Game #92: Dragon Age Inquisition

092-Dragon_Age_InquisitionHersteller: BioWare
Creative Director: Mike Laidlaw
Development Directors: Benoit Houle & Adriana Lopez
Composer: Trevor Morris
Additional Composer. Ted Reedy
System: PC, PlayStation 4 & Xbox One
Jahr: 2014

An alle Geld gierigen Entwickler, die verzweifelt versuchen die noch verbliebenen Fans von Singleplayer-Spielen mit MMORPG-ähnlichem Konzeptrotz von ihrem mangelnden Gespür für gutes Leveldesign ablenken zu wollen: Lasst es einfach. Ihr kriegt es eh nicht hin. Elf Jahre nach World of Warcraft hat es oberflächlich betrachte nur einer geschafft: BioWare mit Dragon Age: Inquisition. Und bei genauerem Hinsehen funktioniert der Clou einzig deshalb, weil die Jungs auf den zweiten Blick ein herausragendes Weltendesign erstellt haben, das sowohl spielerisch als auch grafisch erstklassig ist.

Kein Witz: Die Geschichte hat mich so gut wie gar nicht interessiert. Sie stellt für mich eine dieser typischen „unfreiwilliger Auserwählter wird plötzlich zum Anführer für die „gute Sache““-Aufhänger, der zwar durchaus gut durchdacht ist und passend erzählt wird. Aber ehrlich gesagt kann ich mich kaum noch an irgendwelche Dialoge oder Plotdetails erinnern.

Nein: Dragon Age: Inquisition hat mich dank seiner Spielwelt regelrecht umgehauen. Die einzelnen Gebiete sind nicht nur groß, sondern grafisch ein Brett und voller entdeckungswürdiger Orte. Das Kampfsystem erinnert zwar fatal an die besagte MMORPG-Konkurrenz, nur sind selbst mir die ewig gleichen Gefechte Wurst, wenn ich dabei jedes Mal im Hintergrund eine andere Kulisse vor Augen habe.

Ganz davon abgesehen glänzen die Kämpfe mit einer Dynamik, die an perfekt choreographierte Animes erinnert. Dabei sind es weniger die optischen Kinkerlitzchen, die mich so begeistern, und mehr die fantastischen Soundeffekte, die selbst beim hundertsten Riss, aus dem die Gegner strömen, mit voller Wucht aus den Lautsprecherboxen krachen.

Hinter all meiner Begeisterung steckt eine gehörige Portion Ironie, denn es gibt rein auf dem Papier betrachtet noch einen zweiten Grund, weshalb ich Dragon Age: Inquisition eigentlich gar nicht mögen dürfte: Es ist ein Spiel von BioWare. Bei keinem anderen Top-Entwickler fiel es mir derart schwer, die Begeisterung der riesigen Fangemeinde und den Respekt meiner Kritikerkollegen nachzuempfinden. Zwar würde ich den Jungs zumindest eine Spiel des Jahres Trophäe zugestehen (2003 für Knight of the Old Republic), aber wirklich „spüren“ konnte ich die Liebe nie. Selbst Mass Effect ließ mich vergleichsweise kalt, insbesondere was den allerorts so beliebten zweiten Teil der Saga anbelangt.

Und nun versuchte sich BioWare an einem komplett anderen Konzept, das mir eigentlich völlig widerstrebt, und gewinnt mich ausgerechnet in einem der schwächsten Spielejahre überhaupt als einen ehrlichen Fan, der zumindest dieses eine Produkt ohne jegliches Objektivitätsgefasel lobpreisen möchte. Wunder gibt es immer wieder…

 

 

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