Game #65: Ultima IX – Ascension

065-Ultima_9_AscensionHersteller: Origin
Director: Richard Garriott
Composer: George Oldziey
System: PC
Jahr: 1999

„GAPS! Ultima IX – Ascension hat er gesagt! Was in Teufels Namen reitet ihn denn zu dieser Katastrophe?“

Ich möchte das gleich und ohne Umschweife klären: Es gibt ehrlich gesagt nur einen einzigen Grund, warum der extrem umstrittene Abschluss der Ultima-Saga so hoch platziert ist und sogar den Titel „Personal Favorite Game 1999“ ziert: Weil ich mir das von Anfang an wünschte.

Genau in dem Moment, als Richard Garriott einen vollständig in 3D modellierten Nachfolger der legendären Rollenspielsaga ankündigte, habe ich das Spiel geliebt. Über die Jahre baute sich eine immense Erwartung auf, die jegliche Form der Enttäuschung standhielt. Ja, es dürfte keinen anderen Titel geben, bei dem für mich das Tragen einer rosaroten Fanboy-Brille derart hilfreich war. Am Ende kommt es schließlich nur auf den Spielspaß an – korrekt?

Natürlich ist Ultima IX ein Titel mit derb vielen Problemen. Die Welt ist im Vergleich zu den Vorgängern arg klein und leer, die Gegner wirken stupide und die Spielwelt leidet insbesondere in der ersten Version unter unzähligen Bugs. Am schlimmsten trifft es jedoch die Story, die alles andere als einen würdigen Abschluss darstellt und sichtlich notdürftig zusammengezimmert wurde.

Der eigentlich geplante Plot stellte sich als zu kompliziert und zu düster heraus – wobei mir das ursprüngliche Ende hinten und vorne nicht gefallen hätte. Aber das, was Origin letztlich präsentiert, gleicht einem kleinen Debakel. Da werden planlos Zwischensequenzen wiederholt, wichtige Nebencharaktere nahezu wortlos gekillt (ich sag nur Gargoylekönigin) und dem Spieler eine zweifelhafte Romanze aufgedrückt. Ehemals als Helden verehrte Figuren verkommen zu blassen Randnotizen – allen voran Lord British persönlich, der sein Auftreten betrachtet kein Land regieren sondern ein Altersheim aufsuchen sollte.

Nochmal: Was hat dann das Spiel hier, auf Platz 65 meiner absoluten Lieblingsspiele, zu suchen? Es ist trotz all der Fehler in meinen Augen ein Pionier der dreidimensional gestalteten Spielwelten – und zwar in einer Form, wie ich mir das seit den frühen 1980er Jahren erträumt hatte. Obwohl die Städte recht klein geraten sind, bilden sie im Gesamtkontext betrachtet eine faszinierende Oase abwechslungsreicher Gebiete. Es gibt Burgen, Baumhäuser, schneebedeckte Berge, von Piraten besetzte Dörfer, usw. So klein alles auch sein mag, so authentisch und vor allem atmosphärisch ist das Grundgerüst.

Die Grafik ist technisch natürlich nicht mehr auf der Höhe der Zeit, gefällt mir aber nach wie vor aufgrund der bunten Farbpalette. Ebenfalls besser als ihr Ruf sind die Dungeons, die rein spielerisch betrachtet sehr unterschiedlich gestaltet und teilweise wirklich gut designt sind. Am besten blieb mir der Part in Erinnerung, in dem ich diverse Rätsel mit Pfeil und Bogen lösen muss. Dort erinnert Ultima IX – Ascension an Legend of Zelda – Ocarina of Time, einem weiteren Pionier faszinierender 3D-Welten.

Ihr merkt schon: Ich betrachte Ascension auch objektiv für besser als es die meisten meiner Kollegen tun. Es ist eines dieser Spiele, deren Fehler man verzeihen muss, damit man sie genießen kann. Dann jedoch entfalten sie einen ungewöhnlichen Reiz, der auch heute noch funktionieren kann.

 

 

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