Game #95: Metal Gear Solid 4

095-Metal_Gear_Solid_4Hersteller: Kojima Productions
Director: Hideo Kojima
Composers: Harry Gregson-Williams, Nobuko Toda, Shuichi Kobori, Kazuma Jinnouchi
Additional Composers: Norihiko Hibino, Takahide Ayuzawa, Takahiro Izutani, Yoshitaka Suzuki, Akihiro Honda, Sota Fujimori & Naoyuki Satō
System: PlayStation 4
Jahr: 2008

Eine Lehrstunde: Was ist das besondere an Hideo Kojima und seinen Spielen? Ist es der epische Ansatz hinter seinen Geschichten, deren Zwischensequenzen gerne mal länger andauern als eine zusammenhängende Zockersession? Oder die ausufernder, voller Details und Charaktere übersprudelnde Dialoge? Vielleicht die aufwändige Präsentation, die sichtlich Millionen von Dollars verschlingt?

Nein, das ist nicht der Grund, warum Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots so gut es: Es sind die gewagten Entscheidungen im Detail, die sich nur ein Mann wie Kojima traut.

Mal ehrlich: Ein etablierter Held wie Solid Snake altert überdurchschnittlich dank eines Geneffekts und ist plötzlich nicht mehr als ein verbitterter Greis – wie will man so eine Spielfigur dem Publikum schmackhaft machen? Oder schaut euch die völlig unterschiedliche Atmosphäre der fünf Akte an: Allein das dritte ist mit seinen matten, braunen Farben und seinem Städtesetting eine radikale Abkehr von allem, was die Serie ausmacht.

Kojima latzt uns diese ungewöhnliche Designentscheidungen vor die Füße und schafft es jedes Mal uns damit zu begeistern. Wo viele andere Titel, die sich etwas „Neues“ trauen, vom Publikum aufgrund der Unlust vor etwas Unbekanntem abgestraft werden, da wird bei Metal Gear Solid unentweg gejubelt über die mutigen Innovationen.

Die Schleich- und Actionmechanik geht endgültig eine unvergleichliche Symbiose ein, die kein anderes Spiel zu kopieren vermag. Obwohl es nur so vor Elementen wimmelt, kriegt Metal Gear Solid 4 stets die Übersichtskurve – eine Kunst, die sich ebenfalls über die gesamte Serie zieht.

Die Story an sich ist gar nicht mal so gut – jedenfalls im Vergleich zum unschlagbaren Serienerstling, der für meine Begriffe immer noch in einer ewigen Top Five spielt. Besonders so manche (Pseudo-)Sterbeszene zieht sich ewig in die Länge, während die Dialoge zwar gut geschrieben, aber nie und nimmer in der hiesigen Realität Gebrauch finden würden. Umso erfreuter bin über das Gegengewicht, denn in Metal Gear Solid 4 steckt verdammt viel Spiel und eben verdammt viel Abwechslung. Allein für das Finale inszenierte Kojima einen monumentalen wie perfekt spielbaren Boxkampf, dessen Steuerungsmechanik im ganzen, restlichen Spiel nirgends mehr vorkommt.

Legendär war auch der Aufschrei zu seiner Zeit, man könne das Spiel nicht für die Xbox 360 umsetzen – mangels Blu-ray-Laufwerk, dessen Speicherkapazitäten unbedingt notwendig seien. Die Größe und die grafische Brillanz betrachtet glaube ich Konami aufs Wort, dass eine Konvertierung mit massig Discwechseln und aufgrund der Produktion der vielen DVDs nicht rentabel genug gewesen wäre.

Bleibt nur die Frage: Wenn Konami damals so viele Kohle in Metal Gear Solid 4 investiert hat – warum nun dieser radikale Kurswechsel und die Abkehr von allen Triple-A-Ambitionen? Das Teil hat ja zu seiner Zeit nur lukrative Spiel des Jahres Preise gewonnen und die Gier aller Action-Adventure-Fans mehr als ausreichend befriedigt. Gottlob ist Kojima raus aus dem Verein.

 

 

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