Game #49: Grim Fandango

049-Grim_FandangoHersteller: LucasArts
Project Leader. Tim Schafer
Composer: Peter McConnell
System: PC
Jahr: 1998

Ja, jetzt kommen die LucasArts-Highlights Schlag auf Schlag: Grim Fandango ist das vorletzte klassische Adventure der Kultfirma und gilt für viele als deren Höhepunkt. Zwar reicht die Rätselqualität nicht an die meisten der anderen Klassiker heran (weshalb es in meiner Gunst trotz Genrevorliebe auch „nur“ für Platz 49 reicht), doch dafür zählt die Story bis heute zum orginellsten, was die Spielewelt je gesehen hat.

Manny Calavera ist tot. Er geistert in einer Zwischenwelt herum, die unserer Realität verflixt ähnelt. Eigentlich ist sie nicht zum Verbleib gedacht, doch so mancher denkt sich: Hey, warum nicht? Hier lässt sich Karriere machen und Geld verdienen!

Calavera gehört ebenfalls zum verdrehten System und ist eine Art Vertreter. Er kümmert sich um die neu Verblichenen und bietet ihnen diverse Reiseoptionen an. Besonders begehrt ist das „Nummer Neun“-Ticket, mit dem man per ICE in vier Minuten zur ewigen Ruhe fährt. Das steht allerdings nur Seelen zur Verfügung, die ihre irdische Zeit ohne große Sünden verlebt haben. Wer hingegen kein guter Mensch war, der bekommt einen Wanderstock und muss die Reise zu Fuß antreten.

Mannys Geschäft läuft jedenfalls miserabel, was fatal ist: Seine Aussichten auf die ewige Ruhe hängen vom Verkauf genügend „Nummer Neun“-Tickets ab. Doch angeblich steht keinem seiner Kunden ein solches zu. Während er dies zunächst als Pech abstempelt, wird er bei der gutherzigen Mercedes Colomar stutzig: Obwohl sie sich nichts zu Schulden kommen lassen hat, darf angeblich auch sie nur den Stock erhalten…

Grim Fandango ist eine herrlich zynische Parodie auf die verruchte Seite unserer Gesellschaft. Tim Schafer macht eindeutig klar: Nur der Mensch würde auf solch eine abstruse Idee kommen, das Jenseits für Profitzwecke zu missbrauchen.

Die Welt, die sich dabei laut Schafer formt, ist ein interessanter Mix aus mexikanischer Totenkultur und amerikanischem Film Noir. Darin ist Manny Calavera der perfekte Antiheld und ein liebenswertes Schlitzohr. Sein Charakter profitiert zudem massiv von der deutschen Synchronstimme, die von niemand anderem als Tommi „Alf“ Piper gesprochen wird.

Die Rätsel sind wie gesagt etwas schwächer, aber auch nicht ohne Reiz. LucasArts hat es ein letztes Mal verstanden, den Spieler mit interessanten Problemstellungen zu konfrontieren. Beispielsweise registriert ihr in einem Lastenaufzug ein Stockwerk, an dem ihr ständig vorbeifahrt und dessen Zugang offen ist. Ihr müsst euch deshalb einen Gabelstapler schnappen, damit in den Aufzug tuckern, diesen von unten nach oben fahren lassen und im richtigen Moment die Gabeln des Staplers in den Zugang schieben, um den Aufzug an der korrekten Stelle zu blockieren.

Die Grafik lebt vom eigenwilligen Stil der Figuren, die wie wandelnde Comicskelette aussehen und aufgrund ihrer einfachen Darstellung selbst im vor einem Jahr erschienen Remake Eindruck machten. Gleiches gilt für den jazzigen Soundtrack von Peter McConnell, der größtenteils den Humor der Geschichte unterstützt, aber auch die traurigen und dramatischen Stellen gekonnt begleitet.

 

 

Grim_Fandango