OST #94: The Hive

094-The_HiveComposer: Mark Stratford
System: PC
Year: 1995

„Bleibt also nur der eine Haken zu klären, der eine höhere Platzierung verhindert. Aber über den kann ich erst in ein paar Wochen reden…“: Das waren vor 47 Tagen meine Abschlussworte zu Mark Stratfords Deadly Tide – und heute kommt der Haken.

Mit The Hive gab Mark Stratford seinen Einstand in die Welt der Computerspielmusik und fürwahr: Es dürfte wohl auf ewig sein bester sein. Denn abseits von dem minimal schlechteren, weil leztlich zu ähnlich klingenden Deadly Tide und etwas 08/15-Rock, zu hören in Motocross Madness, hat der Mann nie wieder etwas veröffentlicht.

Es kommt noch schlimmer: The Hive ist der am höchsten platzierte Eintrag in dieser Top 365 der besten Computer- und Videospielsoundtracks, den es in keiner „reinen“ Form ohne Soundeffekte oder sonstige störende Geräusche gibt. Genau wie Deadly Tide ist das Spiel ein FMV-Shooter, dessen Musik direkt mit einem vorgerenderten Film gekoppelt und mit diversen Toneffekten sowie Sprachfetzen versehen wurde. Doch beim Quasi-Nachfolger gab es die Musik immerhin gratis auf einer Extra-CD, während von The Hive nur ein viel zu kurzes Medley existiert.

Ich wollte nun weiter darüber jammern, dass eine der allerbesten Kompositionen überhaupt niemals in seiner reinen Audioqualität veröffentlicht werden würde: Die Hintergrundmusik des ersten Levels von The Hive. Was Stratford hier für einen epochalen, mitreißend und technisch erstklassigen Aufbau hinlegt, ist in der Welt der synthetischen Orchestralkunst ungeschlagen. All die virtuellen Streicher, Bläser und Schlagzeuger peitschen sich gegenseitig zur absoluten Höchstform und lassen vergessen, dass hinter The Hive ein spielerisch katastrophaler FMV_Shooter steckt.

Das erstaunliche daran: Stratford versucht in keiner Weise, seine am Computer generierte Musik irgendwie zu verfremden, damit der Unterschied zwischen echtem und künstlichem Orchester nicht auffällt. Nein: Seine gewählten Instrumente sind derart gut umgesetzt, dass man den synthetischen Klang zwar merkt, aber nicht im geringsten bedauert.

Und dann, im letzten Moment, entdecke ich den unten verlinkten YouTube-Clip: Dort veröffentlichte Mark Stratford eine Demo, die sein Können demonstriert und seine kurze Karriere belegt. Und ab Minute 6:38 kommt genau dieses eine Musikstück in genau der perfekten Qualität, wie ich es mir bereits vor 20 Jahren (!) gewünscht hätte!

Dieses Musikstück ist meiner bescheidenen Meinung nach die beste Komposition des Jahres 1995 – einem Jahrgang, der bislang die meisten und stärksten Soundtrackhighlights überhaupt zusammengefasst hat, darunter solch Klassiker wie Chrono Trigger, wipEout oder Suikoden. Sie alle müssen sich zumindest diesen zweieinhalb Minuten beugen, die Mark Stratford für mich unsterblich gemacht haben.

 

 

The_Hive_[PC_CD]