Game #123: Memoria

123-MemoriaHersteller: Daedalic
Director: Kevin Mentz
Composer: Dominik Morgenorth & Daniel Pharos
System: PC
Jahr: 2013

Obwohl ich ein großer Fan von Daedalic bin, hatte ich nicht mit Memoria gerechnet. Mir gefielen die lustigen Comic-Adventures á la Harveys Neue Augen oder Deponia einfach mehr als die eher ins Märchen abdrifteten The Night of the Rabbit oder Satinavs Ketten. Der Grund dafür ist schnell erklärt: So sehr ich die Adventures von Daedalic auch mag, so kritisch betrachte ich ihre Form der dramatischen Inszenierung… mit Ausnahme von Memoria.

Das Spiel knüpft direkt an die Geschichte von Satinavs Ketten an und ist doch etwas völlig eigenständiges. Ihr steuert zunächst Geron, der seine liebste Nuri von ihrer Rabengestalt zurück in einen Menschen verwandeln will. Auf seiner Suche nach einem „Heilmittel“ trifft er auf den fahrenden Händler Fahi, der ihm seinen Wunsch erfüllen möchte – aber nur, wenn er sich die Geschichte über Prinzessin Sadja anhört und ihm erklären kann, was mit ihr vor 500 Jahren geschah.

Memoria wechselt stetig zwischen zwei Erzählebenen: der aktuellen von Geron und der vergangenen von Sadja. Letztere wird durchweg in Form von Rückblenden oder Bucheinträgen erzählt. Das ist insofern wichtig, weil die Überlieferungen, die Geron findet, nicht immer vollständig sind. Die Lücken sorgen nur noch mehr dafür, dass Sadjas Schicksal bis zum Ende hin ein gut behütetes Geheimnis bleibt.

Es kommt noch besser: An einer ganz bestimmten Stelle entdeckt ihr den Garten des Vergessens. Dieser Garten ist der einzige Ort, den Satinav, seines Zeichen Wächter der Zeit, nicht einsehen kann. Weil nun Satinav alles aufschreibt, was je passiert ist, und auf diese Weise die Realität festhält, kann jeder, der in dem Garten war, irgendetwas erzählen und behaupten, dass es passiert sei. Allein dadurch wird die Geschichte wahr… bis Satinav einen Widerspruch entdeckt, woraufhin der Erzähler mit dem Tode bestraft wird.

Der Grund, warum ich den Garten erwähne: Die Idee dahinter ist absolut fantastisch und Ankerpunkt für eine in mehrerlei Hinsicht brillante Auflösung. Wirkt die Geschichte anfangs noch etwas gewöhnlich, so driftet sie gegen Ende in eine fabelhafte Erzählung, die im Adventure-Genre oder auch darüber hinaus viel zu selten ist. Daedalic gelang es somit, ihren einzigen Makel abzustreifen, und mich wieder einmal im positiven Sinne zu überraschen.

Der Rest vom Fest gehört zur gewohnten Qualitätsklasse. Die Rätsel sind clever, logisch sowie spaßig, die Dialoge sind sehr gut geschrieben, die Grafik lebt von seinem märchenhaften Flair und die deutsche Sprachausgabe ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Unterm Strich ist Memoria vielleicht nicht das beste Adventure von Daedalic, aber es ist das rundeste und stimmigste.

 

 

Memoria