Game #3: Final Fantasy VI

003-Final_Fantasy_6Hersteller: Squaresoft
Director: Yoshinori Kitase & Hiroyuki Itou
Composer: Nobuo Uematsu
System: Super Nintendo
Jahr: 1994

Was ist das beste Final Fantasy aller Zeiten? Im Laufe meines Lebens habe ich viele Fans der Serie kennengelernt und eine erstaunliche Beobachtung gemacht: Fast jeder nennt den Teil als seinen liebsten, den er/sie persönlich als erstes gespielt hat. Sei es der vierte, der siebte oder der zehnte: Nahezu jede Episode birgt etwas derart Besonderes in sich, weshalb sie das Potenzial besitzt einen für immer währenden Platz im Herzen eines Spielers einzunehmen.

Ich hatte bis Ende 1994 eigentlich kaum Erfahrungen mit Rollenspielen gemacht und war kein großer Verfechter des Genres. Natürlich gab es da die Ultima-Serie oder Final Fantasy Legend 2 für den Game Boy (das kein echtes Final Fantasy ist, sondern ursprünglich den Titel SaGa 2 trägt). Aber alle anderen Klassiker wie The Bard’s Tale, Phantasy Star oder Wasteland schreckten mich mit ihren für meine Begriffe drögen Kampfsystemen ab. Deshalb weckte erst der sechste Teil von Final Fantasy meine Neugierde, weil er enorm hohe Wertungen einheimste.

Final Fantasy VI hat mein Denkensweise verändert. Vorher verharrte ich auf meine Lieblingsspiele, meine favorisierten Spieleentwickler und auf… nein, das ist ein Thema für die andere Liste. Doch Final Fantasy VI hat mir die Augen geöffnet: Das mich jedes Spiel, egal aus welchem Genre es stammen könnte, derart umhauen kann wie ein geliebtes Adventure, Shoot’em Up oder Jump & Run.

Die Story ist derart episch, dass ich sie gar nicht erst Anreißen möchte. Nur soviel: Über ein Dutzend Spielcharaktere, die alle ein ausgefeiltes Profil und eine durchdachte Hintergrundgeschichte besitzen, treten gegen den bösartigsten, wahnsinnigsten und chaotischsten Bösewicht überhaupt an. Richtig gelesen: Gegen Kefka hat nicht einmal Sephiroth eine Chance.

Obwohl das Spiel aus einer „altbackenen“ Vogelperspektive gezeigt wird, besteht die Kulisse voller grandioser Momente und facettenreicher Settings. Überhaupt ist Final Fantasy VI derart abwechslungsreich, dass es gefühlt alle fünf Minuten irgendetwas Neues präsentiert – sei es eine neue Grafik, ein neues Musikstück oder einen neuen Gegner.

Mit grandios in Szene gesetzten Wendungen und Wirrungen, einem fantastisch ausgearbeiteten Gegner- sowie Leveldesign und einer Spielwelt zum Verlieben, thront über all dem ein Ereignis, dass wirklich alle, ich betone: ALLE (!) anderen Spiele der damaligen Zeit zu einer Randnotiz verkommen lies.

Mitten in all der Dramatik durchlebt ihr eine Opernszene, die Regie-technisch unübertroffen ist. Die Dynamik und die Natürlichkeit, wie hier Zwischensequenzen Hand in Hand mit Spielszenen gehen, sollten meines Erachtens selbst für moderne Titel als Vorbild dienen.

So mancher bemängelt den Wegfall des Jobsystems aus (dem lange Zeit den Japanern vorbehaltenen) Final Fantasy V, das tatsächlich eine faszinierende Spieltiefe ermöglicht. Doch wer genau hinschaut, der merkt: Squaresoft hat eigentlich nichts gekürzt und vielmehr die vielschichtigen Jobs geschickt auf das Dutzend Hauptcharaktere verteilt. Dank diesem Kniff gelang den Entwicklern das wegweisende Storytelling, das mit einem Trupp individuell gestalteter Helden vielleicht nicht möglich gewesen wäre.

Müsste ich mich auf einen „Magic Moment“ festlegen, dann würde ich abseits der Opernszene die Orgel wählen: Sie erklingt zweimal, zuerst im Vorspann und zuletzt wähernd des finalen Endkampfs. In beiden Fällen erzeugt sie eine Atmosphäre, die ich nie in meinem Leben vergessen werde. Oder anders ausgedrückt: Möchte ich dieses Gefühl spüren, das mir Final Fantasy VI über all die Stunden, Tage, Monate, Jahre gegeben hat, dann muss ich nur das simple wie kurze Orgelspiel hören – und es ist alles wieder da.

 

 

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