Hersteller: 2D Boy
Design: Kyle Gabler
Production: Ron Carmel
Composer: Kyle Gabler
System: PC, Wii
Jahr: 2008

Kennt hier irgendwer Bridge Builder? Das ursprünglich als Freeware veröffentlichte Konzept war ein Traum für Denkspiel- und Physik-Freaks: Ihr baut eine Brücke, die einem darüber fahrenden Zug standhalten muss. Was sich auf den ersten Blick sehr simpel anhört, entpuppt sich dank Schwerkraft sowie akkurater Belastungsphysik als eine heikle Nummer.

Das Hauptproblem von Bridge Builder & Co. ist die maue Präsentation und die schwere Zugänglichkeit für jene, die wenig mit Denkspielen am Hut haben. Schließlich baut ihr graue Brückenteile auf grauem Hintergrund und auch die Grafik während eines Testablaufs schreit nach Zweckmäßigkeit.

Hier kommt World of Goo ins Spiel, dass den drögen Ansatz in ein lustiges Spielchen verpackt. Ihr baut nämlich keine klassischen Brücken, die irgendwelche Belastungen standhalten müssen, sondern „nur“ ein Konstrukt von Start nach Ziel. Als „Material“ stehen euch die Goos zur Verfügung: kleine, runde Wesen mit großen Knubbelaugen, die sich wie Kaugummi zusammenkleben lassen. Entsprechend ist eure „Brücke“ kein festes Bauwerk und vielmehr eine lose, gummiartige Masse, die ständig hin und her wabbert.

Im Gegensatz zu Bridge Builder bastelt ihr in Echtzeit, weshalb jeder neu hinzugefügte Goo euer Werk gemäß den Gesetzen der Schwerkraft ins Wanken bringen kann. Zwar sind die Teile sehr elastisch, jedoch könnt ihr trotzdem keine Meterlange Querverbindung legen, ohne sie in irgendeiner Form abzustützen.

Zusätzliche Features wie ein starker Wind oder andersartige Goos, die beispielsweise mit Helium gefüllten Luftballon ähneln, lockern das Spielgeschehen langfristig auf. Bis zum Ende müsst ihr mit neuen Elementen und anderen Begebenheiten rechnen, was das Spieldesign äußerst verspielt und abwechslungsreich macht.

Zu guter Letzt ist die Präsentation zwar simpel, aber zugleich sehr charmant. Die Grafik erinnert an Zeichentrick, die Musik lebt immens von der Kreativität des Komponisten und am Rande wird sogar eine kleine Geschichte in Form von kurzen Zwischensequenzen erzählt, die durchaus dramatische Züge annimmt. Speziell der Soundtrack sorgt für eine unvergleichliche Atmosphäre, die ihr in der Form von einem Denkspiel überhaupt nicht gewohnt seid. Und genau diese Mischung macht World of Goo zu einem kleinen Meilenstein der Independent-Szene.