Game #61: Uncharted 2 – Among Thieves

061-Uncharted_2_-_Among_ThievesHersteller: Naughty Dog
Game Director: Bruce Straley
Creative Director: Amy Hennig
Composer: Greg Edmonson
System: PlayStation 3
Jahr: 2009

Das Leid des Interactive Movie: Über Jahrzehnte hinweg versucht er verzweifelt dem Spieler des Gefühl zu vermitteln, er würde quasi einen Film oder ein Film ähnliches Erlebnis spielen. Inzwischen gibt es zahlreiche gelungene Vertreter, doch vor Heavy Rain, The Walking Dead oder Life is Strange galt die These: Es funktioniert einfach nicht. Und im Höhepunkt der Neckerei erschien Uncharted 2, dass die Illusion mit ungewöhnlich gewöhnlichen (!) Mechanismen erzielte.

Im Kern ist Uncharted 2 genau wie sein Vorgänger eine Action orientierte Version der Tomb Raider-Spiele. In beiden Fällen müsst ihr laufen, springen, klettern und ballern, wobei Naughty Dog ganz klar den Fokus auf letzteres legt. Während der erste Teil an latenter Abwechslungsarmut leidet, sorgt die Fortsetzung für weltweites Staunen. Eingeteilt in 26 Kapitel durchlebt ihr ein echtes Abenteuer á la Indiana Jones, bei dem Geschichte und Spiel eine perfekte Einheit bilden.

Ob ihr euch durch Tempelanlagen rätselt, auf einem fahrenden Zug kämpft oder über die Fassaden von Häusern klettert: Alles fühlt sich natürlich und dem Gesamtgebilde zugehörig an, so wie die Organe eines Menschen ihn zum Mensch machen. Es gibt keinen Bruch und keine Schwachstelle in der Inszenierung. Dafür sorgen gewagte Kameraperspektiven und minutiös geskriptete Ereignisse für einen Atmosphärekick nach dem anderen.

Ebenfalls toll ist der Wechsel zwischen Schleichmechanik und Ballerspektakel: So lange ihr unentdeckt bleibt, fühlt ihr euch wie in einem Metal Gear Solid. Werdet ihr jedoch noch einem Gegner gesichtet, dann schaltet das Spiel sofort in einen knackigen Third Person Shooter á la Gears of War um. Das funktioniert absolut reibungsfrei und fühlt sich regelrecht natürlich an, als ob die beiden eigentlich grundlegend verschiedenen Spielkonzepte schon immer wie Bruder und Schwester zusammengehörten.

Grafik ist nicht alles, doch im Falle von Uncharted 2 sorgt sie für den entscheidenden Unterschied zur Konkurrenz. Die Kulisse eines jeden Abschnittes sieht einfach prächtig aus und ist selbst sechs Jahre danach immer noch ein echter Hingucker. Dabei ist jeder Ort mit viel Liebe zum Detail bedacht, egal ob es sich um ein größeres Spielgebiet handelt oder ihr nur für einen kurzen Moment hindurchmarschiert. Deshalb ist es auch egal, wenn das Design euch durch einen mehr oder weniger engen Schlauch zwängt, ohne den diese technische Brillanz kaum möglich gewesen wäre.

Neben dem tollen Soundtrack und einer wirklich gut geschriebenen Geschichte, die geschickt die Ereignisse des Vorgängers weiterspinnt und gleichzeitig ein eigenständiges Abenteuer erzählt, ist es Naughty Dogs Perfektionismus zu verdanken, warum Uncharted 2 derart gut geworden ist. Es ist eine dieser ganz seltenen Fällen, in denen viel Kohle und viel Herzblut zugleich geflossen sind, ohne dass der kommerzielle Hintergedanke der idealistisch geprägten Kreativität im Wege stand.

 

 

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