Game #113: Rebel Assault

113-Star_Wars_Rebel_AssaultHersteller: LucasArts
Project Leader: Vince Lee
Composer: John Williams
System: PC
Erscheinungsjahr: 1993

Was ist das Schlimmste, was einem Top-Spiel passieren kann? Das es schlecht altert und innerhalb kürzester Zeit kaum mehr jemand die Lorbeeren von „damals“ versteht. Gerade im Bereich der Bits & Bytes ist es ein Fluch, der die frühen Pioniere des 3D besonders hart traf. Und kein anderer Titel leidet derart darunter wie Rebel Assault.

Jeder, der es anno 1993 gespielt hat, kann bestätigen: Das Ding war zu seiner Zeit ein Brett. Obwohl es bereits zuvor CD-Laufwerke für den PC gab, wusste kaum ein Spielehrsteller so recht etwas damit anzufangen. Es schossen diverse Ineractive Movies aus dem Boden, die spielerisch aber arg dünn waren (ich sage nur The 7th Guest). Doch dann kam LucasArts und sah in dem Medium die Chance, ihre legendäre Star-Wars-Saga auf ein neues Level zu hieven.

Fünfzehn Stages lang begleitet ihr Rookie One, der als Ersatz von Luke Skywalker die Galaxie retten und am Ende den Todesstern zerstören darf. Ihr bekommt jedes Mal einen vorgerenderten Film vorgesetzt, in dem ihr euch eingeschränkt bewegt und/oder imperiale Einheiten abballert. Würde man das Spielprinzip mit modernen Genres vergleichen, dann wäre der Begriff des Rail-Shooters am passendsten.

Das Konzept geht jedenfalls auf: Zwar seid ihr in Punkto Flugrichtig arg limitiert, jedoch müsst ihr trotzdem schnell reagieren und zahlreichen Objekten ausweichen. Rein vom Anspruch her bewegt sich Rebel Assault in der Nähe diverser Shoot’em Ups, wo ihr ebenso wenig die Scrollrichtung bestimmt. Gleichzeitig sorgten die vorgerenderten Filme damals für ein völlig neues Grafikniveau. Anstatt mickriger, per Hand gezeichneter Tie-Fighters saust ihr hier unter anderem über einen fetten Sternzerstörer oder rast pfeilschnell durch einen zerklüfteten Canyon.

Darüber hinaus sorgte die Technik mit einem interessanten Detail für Aufsehen: Es lassen sich Teile des Filmes „kaputt machen“, weshalb ihr beispielsweise beim besagten Sternzerstörer diverse Kanonen zu Klump schießen könnt. Des Weiteren hat sich Projektleider Vince Lee sichtlich bemüht, irgendwie Abwechslung in die stupide Ballerei zu bringen. So bestreitet ihr eine Stage zu Fuß und dürft dort sogar stetig zwischen zwei verschiedenen Wegen wählen.

Aus heutiger Sicht dürfte kaum jemand die Faszination von damals nachempfinden. Rebel Assault stammt aus einer Zeit, in der die Rendertechnologie in den tiefsten Kinderschuhen steckte. Was damals auf einem kleinen Monitor wie ein Kinofilm aussah, wirkt heute aufgrund des massiv angestiegenen Anspruchs und den deutlich größeren Fernsehbildschirmen wie ein einziger Grafikfehler.

Zudem leidet Rebel Assault heutzutage unter Steuerungsproblemen, weil das Spiel primär für alte Analog-Joysticks programmiert war und sich mit Maus, Tastatur und/oder Joypad grausig lenkt. Schade drum, denn der Schwierigkeitsgrad wäre selbst aus heutiger Sicht sehr fair ausbalanciert.

Meine Top 365 präsentiert jedenfalls die Spiele in dem Licht, wie ich sie kennengelernt habe. Deshalb kann ich gar nicht anders, als Rebel Assault abfeiern. Es war schließlich rein technisch betrachtet ein immens wichtiger Schritt in Richtung lebensechter Spielwelten – auch wenn das heute kaum mehr nachvollziehbar zu sein scheint.

 

 

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