Game #127: Demon’s Souls

127-Demon's_SoulsHersteller: FromSoftware
Director: Hidetaka Miyazaki
Composer: Shunsuke Kida
System: PlayStation 3
Jahr: 2009

Auch wenn ich nun seit ziemlich genau 32 Jahre zocke (und mich gerade unglaublich alt fühle), so war ich nie ein Fan von überschweren Spielen. Was bringt mir eine Herausforderung rein der Herausforderung wegen? Dahinter muss ein cleveres Konzept, eine anständige Belohnung und gewisse Form der Fairness stecken, die mir glaubhaft versichert: Die Entwickler wollen mich nicht nur einfach verarschen.

Demon’s Souls ist im Kern ein gewöhnliches Action/Rollenspiel, mit einer minimalistischen Story, einer technisch mittelmäßigen Umsetzung und einem unbarmherzigen Leveldesign. Rein auf dem Papier betrachtet darf es mir eigentlich gar keinen Spaß machen – und doch hat es Hidetaka Miyazaki geschafft, dieser alt Fuchs.

Die Welten von Demon’s Souls sind dreckig, die Kreaturen bösartig und die Umgebung steckt voller fieser Fallen. Da fehlt eine Absperrung? Keine Bange, dahinter stürzt ihr sicherlich zu Tode. Vor euch liegt ein langer, schmaler Gang? Sorgt euch nicht, hinter der kaum sichtbaren Nische zu eurer Linken versteckt sich in jedem Fall ein Feind. Der Endboss ist fünfmal so groß wie ihr? Natürlich braucht er nur zwei Schläge, um euch mit seiner Keule zu zermalmen.

Sterbt ihr, dann werdet ihr zurück zum letzten Rücksetzpunkt versetzt – und nein, der befindet sich selten direkt vor der Endgegnertür. Zudem verliert ihr sämtliche ergatterte Seelen, die ihr bei euren Kämpfen erbeutet habt und die Währung des Spieles darstellen, mit der ihr euch sowohl auflevelt als auch Rüstungen sowie Waffen kauft. Um sie zurück zu erhalten müsst ihr zurück an den Ort kehren, an dem ihr gestorben seid – was die nächste miese Nummer des Spieles ist, wenn es sich dabei um ein abgesperrtes Bossareal handelt.

Apropos Händler: Solche sind in jedem Spiel tabu und unempfindlich gegen euer Waffengeschick – nur nicht in Demon’s Souls. Nicht nur, dass ihr sie kaltblütig ermorden könnt: Bereits ein versehentlicher Schlag genügt und ihr könnt euch jedes weitere Geschäft mit dem Kerl abschminken. Wie kann man auch nur so nachtragend sein…

Was jetzt an diesem Teufelsspiel so toll sein soll? Die Vision und die Kompromisslosigkeit, die dahinter steckt. Zum einen finde ich es überaus beeindruckend, wie Miyazaki sich mal ganz nebenbei gegen sämtliche Marktforscher und Marketinganalysen widersetzt und einfach sein persönliches Ding durchzieht. Zum anderen steckt hinter der Bösartigkeit das Kalkül, den Spieler allein aufgrund seiner errungenen Taten zu belohnen.

Jeder ist skeptisch – beim ersten Anblick, in der ersten Spielstunde, bis zum ersten Endgegner. Doch sobald der nach zig Versuchen fällt, ist der Bann gebrochen und ihr seid unwiderruflich dem Fluch der Sucht ausgeliefert. Die Befriedigung, einen der Bosse in Demon’s Souls geknackt zu haben, ist unvergleichlich. Und danach wollt ihr es immer wieder erfahren – selbst wenn es Tage oder gar Wochen dauert, bis er es erneut schafft.

Des Weiteren hat Miyazaki die Zeichen der Zeit erkannt und das Spiel bewusst so konzipiert, dass es ohne Hilfen im Internet kaum vernünftig spielbar ist. Ein Erfahrungsaustausch mit anderen Spielern ist ein Muss und wird in Demon’s Souls durch das Hinterlassen von kleinen Botschaften forciert. Zudem seht ihr im Online-Modus die Blutlachen anderer gescheiterter Helden, die euch per Klick die letzten zehn Sekunden des Getöteten zeigen. Was auch sonst?

 

 

Demon's_Souls