Hersteller: Croteam
Project Lead: Davor Hunski & Alen Ladavac
Game Direction: Davor Hunski, Alen Ladavac & Davor Tomičić
Composer: Damjan Mravunac
System: PC
Jahr: 2014
2014 war nicht nur ein fürchterliches Jahr für Videospielenthusiasten wie mich, sondern auch noch ein besonderes frustrierendes für meine Awardseele. Keiner der üblichen „Spiel des Jahres“-Kandidaten konnte mich zu 100 Prozent überzeugen. Bayonetta 2 ähnelt zu sehr seinem Vorgänger, Dragon Age Inquisition erinnert an ein verkapptes MMORPG für Singleplayer, Shadow of Mordor hat neben dem tollen Nemesis-System eine furchtbar öde Spielwelt, Monument Valley müsste viermal umfangreicher sowie doppelt schwerer sein, Alien: Isolation vergrault einen im Schnitt einmal pro Spielstunde mit mindestens einer fragwürdigen Designentscheidung… ach, es ist zum heulen gewesen.
Doch dann taucht in der Abendstunde des Jahres, mitten im Dezember, ein Puzzlespiel aus dem Hause Croteam auf. Ihr wisst schon: Das sind die Jungs hinter dem weniger intelligenten Serious Sam, bei dem ihr hirnlos ballert bis der Arzt kommt. Mit satten 30 Euro vergrätzte es sicherlich den einen oder anderen Interessenten, allein weil es bis heute keine Retail-Version für den PC gibt. Und mal ehrlich: Ein Denkspiel in der Ego-Perspektive… sind wir wieder in den frühen 1990er Jahren, als solche Dinger reihenweise für den Commodore Amiga aufploppten?
Um die Sache abzukürzen: The Talos Principle ist in meinen Augen das objektiv beste Spiel des Jahres 2014 und auch einer meiner persönlichen Lieblinge (der sich nur einem einzigen wie heftig umstrittenen Kandidaten geschlagen geben musste). Croteam bietet euch bereits anderthalb Jahre vor The Witness eine riesige, in sich abgeschlossene Inselwelt voller genialer wie vertrackter Rätsel, in der ihr euch regelrecht verlieren könnt.
Die einzelnen Elemente stellen streng genommen nichts Neues dar, bilden jedoch im Gesamtkontext betrachtet ein hochgradig innovatives Spiel. Ihr müsst reihenweise Lichtstrahle ablenken, automatische Schussanlagen austricksen und elektronische Barrieren blockieren. Nach und nach erlernt ihr coole Tricks, wie beispielsweise das ihr Laserreflektoren auf Kisten abstellen und diese im Doppelpack per Sprungplatte über eine Mauer bugsieren könnt. Wohlgemerkt: Das wird euch nicht erklärt sondern ihr müsst es selbst herausfinden. Zudem sorgen immer neue Features für stetig kompliziertere Lösungswege. Spätestens wenn ihr eure Bewegungen aufzeichnen und abspielen dürft, damit ihr parallel dazu weitere Aktionen durchführen könnt, verdampfen eure Gehirnzellen im Sekundentakt.
Aber auch darüber hinaus ist The Talos Principle ein verdammt gut gemachtes Spiel. Die stetig per Bildschirme und Tonbandaufzeichnungen erzählte Geschichte ist überraschend interessant und stimmig, die grafische Darstellung der Insel macht Lust auf Urlaub und die ruhige Musikbegleitung schont brav eure Nerven. Es ist das einzige Spiel aus dem Jahre 2014, das in allen relevanten Punkten hervorsticht und somit die logische Wahl für den GOTY-Preis ist.
