OST #22: Rambo – First Blood Part II

022-Rambo_First_Blood_Part_2Composer: Martin Galway
System: C64
Year: 1986

Wer von grandioser, wegweisender C64-Musik spricht, der denkt instinktiv an Rob Hubbard. In der Tat hat der Mann allein in zwei Jahren derart dominiert, dass die Konkurrenz kaum hinterherkam. Von 1985 bis 1986 gab es nur einen ernst zu nehmenden Konkurrenten, der sowohl qualitativ als auch quantitativ mithalten konnte: Martin Galway.

Galway ist einer der größten und mutigsten Tüftler der Spielemusik. Anstatt auf ein Instrumentenset zu vertrauen und dieses nur zaghaft weiterzuentwickeln, suchte er immer wieder nach einem neuen, frischen Sound. Leider kamen dabei oft die Kompositionen zu kurz, sprich: Seine Experimente hören sich faszinierend, aber auch dezent eintönig an.

Rambo – First Blood Part II ist eine Ausnahme unter den Ausnahmen. Während noch ein Jahr zuvor die genialsten Soundtracks im Grunde aus ein bis maximal zwei Musikstücken bestanden, sind es hier immerhin fünf plus eine Handvoll Jingles. Ein Teil davon adaptiert auf herausragende Weise Jerry Goldsmith Soundtrack zum gleichnamigen Kinofilm, doch das meiste stammt von Galway selbst.

Von den fünf zentralen Stücken sind drei konventioneller Natur. Sie klingen nach typischem SID-Soundchip und leben von ihren ohrwurmlastigen Melodien. Besonders stark sowie beliebt ist das Introthema, das den Spieler über dreieinhalb Minuten lang zum Helden-Dasein vorbereitet. Zu Beginn erlaubt sich Galway gar einen kleinen Scherz und düdelt die Namen der Entwickler in Form von Morsecode – was bemerkenswert gut funktioniert.

Die beiden unkonventionellen Stücke könnten nicht unterschiedlicher sein: Das eine ist ein ungewöhnliches Drumsolo, das ihr bei der Eingabe eures Namens zu hören bekommt. Es klingt zunächst sehr befremdlich und instinktiv eintönig, profitiert aber gewaltig von seiner Einmaligkeit. Das andere ist das Hauptthema und meines Erachtens das beste, was Galway je geschaffen hat.

Erneut ist die erste halbe Minute rein aus kompositorischer Sicht sehr schlicht. Dafür erschlägt euch Galway mit einem Hall, den zum damaligen Zeitpunkt nur er in gerade mal drei Stimmen pressen konnte. Er erzeugt damit eine richtig düstere und unheimliche Atmosphäre, gefolgt von einer gewöhnlicheren Melodie und einigen staken Effekten, die geradezu nach E-Gitarre schreien.

Unterm Strich hat Galway einen enorm abwechslungsreichen Soundtrack abgegeben und in mehrerlei Hinsicht Höchstleistungen erzielt. Egal ob er komponiert, adaptiert oder experimentiert: Rambo – First Blood Part II war und ist einer der komplettesten Spielemusiken aller Zeiten.

 

 

 

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