Game #116: Magic Carpet

116-Magic_CarpetHersteller: Bullfrog
Executive Producer: Peter Molyenux
Project Manager: Les Edgar
Composer: Russell Shaw
System: PC
Jahr: 1994

Kleine Anmerkung bezüglich der Credits: Peter Molyneux wird dort „schnöde“ als Executive Producer aufgeführt, jedoch ist landläufig bekannt, dass er die leitende Kraft hinter Magic Carpet war und deswegen in meinen Augen als der Regisseur des Spiels bezeichnet werden kann. Jedenfalls wird keine andere Person als solcher tituliert, zudem auch kein „Project Leader“ oder ähnliches in der Anleitung zu sehen ist.

Nun zum Spiel: 1994 war ein grandioses Jahr, in denen zahlreiche Mega-Hits und All Time Classics erschienen sind – beispielsweise Final Fantasy VI, Super Metroid oder System Shock. Doch immer, wenn ich mit anderen Freaks und Geeks über diesen tollen Jahrgang rede und Magic Carpet als ernsthaften GOTY-Kandidat erwähne, ernte ich Widerspruch und Stirnrunzeln. Jedenfalls dürfte es kaum einen derart hoch gewerteten Titel geben, der heutzutage derart stiefmütterlich behandelt wird. Und ganz ehrlich? Ich verstehe es nicht.

Magic Carpet ist im Kern ein Ego-Shooter mit einem ordentlichen Schuss an Strategieelementen und einem völlig unverbrauchten wie genial inszenierten Szenario. Ihr kämpft um die Vorherrschaft von insgesamt 50 Landschaften, indem ihr Mana sammelt, Monster abballert und euch gegen eure Kontrahenten zur Wehr setzt. Diese fliegen genau wie ihr mit einem fliegenden Teppich über die arabisch-orientalisch angehauchte Welt, die neben viel Wüste, wenig Oasen und einer Handvoll Städte vor allem mit riesigen Bienen zu kämpfen hat.

Ja, diese vermaledeiten Bienen: Allein ihr summen kann euch in den Wahnsinn treiben. Auch darüber hinaus müsst ihr euch mit allerlei mutiertem Getier auseinander setzen, während euer persönlicher Heißluftballon die aus den Kadavern kullernde Mana einsammelt. Die benötigt ihr nicht zuletzt zur Anwendung eurer Zaubersprüche, vom einfachen Feuerball, über der Ausweitung eures Schlosses bis zur Unsichtbarkeit. Molyneux Populous-Wurzeln sind unverkennbar und gewähren euch am Ende auch solch schnieke Dinge wie Erdbeben oder Vulkanausbrüche.

In meinen Augen ist Magic Carpet nicht nur zu Unrecht ein gebrandmarktes Kind, sondern auch noch ein ungewöhnlich gut gealtertes Spiel. Das Fluggefühl auf dem Teppich ist bis heute unerreicht, vom direkten sowie nahezu gleichwertigen Nachfolger einmal abgesehen. Ihr schwebt und segelt in einem Affenzahn durch die Gegend, visiert problemlos all eure Gegner an und genießt eine für die damalige Zeit sehr adrette Grafik. Und auch Russell Shaws Soundtrack gehört zum besten, was der Mann in seinem Leben gezaubert hat.

Die einzige Schwäche, die ich sehe, ist die relativ hohe Abwechslungsarmut – ein bekanntes Problem nahezu aller Molyneux-Werke. Der Mann kann nun mal mehr Konzept anstatt Design. Aber mit dieser Agenda hat er einige fantastische Titel auf die Beine gestellt, jedenfalls bevor er mit seinen waghalsigen Versprechen nach und nach jeden Fan vergraulte. Magic Carpet ist meines Erachtens aus objektiver Sicht das zweitbeste Spiel, das der Brite zustande gebracht hat – hinter Populous, aber vor Syndicate, Theme Park oder Dungeon Keeper. Und es fällt mir weiterhin schwer zu akzeptieren, dass ich ziemlich alleine mit dieser Meinung bin.

 

 

Magic_Carpet