Game #73: Call of Duty 4 – Mordern Warfare

073-Call_of_Duty_4Hersteller: Infinity Ward
Project Lead: Jason West
Composer: Stephen Barton
System: Xbox 360, PlayStation 3, PC
Jahr: 2007

Oh Mein Gott – ein Call of Duty! Welcher Zocker, der was auf sich und sein Hobby hält, mag schon Call of Duty? Der Antichrist unter den Ego-Shootern, der die Levels zu schlauchartigem Gewürm degradierte, den Fokus von einer spannenden Kampagne immer mehr in Richtung Multiplayer verschob und dessen Geschichten an dämlich-übertriebenen Patriotismus kaum noch zu überbieten sind. Im Prinzip könnte man all diese Punkt auch Modern Warfare Anlasten – mit dem entscheidenden Unterschied, dass diese legendäre Episode unter den gegebenen Voraussetzungen alles richtig macht.

Modern Warfare ist weder besonders umfangreich noch sonderlich anspruchsvoll, aber die Inszenierung der geskripteten Ereignisse sind selbst heute noch ein Brett. Alles beginnt mit einem Auftrag zu Wasser, wo ihr mitten auf dem Meer während eines tosenden Sturmes ein Schiff inspiziert. Während das Durchforsten noch relativ normal und mit satter Balleraction einher geht, verkommt das Ende zu einer dramatischen Flucht, während der das Boot sinkt – inklusive hektischer Überflutungen und bedrohlich wirkender Schräglage.

Danach macht das Spiel nicht halt und hetzt euch unter anderem durch ein Gebiet mitten im Irak. Dort sollt ihr an einer Stelle die Überlebenden eines Helikopterabsturzes bergen, doch im Laufe des Einsatzes kommt es zur unvorstellbaren Katastrophe: der Zündung eines nuklearen Sprengkopfes. Ihr selbst werdet von der Wucht der Explosion erfasst, stürzt ab und wacht unter dem Anblick des Atompilzes auf. Wie ihr da wieder rauskommt? Ganz einfach: Gar nicht! Das war’s, aus die Maus, wir sehen uns wieder im nächsten Leben.

Call of Duty 4: Modern Warfare kann sich solch endgültige Entscheidungen locker trauen, weil ihr die Rolle von mehreren Spielfiguren übernehmt. Demnach ist es auch nicht weiter „schlimm“, wenn einer von denen den Löffel abgibt – von der emotionalen Narbe, die sich tief in euer fassungsloses, vor Ehrfurcht auf den Bildschirm starrendes Ego festsetzt, freilich abgesehen.

Das sind nur ein paar Beispiele für die grandiose Inszenierungswucht von Modern Warfare, dem mit unsäglich sowie abartig weitem Abstand besten Teil des gesamten Call of Duty-Universums. Auch der Multiplayer wirkt ungemein frisch und unverbraucht, während die Präsentation für ein fast neun Jahre altes Spiel nach wie vor bemerkenswert ist.

Danach ging es steil bergab mit der Qualität der Serie, wobei das jüngst erschienene Black Ops III immerhin mit einer halbwegs interessanten Story aufwartet. Aber nur in Modern Warfare gingen die Entwickler Experimente und Wagnisse ein, die den Titel zu einem echten Klassiker machen.

 

 

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