Game #36: Gods Will Be Watching

038-Gods_Will_Be_WatchingHersteller: Deconstructeam
Director: Jordi de Paco
Composer: Paula Ruiz
System: PC
Jahr: 2014

O.k., ich bin mir vollkommen bewusst, welch Schaden dieser Eintrag an der Glaubwürdigkeit und Relevanz meiner Top 365 anrichtet. Gods Will Be Watching war 2014 eines der meist gehassten und sogar schlecht bewerteten Spiele. Nur für mich gab es im gesamten Jahr über keinen besseren Titel. Warum? Weil ich unglaubliches wie unverschämtes Glück hatte – nämlich das ich instinktiv wusste, wie man das Spiel angehen muss.

Die Geschichte von Gods Will Be Watching fängt wirr an und wird auch im Laufe der einzelnen Kapitel nicht wirklich zugänglicher. Ihr seid der Anführer einer Widerstandsbewegung, die in einer unbekannten Zukunft den Großrechner eines großen Konzerns hacken will. Dafür stürmen sie eines ihrer zentralen Gebäude, nehmen ein paar Geiseln und schließen sich am Datennetz an.

Das Problem: Der Techniker eurer Truppe meint, dass die gesuchten Informationen nicht so einfach abrufbereit seien und es deshalb Zeit brauche, bis er sich erfolgreich ins System eingeschleust habe. Gleichzeitig steht eine Anti-Terror-Einheit vor der Tür, die euch ausschalten will. Ihr könnt sie zumindest in Schach halten, indem ihr sie entweder mit Waffengewalt zurückdrängt oder ihr Vorankommen mit gut gemeinten Worten verlangsamt.

Abhängig davon starten die Geiseln gerne mal einen Flucht- oder Angriffsversuch – je nachdem ob sie aufgrund eures Waffeneinsatzes zu ängstlich oder dank eurer Diplomatie zu übermütig werden. Zwar wird die betreffende Geisel sofort von einem eurer Männer ausgeschaltet. Doch wenn ihr am Ende keine mehr übrig habt, dann wird die Anti-Terror-Einheit den Laden ohne Kompromisse stürmen…

Gods Will Be Watching beschränkt sich auf ein Point’n’Click-System, bei dem ihr Runde um Runde einen Befehl geben oder ausführen könnt, bevor die Geiseln und die Anti-Terror-Einheit zum Zuge kommen. Trotzdem ist die Szene unglaublich spannend und schweißtreibend, weil jeder Fehler der letzte sein könnte. Dabei ist das Spiel gar nicht mal so schwer, wenn ihr eure Umgebung richtig zu deuten wisst. So könnt ihr anhand der Körperhaltung der Geiseln erkennen, ob sie sich eventuell in der nächsten Runde einen Fehltritt leistet und entsprechend Gegenmaßnahmen einläuten.

Jetzt kommt der eigentliche Clou des Spieles: Euch stehen insgesamt sieben Kapitel bevor, von denen sich jedes völlig anders spielt. Mal müsst ihr die Tortur eines Verhörs überstehen, mal sollt ihr mit einer Handvoll Soldaten sowie wenig Rationen eine ganze Wüste durchqueren, ohne vom Feind gesichtet zu werden. Jedes Kapitel hat seine eigenen Regeln und Kniffe, die ihr stets ausbaldowern müsst. Das ist nicht immer leicht, wird aber immens belohnt, wenn ihr richtig liegt. Zudem benötigt ihr eine Prise Glück, um heil durchzukommen – was das Spiel für mich noch packender anstatt frustrierter gemacht hat.

Denn jetzt komme ich zu meine Ausgangsaussage, dass ich unverschämt viel Glück hatte: Während andere Spieler dutzende von Fehlschlägen hinnehmen mussten und spätestens in der Wüste kapitulierten, bin ich vergleichsweise locker durchgekommen. Von den finalen beiden Kapiteln abgesehen, die sehr viel kürzer als die anderen fünf sind, habe ich maximal drei Anläufe gebraucht – was in meinen Augen vollkommen legitim ist.

Darüber hinaus verehre ich Paula Ruiz hervorragend komponierten Soundtrack und kann sogar nachvollziehen, wieso Charaktere, die in einem Kapitel verstorben sind, plötzlich wieder in späteren auftauchen. Warum? Weil ich das Spiel im Gegensatz zu vielen andern auch wirklich durchgespielt habe. Im ursprünglich von den Entwicklern angedachten Schwierigkeitsgrad. Wofür ich sogar Lob vom PR-Manager erhielt. Weil das kaum ein anderer Spielekritiker geschafft hätte.

Wie gesagt: Ich liebe Gods Will Be Watching – und dürfte der einzige Mensch auf Erden sein, der das auch wirklich so meint.

Gods_Will_Be_Watching