OST #7: Ori and the Blind Forest

007-Ori_and_the_Blind_ForestComposer: Gareth Coker
System: PC / Xbox One
Year: 2015

Wer ist Gareth Coker? Mit Verlaub, den kannte vor dem 11.März.2015 keine Sau. Hauptsächlich war er an zahlreichen Kurzfilmen beteiligt, zwischendurch kamen bereits ein paar Videospiele wie InMomentum oder Primal Carnage hinzu. Ich weiß weder, wie er zu Ori and the Blind Forest kam, noch wo er in all seinen Lebensjahren dieses unfassbare Talent als Komponist versteckt hat. Mir geht es wohlgemerkt nicht alleine so: Der Aspekt, der neben der Grafik am meisten von dem meiner Meinung nach besten Indie-Titel aller Zeiten abgefeiert wird, ist Cokers Musik. Selbst jene, die mit dem Spiel wenig anfangen können, sind von seiner Arbeit restlos begeistert.

Gareth Coker trägt einen wesentlichen Anteil dazu bei, dass diese erste Minute von Ori and the Blind Forest derart gigantisch ist. Er beginnt mit der Stimme von Aeralie Brighton, spielt sanft ein paar Töne auf dem Klavier und lässt nach zwölf Sekunden das gesamte Orchester vibrieren. Danach ist es erneut Brighton, die euch mit ihrem verzaubernden Gesang in wenigen Atemzügen in eine andere Welt entführt.

Dank Cokers Soundtrack durchlauft ihr eine Tour de Force der Gefühlswelt, die mit dem fröhlichen „Naru, Embracing the Light“, dem traurigen „Calling Out“ und dem liebevollen „Up the Spirit Caverns Walls“ innerhalb der ersten Stunde gleich mehrere Höhepunkte erreicht. Dabei versteht er es nicht nur, mal mit sensiblen, mal mit geschickten Kompositionen zu fesseln: Er hat auch das Orchester so gut im Griff wie kein zweiter in der Videospielbranche. Da ist nichts zu leise, nichts zu laut, nichts zu dominierend, nichts zu zurückhaltend. Das sitzt und das passt einfach.

Am Ende ist es die Dramatik, die alles anderes schlägt. Erneut bildet der Soundtrack von Gareth Coker gemeinsam mit dem Rest eine schier atemberaubende Brillanz, die Ori and the Blind Forest zu einem der besten Spiele aller Zeiten formen. „Restoring the Light, Facing the Dark“ ist maßgeblich für einen Adrenalinkick verantwortlich, der eine unbeschreibliche Kombination an Reinheit und Perfektion ausstrahlt. Die Fluchtsequenz im Ginsobaum ist und bleibt eine der glorreichsten Momente, die ich je erlebt habe – und das liegt nicht zuletzt an Cokers meisterhaft getimte Suite.

Wie bereits in meinen Artikel über die besten Soundtracks 2015 geschrieben, tut es mir unendlich weh, dass Coker am SOTY-Titel „scheiterte“ – schlicht weil ein anderer Komponist, so unglaublich das auch klingen mag, noch besser war. Dessen Arbeit ist allerdings erst vor gut einem halben Jahr erschienen, weshalb ich sie im Gegensatz zu Ori and the Blind Forest nicht in der vor 358 Tagen gestarteten Liste platzieren konnte.

 

 

 

 

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