OST #21: Monty on the Run

021-Monty_on_the_RunComposer: Rob Hubbard
System: C64
Year: 1985

Schön gehört? Die Welt dreht sich! Und der Mensch verändert sich mehrfach im Laufe seines Lebens – mal klammheimlich, mal spontan.

Als ich das erste Mal Monty on the Run spielte und zwangsläufig hörte, da war ich nicht begeistert. Das Spielprinzip war mir zu langweilig und die Musik sprach mich einfach nicht an. Sie sollte gar zum Sinnbild dafür werden, dass der grandiose Rob Hubbard gar nicht so grandios sei.

Meine Meinung und mein Geschmack veränderten sich im Laufe der Zeit. Ursprünglich ein purer Chris-Hülsbeck-Fanboy, öffnete ich zunächst meine Ohren für die Künste der Japaner. Erst dank eines SID-Chip-Emulators für den Amiga und den Back-in-Time-Alben von Chris Abbott beschäftigte ich mich rückwirkend mit all dem, was mir als Kind immer zu madig geredet wurde. Dabei entdeckte ich natürlich auch den Rob, den Hubbard neu, der nun einen bedeutend positiveren Eindruck als zehn Jahre zuvor hinterließ.

Crazy Comets, International Karate, Sanxion, Escape from Singe’s Castle, The Master of Magic und Commando kristallisierten sich schnell als meine persönlichen Favoriten heraus. Und dann war da eben Monty on the Run: Die schmissige Melodie wirkte immer noch etwas fremd und einfach nicht meins. Aber plötzlich konnte ich die Beliebtheit allein aufgrund der Komplexität und der vielschichtigen Komposition verstehen.

Heute weiß ich: Monty on the Run ist eine Tour de Force der Gefühle – und zwar allein wegen der Musik, denn das Spiel selbst ist meines Erachtens immer noch müde. Allein der spacig-laute Einstieg ist mit einem Weckruf gleichzusetzen, der euch sofort aufmerksam lauschen lässt. Es folgt ein langsamer, aber bestimmter Aufbau, der nach einer halben Minute in einem hammergeilen Leadinstrument mündet. Das hört sich keinen Meter nach einer Violine an, doch die Wirkung ist exakt die gleiche. Und dank der enorm hohen Geschwindigkeit, in der es „fiedelt“, seht ihr vor euren Augen einen virtuellen Künstler, der die Performance seines Lebens demonstriert.

Im Mittelteil bekommt der „arme Kerl“ eine Atempause und Hubbard wechselt zu einer rockigen Solo-Nummer, die nicht einstudiert sondern vollkommen improvisiert wirkt. Anschließend fährt die Musik zurück und besteht für einen kurzen Moment nur noch aus Bass und Schlagzeug, bevor der „Violinist“ zurückkehrt. Und der präsentiert ungelogen die beste Minute, die je für den SID-Chip komponiert wurde. Sie macht aus dem Rockkonzert ein furioses Klassikstück, das laut Hubbard von Charles Williams „The Devil’s Gallop“ inspiriert sei. Allerdings kopiert er keine Noten sondern einzig und allein die Geschwindigkeit und das Feeling. Die Sensation: Das Original von Williams profitiert von einem Orchester, während Hubbard ein „mickriger“ Computer-Chip zur Verfügung stand.

Als Bonus gibt es noch eine hübsche Hi-Score-Melodie, die regelrecht lieblich und versöhnlich klingt. Sie stellt einen schönen Ruhepol zum hektischen „Main Theme“ dar und lässt jedweden Groll, der aufgrund des Game-Over-Bildschirmes zustande gekommen ist, schnell verschwinden.

 

 

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