Game #31: Half-Life

031-Half-LifeHersteller: Valve
Lead Programmer: Mike Harrington
Composer: Kelly Bailey
System: PC
Jahr: 1998

In meinen Augen gibt es nur zwei Kandidaten für den Titel „Beste Computer- oder Videospielfigur aller Zeiten“: Guybrush Threepwood und Gordon Freeman. Der letztgenannte Herr ist der Protagonist der Half-Life-Spiele und eigentlich keine besonders große Nummer. So arbeitet er in der Black-Mesa-Station als Assistent für diverse Wissenschaftler, der mal hier ein Knöpfchen drücken und dort ein Wägelchen schieben darf.

Doch natürlich geht beim jüngsten Experiment etwas schief: Die Station wird von mehreren Explosionen in Mitleidenschaft gezogen und plötzlich tauchen überall fremdartige Kreaturen aus einer fremden Dimension auf. Während ihr als Gordon Freeman primär auf der Flucht seid, kommt obendrein noch das Militär hinzu, das sämtliche Überlebenden des Unglücks zu Vertuschungszwecken eliminieren soll.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass anno 1998 nur die wenigsten Zocker die wahre Brillanz hinter Half-Life realisiert haben. Auf den ersten Blick stolziert ihr aus der Ego-Perspektive von Raum zu Raum und von Gebiet zu Gebiet, ballert zahlreiche Aliens sowie Soldaten ab und müsst ab und an mal ein harmloses, in der Regel schnell gelöstes Pseudo-Rätsel überstehen. Dazu kommt eine Grafik, die gegen den im gleichen Jahr erschienenen Konkurrenten Unreal keine Chance hatte.

Rein das Konzept betrachtet sieht es ergo nicht gut für Half-Life aus – doch die spielerischen sowie storybezogenen Inhalte machen alles wieder wett. Zunächst vereint die Spielwelt gekonnt die Brillanz eines klassischen wie abwechlsungreichen Leveldesigns mit einer glaubwürdigen Kulisse. Die kommt ohne nennenswerten Bruch aus, weil ihr nämlich nicht von Level zu Level springt, sondern alle paar Minuten die nächsten relevanten Räumlichkeiten in den Speicher geschaufelt werden. Deshalb gibt es zwar viel mehr Ladepausen, die aber dafür relativ kurz ausgefallen sind und im Gesamten ein flüssigeres Spielerlebnis ermöglichen.

Noch eine ganze Ecke genialer ist das Beeing-There-Gefühl: Weil Gordon Freeman keinen Ton von sich gibt, fühlt ihr euch selbst wie der Held persönlich. Auch gibt es keinen Bruch in Form von Zwischensequenzen, die wie in anderen Spielen üblich aus einer anderen Perspektive gezeigt werden würden. Nein: Alles, was in Half-Life geschieht, seht ihr aus der Sicht von Freeman!

Zu guter Letzt sind es die Details, die Valves erstes Spiel zum Superhit machen. Die K.I. reagiert im Vergleich zur damaligen Konkurrenz bedeutend gewitzter und größere Gegner müsst ihr nicht mit Ausdauer und Geschick sondern Cleverness bezwingen.

Wer im übrigen noch nie das erste Half-Life gespielt hat und die Faszination von damals ungefähr nachempfinden möchte, dem sei das bereits sehr weit fortgeschrittene Remake Black Mesa zu empfehlen. Grafik und Kulisse entsprechen dem, was wir heute als Standard gewohnt sind. Gleichzeitig bleibt der Charme des Originals erhalten, der eine neue und viel gewitztere Ära der Ego-Shooter ermöglichte.

 

 

Half-Life