 2015/2016 erhalten.

#16 Downton Abbey

Series Six

Drama Series

Wir bewegen uns so langsam in das Territorium der nominierten Serien, die mir richtig gut gefallen haben. Der sechzehnte Platz wird der Qualität von Downton Abbey jedenfalls nicht ganz gerecht, aber es gibt zwei gute Gründe, warum die abschließende sechste Staffel relativ weit unten gelandet ist.

Zum einen schafft sie keine weitere Steigerung, was jetzt kein großer Makel ist – schließlich gehört Downton Abbey zu den seltenen Serien, die fast durchweg ihre hohe Qualität halten konnten. Zum anderen triefen die letzten neun Folgen nur so vor Happy-End. Nahezu alle Charaktere haben am Schluss mehr oder weniger ihr Glück gefunden und mit einer kleinen Ausnahme abgesehen wird niemand weiter vor den Kopf gestoßen. Und selbst diese „Ausnahme“ wird letztlich als ein etwas resigniertes, aber durchaus akzeptables „Das Leben geht weiter“ abgetan.

Im Prinzip ist die sechste Staffel von Downton Abbey wie das finale Twilight-Buch, nur in richtig gut gemacht. Nach all den Strapazen sei es den Fans durchaus gegönnt, ein wohliges Ende zu erhalten. Und der Erfolg sollte für sich sprechen, dass man es mit Genuss empfindet – gleichwohl es sich auf satte achteinhalb Stunden zieht.

#15 Black-ish

Staffel 2

Comedy Series

Einer der wenigen Neuzugänge unter den fortlaufenden Serien kündigte sich bereits letzte Jahr mit der Nominierung von Anthony Anderson als bester Hauptdarsteller an. Die zweite Staffel ist in jedweder Hinsicht besser als die erste, weshalb Black-ish folgerichtig unter den sieben besten Comedy-Serien mitmischen darf. Die Frage ist nur: Ist die Entscheidung richtig oder politisch?

In der Tat riecht Black-ish auf den ersten Blick wie ein Quotenfüller, der die afroamerikanische Gemeinde glücklich stimmen soll. Doch keine Bange: Hier steckt wirklich eine verdammt gute Serie, deren Witze vielleicht nicht immer zünden, aber deren Prämisse auf den zweiten Blick mehr als genial ist.

Ich klau mal frech aus einem Kommentar, den ich auf IMDB erspäht habe: Black-ish karikiert bewusst eine typisch schwarze Familie, so wie der „weiße Mann“ es sich in seiner Klischeeschublade vorstellt. Dies geschieht derart plakativ, weshalb jeder mit ein bisschen Verstand merkt, dass hier nicht der schwarze Mann sondern eben die Vorurteile über ihn karikiert werden.

Anthony Anderson und Hauptdarstellerin Tracee Ellis Ross, die ebenfalls für einen Emmy nominiert sind, werden größtenteils vor Alltagssiuationen gestellt und wechseln ihre Mimik fließend zwischen realistisch und comichaft. Damit steckt Black-ish perfekt in der Spalte zwischen Situationskomik und Karikatur – und ist zurecht für einen Emmy nominiert. Sollte die Serie jedenfalls weiterhin in dieser Form an Qualität gewinnen, dann könnte sie eines Tages sogar gewinnen.

#14 Modern Family

Staffel 7

Comedy Series

Hört auf zu stöhnen und zu seufzen: Modern Family ist genial. Natürlich ist die Brillanz der ersten Jahre verflogen, was aber bei einer Comedy-Serie kaum vermeidbar ist. Im Endeffekt kommt es auf den Unterhaltungsfaktor an und der ist bei diesen exzellenten Charakteren nach wie vor sehr hoch. Selbst wenn mal ein Witz wiederholt wirkt oder eine Thematik erneut durchgekaut wird, so hat das Gezeigte weiterhin Charme.

Der Hauptgrund, warum Modern Family auch im siebten Jahr funktioniert: die Kinder. Sie werden mit der Serie erwachsen und weil auch noch regelmäßig Nachwuchs hinzukommt (zuerst Lily, dann Joe), bleibt die Dynamik erhalten.

#13 Unbreakable Kimmy Schmidt

Staffel 2

Comedy Series

Die erste Staffel von Unbreakable Kimmy Schmidt war mein persönliches Serienhighlight der letzten Saison. An diese Brillanz kommt das zweite Jahr nicht heran – einerseits war der Innovationsbonus der quirligen Charaktere schnell aufgebraucht, andererseits die Story rund um Reverend Richard Wayne Gary Wayne einfach zu genial, was nicht so leicht zu toppen ist. Doch die Serie lebt weiterhin von ihrem abstrusen Mix aus banaler Situationskomik, abgefahrenen Charakteren und nerdigem Insiderhumor. Mir gefällt die Balance nach wie vor besser als im hoch gefeierten 30 Rock, das zu seiner Zeit mächtig von den Emmys abgefeiert wurde.

Doch ich bezweifle, dass Unbreakable Kimmy Schmidt jemals die gleiche Ehre zuteil bekommt: Wieder wurden “nur“ die Schauspieler nominiert, erneut gingen sämtliche Drehbuchautoren sowie Regisseure leer aus.

#12 Homeland

Staffel 5

Drama Series

Ohne jeden Zweifel: Ich habe eine kleine Schwäche für Homeland, obwohl sie mir von ihrer politischen Agenda her voll gegen den Strich gehen müsste. Aber ich mag den spannenden Handlungsaufbau, der sich gekonnt über eine Staffel streckt und niemals á la 24 den Bogen zu sehr überspannt.

Gut: Die dritte Staffel war Dreck – aber zu dem Zeitpunkt lebte schließlich noch ein Charakter, der eigentlich längst tot hätte sein müssen. Erst als Brody tatsächlich zu den Akten gelegt war, konnte Homeland wieder an Fahrt und alter Klasse gewinnen. Zwar fehlt der fünften Staffel ein übergreifendes Highlight, von dem insbesondere die vierte lebte. Aber dafür behält sie von Anfang bis Ende ihre Qualität und sorgt für einen sehr runden Gesamteindruck.

#11 Fargo

Staffel 2

Limited Series

Ähnlich wie Unbreakable Kimmy Schmidt kommt die zweite Staffel von Fargo nicht an die erste heran und ist doch gut genug für eine ernsthafte Anschauempfehlung. Zwar bin ich nicht so ganz glücklich mit dem Prequel-Charakter, eben weil ich das Schicksal mancher Protagonisten bereits kenne. Aber dafür stimmt die Spannung umso mehr, was den restlichen Cast rund um Kirsten Dunst, Jesse Plemons und allen voran Jean Smart anbelangt.

Aufgrund des Anthology-Ansatzes wirkt Fargo zumindest frischer als die gute Kimmy, dafür sehe ich die Qualifizierung als Mini- anstatt fortlaufender Drama-Serie mit gemischten Gefühlen, Dafür sind mir die Verknüpfungen der beiden Staffeln einfach zu deutlich – Fargo spielt jedenfalls mit Grenzen, was der Emmy-Jury künftig sicherlich noch einige Probleme bereiten dürfte.

#10 Transparent

Staffel 2

Comedy Series

Comedy ist alles, was unter eine halbe Stunde dauert: Mit dieser Regelung trennen die Emmys seit einem Jahr kategorisch zwischen lustig und dramatisch, was auf den ersten Blick völlig hirnrissig erscheint. Aber zum einen dürfen die Produzenten einer Serie auf Antrag die „Seiten wechseln“ (was beispielsweise im Falle von Shameless auch funktioniert hat) und zum anderen ist halt eben etwas dran… bis man sich Transparent anschaut.

Das lustigste an der Serie ist der Name: Transparent ist ein geschicktes Wortspiel zwischen transparent und trans-parent – ergo einem alternden Vater, der plötzlich nicht mehr Morton sondern Maura heißen möchte. Während sich die erste Staffel stark auf Mauras Ex-Frau sowie deren drei Kinder stürzte und wie diese mit der Wandlung umgehen, kann sich die zweite voll auf den „Alltag“ der Familie stürzen.

Und dort geht es heiß her, wenn Maura seine Ex-Frau im Bad mit der Hand befriedigend, die älteste Tochter kurz nach Eheschließung die Liebe zu ihrer lesbischen Partnerin verleugnet oder man in dramatischen Rückblenden aus dem Jahre 1935 Mauras Mutter sowie deren ebenfalls vom Mann zur Frau gewandelten Schwester in einer Zeit sieht, in der sie allein aufgrund ihrer sexuellen Ausrichtung um ihr Leben kämpfen mussten.

Nein: Transparent ist nicht wirklich witzig und trotzdem genial konzipiert. In nur zehn Folge á 30 Minuten lernt der Zuschauer unglaublich viel und sollte jeden, der nach wie vor an seinem „konservativen Weltbild“ kleben hängt, ernsthaft ins Grübeln bringen. Kein Wunder also, das ausgerechnet jene Episode für die beste Regie nominiert ist, in der Maura in einem Camp für Frauen erschreckend viel Gegenwehr erfährt – schlicht und ergreifende weil sie trotz ihres Äußeren und ihrer Überzeugung einen Penis besitzt…

#09 Mr. Robot

Staffel 1

Drama Series

Mr. Robot ist eine der größten Überraschungen des letzten Jahres gewesen und eroberte die TV-Fans in Windeseile – was am Ende sogar in einen Sieg bei den Golden Globes als beste Drama-Serie endete.

Bevor jemand anfängt zu träumen: Ich glaube nicht, dass die Emmys nachziehen. Dazu ist die Thematik rund um den introvertierten Hacker Elliot Alderson wohl zu nerdig und fremdartig für den durchschnittlichen Emmy-Wähler. Es könnte allerdings für das beste Drehbuch reichen, denn kaum eine Serie hat einen derart stimmigen wie zugleich twistbeladenen Plot. Das Interessante hierbei: Nahezu jeder hat die Hauptpointe der ersten Staffel im Vorhinein erraten, ohne das es jemand ernsthaft störte.

Mr. Robot möchte auch nicht überraschen, sondern eine kluge Geschichte erzählen, die zaghaft die Grenzen der Realität dehnt. Ähnlich wie die eher auf Komik bedachte Silicon-Valley-Serie ist die erste Staffel ein wundervolle Basis für die noch kommenden Jahre – hoffen wir einmal, dass die Macher von Mr. Robot ihre Chance besser nutzen.

#08 House of Cards

Staffel 4

Drama Series

Viele Fans von House of Cards mögen die dritte Staffel nicht – der inzwischen zum Präsident aufgestiegene Frank Underwood sei dort zu verweichlicht und zeige zu viele Schwächen. Ich möchte dem vehement widersprechen: Es war eine geniale Idee, Underwood als einen schlechten Präsidenten zu charakterisieren. Denn erst so war der Bogen zur vierten Staffel möglich, der einen erneuten Aufstieg ermöglicht und eine neue Dimension der Bösartigkeit zulässt.

Wieder einmal ist es die letzte Szene, die umhaut. Im Gegensatz zur zweiten Staffel, wo Underwood einfach nur laut auf den Tisch haut, um uns wachzurütteln, steht diesmal seine Frau Claire fest an seiner Seite. Beide sehen nur eine Möglichkeit, die nächste Wahl zu gewinnen und weiterhin im weißen Haus sitzen zu bleiben – und es ist eine, die einem aufgrund ihrer Glaubwürdigkeit das Blut in den Adern gefrieren lässt.

House of Cards ist jedenfalls nichts für Verschwörungstheoretiker: Die sehen hier all ihre Vorurteile über das Präsidentenamt und der Korruptheit ihres Inhabers bestätigt. In real würde ich mir solche Entwicklungen jedenfalls nicht anschauen wollen – doch als fiktive Show ist sie genau das richtige und bleibt herrlich böse sowie zynisch, ohne wie in der ersten Folge der zweiten Staffel die Grenzen des guten Geschmacks zu überschreiten.

#07 American Crime

Staffel 2

Limited Series

Von allen prämierten Anthology-Serien dürfte American Crime am wenigsten bekannt sein – kein Wunder, so gibt es nicht mal die erste Staffel auf DVD. Zudem herrscht inzwischen große Verwechslungsgefahr mit der jüngst gestarteten American Crime Story, obwohl die beiden von ihrer Art kaum unterschiedlicher sein dürften. Denn während Ryan Murphys neuestes Baby reale Fälle nachstellt und eine abgeschlossene Handlung besitzt, ist American Crime zumindest rein von der Prämisse her gesehen eine Ecke mutiger.

Die zweite Staffel hat jedenfalls nichts mit der ersten gemeinsam: Hier geht es um einen Teenager, der angeblich auf einer Party von einem Schulkameraden unter Drogen gesetzt und vergewaltigt wurde. Bevor Missverständnisse aufkommen: Ja, die Rede ist von zwei Jungs – was allein deshalb betont werden muss, weil einige der in der Serie vorkommenden Charakter dies nicht wahr haben möchten.

Ein Junge wird vergewaltigt? Niemals! Hinzu kommt, dass er tatsächlich homosexuelle Neigungen besitzt und sich mit seinem Vergewaltiger bewusst treffen wollte. Schnell verliert er seine Opferrolle und gerät derart unter Druck, dass er eine Riesendummheit begeht.

Bereits die erste Staffel von American Crime lebte massiv davon, dass das Ende einige Fragen offenlässt. Dieser Ansatz wird in der zweiten bis zum äußersten gedehnt, weshalb viele mit der letzten Folge unzufrieden sind – so könne man das doch nicht enden lassen, heißt es. Aber doch, genau darum geht es: Es geht um die Darstellung eines Verbrechen und vor allem wie es zu diesem gekommen ist – und weniger, was die Konsequenzen sind. Die kann und soll man sich selbst ausmalen, weshalb sich American Crime positiv vom TV-Einerlei abhebt.

#06 Roots

Limited Series

Gleich ein Geständnis: Ich habe die Originalserie von 1977 nicht gesehen. Insofern kann es durchaus sein, dass ich bezüglich des Remakes Stärken lobe, die bereits vor vierzig Jahren etabliert waren. Betrachte ich jedoch das neue Roots für sich, dann muss ich ganz klar sagen: Mit solch einer Klasse habe ich wahrlich nicht gerechnet.

Roots ist im Prinzip 12 Years a Slave, nur verteilt auf vier Folgen und satten sieben Generationen. Die Serie schildert die Entwicklung der Sklaverei aus Sicht einer schwarzen Familie, beginnend mit der Verschleppung des jungen Kunte Kinte aus Afrika nach Amerika und endend mit der Abschaffung der Sklaverei im Zuge des amerikanischen Bürgerkrieges. Durch den Generationenwechsel und eine Zeitspanne von knapp 100 Jahren ändern sich regelmäßig die Protagonisten. Dabei erfahrt ihr sehr unterschiedliche Schicksale, die von einem halbwegs angesehenen Leben bis ins Mark schreiende Ungerechtigkeit reichen.

Der Grund, warum mich Roots schwer beeindruckt hat, liegt in der letzten Folge begraben. Bis zu einem gewissen Punkt hat man als Zuschauer das Gefühl, dass sich die Situation der Familie und für Schwarze im allgemeinen langsam, aber sichtbar bessert. Doch genau in dem Moment, wo man den ersten Ansatz einer Gleichberechtigung mutmaßt, wird man brutal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Roots macht ganz klar: Es mag dem schwarzen Mann besser gehen als früher, aber er musste viele Opfer bringen und musste für seine Anerkennung heftig gegen die Vorherrschaft der weißen Tyrannei kämpfen.

Es ist jedenfalls sehr verwunderlich, dass die Serie „nur“ für die beste Mini-Serie nominiert ist und sämtliche Drehbuchautoren, Regisseure sowie Schauspieler übergangen wurden.

#05 The Americans

Staffel 4

Drama Series

The Americans ist eine dieser Serien, bei denen ich viel Eingewöhnungszeit benötigt habe. Wirklich gefesselt, so dass ich ehrlich wissen wollte wie es nun weitergeht, war ich erst ab der dritten Staffel. Inzwischen strebt The Americans Mad-Men-artige Qualitätsauswüchse an: Die Geschichten wirken erschreckend real und trotzdem äußerst interessant.

Dank der Prämisse, laut der sich ein russisches Spionagepaar seit Jahrzehnten als amerikanische Familie ausgibt und für die perfekte Tarnung gar zwei Kinder gezeugt hat, kommt noch eine Menge Spannung hinzu. Jede Aktion könnte die letzte sein – und für einige der Nebencharaktere ist dies hier sogar der Fall. Zwei der dramatischsten Szenen heben sich die Serienmacher jedenfalls nicht für das Staffelfinale auf, sondern sie überrumpeln euch regelrecht mittendrin.

Aber der genialste Clou, der sich ebenfalls bereits am Ende der dritten Staffel anbahnte, ist die Einweihung der Tochter, die im Alter von 15 Jahren plötzlich die wahre Identität ihrer Eltern erfährt und ihr gesamtes Weltbild zusammenbrechen sieht. Dahinter steckt ein richtig fieses Dilemma, das insbesondere das Moralverständnis ihres Vaters ordentlich durcheinander wirbelt.

Überhaupt: Merkt euch den Namen Matthew Rhys. Der Mann ist geradezu verdammt, in nicht allzu ferner Zukunft einen Emmy für seine Rolle als Philip Jennings zu gewinnen. Er symbolisiert perfekt die Zerrissenheit, in der sein Charakter zwischen seiner Pflicht zum Vaterland und seiner Affinität zur amerikanischen Freinatur steckt.

#04 Master of None

Staffel 1

Comedy Series

Dev ist ein Schauspieler indischer Abstammung, der in Amerika lebt – muss man wirklich mehr über Master of None erzählen? Na gut: Der Humor der Netflix-exklusiven Serie ähnelt am ehesten dem von Louie, nur dass er weniger subtil ist. Hier und wie dort entsteht ein Großteil der Komik darin, dass eine entweder abstruse oder völlig banale Situation derart bierernst erzählt wird, weshalb man einfach nur lachen muss.

Bereits die zweite Folge sorgte dafür, dass ich mich in Master of None verliebte: Sie beginnt mit einem harmlosen Gespräch zwischen Dev und seinem Vater, der Hilfe bezüglich seines Tablets benötigt. Dev wiederum hat sich gerade mit einem Freund zum Kino verabredet, weshalb er seinen Vater vertröstet, er könne ihm gerade nicht helfen. Daraufhin sieht man dessen trauriges Gesicht und eine Erinnerungsszene, in der er als Kind freudig einen Rechenschieber bastelt, dieser von einem Grobian kaputt gemacht wird, er entgegen des Ratschlags seines Vaters für ein besseres Leben nach Amerika zieht, freudig die Geburt von Dev erlebt und eben diesem gut zehn Jahre später einen Computer schenkt, mit dem Hintergedanken einen Computerexperten als Sohn zu haben. Und mit einem Mal werden all diese Träume zunichte gemacht, nur weil Dev ins Kino gehen möchte…

Direkt danach springt die Folge zu dem besagten Freund, einen Asiaten, dessen Vater ihn bittet, ein Päckchen Reis zu besorgen. Und just als der Freund ebenfalls meint, er habe dafür keine Zeit, beginnt die Erinnerung seines Vaters…

Ist Master of None einmal nicht witzig, dann wird die Serie unglaublich putzig. Dev bekommt im Laufe der Staffel eine feste Freundin, deren Beziehung innerhalb von wenigen Folgen bemerkenswert lebensecht dargestellt wird. Hier schlägt der Balken der Situationskomik voll aus, weil die beiden im Prinzip eine „ganz normale Beziehung“ miteinander führen und dies trotz unvermeidlicher Dramen mehr heiter anstatt anstrengend wirkt. Für mich gab es in der ganzen letzten Saison jedenfalls keine Serie, die sympathischer rüberkam.

#03 Veep

Staffel 5

Comedy Series

Wie bereits im Falle von Modern Family angedeutet: Es ist verdammt selten, wenn eine Comedy-Serie ihr hohes Niveau über mehrere Jahre hält. Aber eine fortlaufende Steigerung scheint nahezu utopisch – außer, man heißt Veep.

Bereits in der dritten Staffel zog die Serie einen total billigen Trick aus der Tasche, mit dem niemand gerechnet hat: Veep steht für Vizepräsident. Die Serie dreht sich genau genommen um eine fiktive, amerikanische Vizepräsidentin, deren Peinlichkeitswerte nur knapp über denen von Sarah Palin liegen. Das Geniale daran: Selten hat meinen Charakter gesehen, der gleichzeitig so egoistisch, selbst verliebt und doch bis ins Mark liebenswert ist… also, für den Zuschauer jedenfalls.

Eine normale Comedy-Serie hätte daraus einen unendlich lang gezogenen Running Gag gemacht – doch die Showmacher von Veep haben ihre Selina Meyer bereits in der dritten Staffel durch eine irrwitzige Plotwendung zur Präsidentin auserkoren! Am Ende der vierten ist ihr Beliebtheitswert derart gesunken, weshalb ihre Wiederwahl auf noch abstrusere Weise ernsthaft in Gefahr gerät. Und das Finale der fünften, über das ich nicht zu viel verraten möchte, stellt Meyers Karriere erneut so brutal auf den Kopf, wie man es niemals für möglich gehalten hätte.

Veep geht Klischees Meilenweit aus dem Weg und ist allein deshalb so unfassbar gut geworden. Julia Louis-Dreyfus wird mit großer Wahrscheinlichkeit ihren fünften Emmy in Folge gewinnen und das auch völlig zurecht: Sie deklassiert ihre Konkurrenz sowohl dank ihres Charakters als auch ihres Könnens. Ohne sie würde Veep nicht funktionieren – und sämtliche Nebendarsteller geben ihr obendrauf die perfekte Bühne.

#02 Game of Thrones

Staffel 6

Drama Series

Die sechste Staffel von Game of Thrones ist phasenweise die schlechteste und phasenweise die beste der Seriengeschichte. Und in Anbetracht der hohen Platzierung könnt ihr euch denken, wie grandios der zweitgenannte Part ist.

Natürlich: Wir reden hier von Game of Thrones. Gleichwohl ich so meine Vorbehalte gegenüber diversen Gewaltdarstellungen habe (ich hasse (!) die „Red-Wedding“-Szene), so ist der Epik-Faktor ungeschlagen. Das bezieht sich nicht nur auf die monströse Ausstattung und die herrlichen Schlachtszenen: Wo sonst bekommt man so viele gleichwertige Charaktere unter einen Hut, ohne den Zuschauer hoffnungslos zu überfordern? Gleiches gilt für die verzweigten Plotstränge, wobei es einfach nur herrlich ist mit anzusehen, wie diese sich langsam zu einem Ganzen verweben.

Die letzten beiden Episoden haben wohl den bislang größten Zuspruch innerhalb ihrer Fangemeinde erhalten, wobei die vorletzte für die beste Regie nominiert und diesen Preis sicherlich auch gewinnen wird. Auch der enorm hohe Anteil der nominierten Schauspieler deutet stark darauf hin, dass Game of Thrones seinen Sieg vom letzten Jahr in der Kategorie der besten Drama Serie wiederholen wird.

Der Hauptgrund, warum ich persönlich die sechste Staffel so hoch einschätze, heißt im übrigen “The Door“: Diese Episode zeigt einen der besten Plottwist aller Zeiten. D.h. im Prinzip wird nur ein lang gehütetes Geheimnis gelüftet und die Bedeutung einer der beliebtesten Charaktere erklärt. Die Auflösung ist zugleich brillant und herzzerreißend ohne Ende.

#01 American Crime Story

The People v O.J. Simpson

Limited Series

The People v O.J. Simpson ist das, was man im TV-Geschäft als Sechser im Lotto bezeichnen sollte. Die Idee ist genial, die Ausführung nahezu perfekt und die Riege der Schauspieler klatscht Hollywood an die Wand.

American Crime Story (wie bereits erwähnt nicht zu verwechseln mit American Crime) startet als Spinoff von American Horror Story und ist bereits jetzt um Welten besser – und das sage ich, der ein Riesenfan von Ryan Murphys Horror-Anthologie ist. Jeder, der sich etwas mit amerikanischer Sport- und Kriminalgeschichte auskennt, hat schon einmal vom berühmt-berüchtigen O.J. Simpson gehört: Als Footballer national und Schauspieler in Die nackte Kanone international berühmt geworden, werden im Jahre 1994 seine Ex-Frau und dessen mutmaßlicher Geliebter auf brutale Weise ermordet. Simpson ist sogleich der Hauptverdächtige und leistet sich gar mit der Polizei eine Verfolgungsjagd, um seine Verhaftung zu umgehen. Nahezu alles deutet auf seine Schuld hin, es werden die besten Anwälte eingeschaltet – und am Schluss wird er frei gesprochen.

Während damals zumindest noch seine Fans jubelten, wurde schnell klar: Er wird’s gewesen sein, der Freispruch kam mehr durch Verfahrensfehler und Kleinigkeiten zustande. All das erarbeitet The People v O.J. Simpson so grandios, dass es eine helle Freude ist. Allein die Einteilung der einzelnen Folgen ist beängstigend gut und birgt einige brillante Ideen – so dreht sich eine ganz speziell um die Geschworenen des Prozesses, die ebenfalls eine echte Tortur durchmachen.

Während die Dialoge fantastisch geschrieben und die Handlung perfekt die Gratwanderung zwischen Dramatik und Authentizität beherrscht, hauen euch die Schauspieler von den Socken. Selbst ein David Schwimmer als Robert Kardashian oder Cuba Gooding Jr. als O.J. Simpson, die optisch und/oder akustisch eigentlich völlig fehlbesetzt wirken, vollbringen eine Glanztat nach der anderen. Sterling K. Brown und John Travolta schinden noch mehr Eindruck, eben weil ihr Erscheinungsbild sehr gut zu den Originalen passt und ihre emotionalen Gefühlsausbrüche ins Lehrbuch gehören.

Über all dem stehen zwei Leistungen, die übergreifend auf alles, was in der Saison 2015/16 gezeigt wurde, stehen: Sarah Paulson und Courtney B. Vance. Sie spielt die Staatsanwältin Marcia Clark, mit allen Facetten und Nuancen, ihrer Härte, ihrer Verletzbarkeit, ihrer Berechenbarkeit, ihrer Menschlichkeit, ihrem Aussehen, ihrer Ausstrahlung, es ist einfach herrlich. Sollte sie erneut den Emmy verlieren, dann rate ich der Frau es einfach aufzugeben – sie hätte dann besseres verdient als die Ignoranz einer Jury, die sich selbst Emmy schimpft.

Und Courtney B. Vance… meine Güte: Seine Darstellung als Verteidiger Johnnie Cochran dürfte die beste sein, die ich überhaupt jemals bezüglich eines Anwalt-Charakters gesehen habe! Das, was der Mann an Energie und gleichzeitig Subtilität zeigt, ist ungelogen auf einer Stufe mit Gregory Peck in Wer die Nachtigal stört, Paul Newman in The Verdict oder James Spader in Boston Legal. Allein diese Stimme ist traumhaft sanft und bestimmend zugleich. Einziger Makel: Vance kommt erst relativ spät ins Spiel (weshalb mich die Nominierung in der Kategorie Hauptdarsteller auch zunächst stark verwunderte). Aber sobald er erstmals vor Cuba Gooding Jr. steht und ihn einfach nur umarmt, da wusste ich: Das ist etwas ganz besonderes.