OST #11: The Elder Scrolls – Skyrim

011-The_Elder_Scrolls_SkyrimComposer: Jeremy Soule
System: PC / Xbox 360 / PlayStation 3
Year: 2011

Ich muss gleich etwas klar stellen: Ich bin kein großer Fan von The Elder Scrolls: Skyrim. Es ist in meinen Augen ein gutes Rollenspiel, mit einer liebevoll ausgearbeiteten Welt – aber mehr auch nicht. Darüber hinaus bin ich mit den unzähligen GOTY-Preisen, die das Spiel erhalten hat, und dem bis heute andauernden Kult etwas überfordert. Wer also denkt, ich würde Jeremy Soules Soundtrack als ein vermeintlicher Fanboy so hoch einschätzen, der irrt. Gewaltig, sogar.

Soules Musik ist nicht sonderlich komplex, ganz im Gegenteil. Wenn ihm etwas vorgeworfen wird, dann seine seichte Art und seine Effekthascherei. Doch betrachte ich allein die Entwicklung anschaue, die der Mann von Morrowind bis Skyrim vollzogen hat, dann muss ich der Kritik vehement widersprechen. Soule ist nicht seicht – seine Musik ist vielmehr sehr sanft und sehr feinfühlig.

Soules größte Stärke ist das Erschaffen einer Atmosphäre, die euch ganz allein in eine andere Welt entführt. Eine Welt, in der ihr euch sofort heimisch fühlt und aus der ihr am liebsten nie wieder zurückkehren möchtet. Die Musik ist voll und ganz auf diese Aura ausgerichtet, was im Falle von Morrowind und Oblivion zu Lasten der Kompositionen ging. Die waren dort in der Tat eher nebensächlich, weshalb ich mir letztlich nur wenige Melodien merken konnte.

Skyrim ist anders – und das auf eine sehr subtile Weise. Denn auf den ersten Blick hört sich der Teil genau so an wie seine Vorgänger. Doch plötzlich erkenne ich in zahlreichen Musikstück ein Thema, das mir instinktiv vertraut vorkommt und an deren Melodie ich mich sofort erinnere.

Sei es der langsame, aber bestimmte Aufbau von „Before the Storm“, der die Musik innerhalb von einer Minute von totaler Stille zum gewaltigen Aufmarsch evaluiert, der geisterhafte Knabenchor in „Tundra“ oder die leicht asynchron spielende Harfe in „Ancient Stones“: Es sind stets klitzekleine Unterschiede, die aber enorme Auswirkungen haben.

Vor sieben Tage lobte ich Chrono Cross als eines von bislang zwei Spielen, die meines Erachtens ein seltenes Triple erreicht haben: Bester Soundtrack des Jahres, Beste Komposition des Jahres und Bester Song des Jahres. The Elder Scrolls: Skyrim ist der andere Kandidat, der es geschafft hat.

„The Streets of Whiterun“ vereint alles, was Jeremy Soules Musik ausmacht – und noch viel, viel mehr. Die Magie beginnt bereits mit dem Klavier, das fast durchweg die immer vier gleichen Noten wiederholt. Im Hintergrund ertönen Schritt für Schritt die Streicher, die Bläser und der Chor, die sich jeweils sehr behutsam einfügen. Und dann, nach exakt 44 Sekunden, setzt der Violinist ein und spielt eine kurze, wie unbegreiflich schöne Melodie, die zusammen mit dem immer lauter werdenden Orchester ein gefühlt ewig andauerndes Kunstwerk bilden.

Über den besten Song braucht es weniger blumige Worte, denn wer sich die letzten viereinhalb Jahre mit Videospielen beschäftigt hat, der wird zweifelsohne das phänomenale „Dragonborn“ kennen. Im Prinzip nimmt Soule die Hauptthemen der beiden Vorgänger und erweitert sie mit einem nordischen Chor, der allein mit den Wörtern „Dovakhiin, Dovahkiin – naal ok zin los vahriin“ eine unbeschreibliche Power ausstrahlt.

Last but not least ist es der Umfang, der mich völlig unvorbereitet traf. Denn normalerweise darf man schon froh sein, wenn ein Soundtrack von Jeremy Soule Material für mehr als eine CD liefert. Für Skyrim hingegen schrieb der Amerikaner gleich drei und packte auf dem offiziellen Album noch eine vierte Scheibe mit einem über vierzig minütigen Track hinzu. Dort mixt Soule die Hintergrundgeräusche der Welt mit einem sehr ruhigen Ambientstück, das die vollkommene Version der Friedfertigkeit darstellt.

 

 

 

 

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