OST #93: Rome – Total War

093-Rome_-_Total_WarComposer: Jeff van Dyck
System: PC
Year: 2004

Das werdet ihr vermutlich nicht wissen, aber Jeff van Dyck ist ein alter Hase unter den Komponisten. Er werkelte bereits in den frühen 1990er Jahren und war vorrangig für Electronic Arts tätig. Dort machte er das, was irgendwer machen musste: die harmlos-langweilige Berieselungsmusik für die vielen Sportspiele, von FIFA Soccer bis NHL Hockey.

Gemeinsam mit dem Label The Creative Assembly sollte alsbald Schluss mit dem kreativen Leerlauf sein, denn der britische Entwickler hatte anderes im Sinn: einen Mischmasch aus Runden- und Echtzeit-Strategie. Geboren war die Total-War-Serie, die mit Shogun ihren Einstand feierte. Seither gibt es unzählige Fortsetzungen, von Napoleon über Empire bis hin zu Medieval. Jeff van Dycks war über lange Zeit der Hauptkomponist, dessen Soundtracks kaum auffielen – mit Ausnahme von Rome – Total War.

Van Dyck versteht, wie eine professionelle Musikproduktion auszusehen hat. Aber er tut sich hörbar schwer beim komponieren – ansonsten wäre seine Reputation eine andere. Umso mehr fällt seine Beitrag zu Rome auf, der euch ein kleines Highlight nach dem anderen auf das Spielfeld klatscht.

Laut eigenen Aussagen sei die Musik von Hans Zimmers Gladiator inspiriert. In der Tat imitiert er den selben Mix aus Heroismus und Barbarei, der das Spiel von heldenhaften Streifzügen bis todbringenden Schlachten charakterisiert. Allein die Komposition „Mayhem“ schafft das Kunststück, beide Richtungen zu vereinen und je nach eurer Laune die korrekte widerzuspiegeln. Sprich: Sie funktioniert sowohl in den Situationen, in denen ihr gewinnt als auch verliert, weil die Instrumente einerseits sehr schnell und andererseits sehr tief sowie extrem basslastig spielen. Anders ausgedrückt: Jeff van Dyck braucht schlappe dreieinhalb Minuten, um vom generischen Sportspielmusiker zum Komponisten des besten Musikstück des Jahres 2004 aufzusteigen.

„Barbarian Victory“ belegt als wohl beste Siegesfanfare des Strategiegenres die Theorie, dass in van Dyck ein bemerkenswerter und vor allem energiereicher Künstler steckt. Es scheint so, als ob er seine ganzen Stärken für diesen einen Score aufgehoben und auf einen Schlag umgesetzt hat. Deshalb verzeihe ich ihm sogar den in meinen Augen unnötigen Popeinschlag, den ihr mit dem Abschlusssong „Forever“ vollzieht und die Atmosphäre des alten Roms leicht verwässert – ganz davon abgesehen das der Song abseits der unpassenden Stilwechsels ebenso zu den besten seiner Zeit gehörte, die extra für ein Computerspiel geschrieben wurden.

 

 

 

Rome_-_Total_War