Game #128: Super Mario Galaxy

128-Super_Mario_GalaxyHersteller: Nintendo
Director: Yoshiaki Koizumi
Composer: Mahito Yokota
Additional Composer: Kōji Kondō
System: Wii
Jahr: 2007

Viele Jump’n’Runs sind ganz nett und tun nicht weh. Die meisten sind wenig innovativ und kinderleicht. Woran das liegt? Ganz einfach: an den Limitierungen des Genres. Denn sobald ich Dinge wie Ballern, Rätsel oder Wettkampf hinzufüge, droht das Jump’n’run zu einem Action- , Adventure oder Sportspiel zu werden. Es gibt nur eine Firma, die seit Jahrzehnten ihren Hüpfwurzeln treu bleibt, sich in feinster Regelmäßigkeit neu definiert und zurecht unzählige Höchstwertungen kassiert. Die Rede ist natürlich von Nintendo und Super Mario.

Wobei anno 2007 auch keiner so Recht mehr an ein Wunder dachte. Was sollte schließlich nach solch Knallern wie Super Mario Bros., Super Mario Bros. 3 oder Super Mario 64 folgen? Nintendo hatte bereits alles in 2D und in 3D modelliert, was die Leveldesignphilosophie des Genres hergab.

Jeder sieht sowohl das Konventionelle als auch das Besondere hinter Super Mario Galaxy. Wieder lauft und springt ihr durch die Gegend, mit dem Ziel den Levelausgang zu erreichen und Power-Sterne zu hamstern. Waffen sind größtenteils tabu, weshalb ihr euch primär mit dem obligatorischen Hopser auf des Gegners Kopf wehrt. Dazu kommen ein paar Endbosse und die in Super Mario 64 ausgetüftelte Levelstruktur mit ihren unzähligen Geheimnissen, dank der sich mehrmaliges Spielen der einzelnen Abschnitte auch wirklich lohnt.

Der entscheidende Unterschied ist nicht das Konzept sondern die Umgebung: In Super Mario Galaxy fliegt ihr buchstäblich von einem Planeten zum nächsten. Jeder stellt für sich betrachtet einen eigenen Levelabschnitt dar, weshalb ihr nahtlos vorwärts, seitwärts oder gar auf dem Kopf marschiert. Ist eine Röhre in Sicht, dann gelangt ihr über sie ins Innere und dürft euch im hohlen Kern eines Planeten austoben.

Optisch erinnert das Spiel an eine Science-Fiction-Version von Super Mario Bros.. Über die obligatorische Oberwelt erhaltet ihr Zugang zu allen Galaxien und deren Planeten, die ihr mit genügend bunten Sternenteilen frei schaltet. Diese wiederum sammelt ihr im Laufe eures Abenteuers indem ihr sie mit der Wiimote anvisiert. Das auf diese Weise abverlangte Multitasking ist weder simpel noch nervig und einfach eine von vielen perfekt integrierten Spielmechaniken.

Die Sternenteile lassen sich im übrigen auch als Geschosse anwenden, um Gegner zu betäuben. Insofern könnte man lästern, dass Super Mario Galaxy dann doch mehr als ein Hüpfspiel sei. Allerdings ist dieser „Actionanteil“ eher als ein kleiner Bonus anzusehen, der das Spiel nur im Detail bereichert und nicht gleich über eine unsichtbare Genregrenze schubst.

Die wohl größte Überraschung kommt aus der Grafikabteilung: Die Art Direction ist für damalige Zeit Referenz verdächtig und räumte anno 2007 gar den einen oder anderen Preis gegenüber solch Größen wie Call of Duty 4 oder Crysis ab. Nach Super Mario 64 gelang es Nintendo zum zweiten Mal mit einer limitierten Hardware sowie einem eher schlicht gehaltenen Comic-Stil eine zauberhafte, detaillierte und kunterbunte Kulisse zu realisieren. Und auch der Soundtrack, der erstmals in der Geschichte der Serie von orchestralen Themen begleitet wird, zeigt: Nintendo wollte mehr als ein schnödes Jump’n’Run… sie wollten das beste, das es je gegeben hat.

Haben sie dieses Ziel erreicht? Ist das überhaupt wichtig? Super Mario Galaxy ist ein grandioses und nahezu fehlerfreies Spiel. Mehr braucht es doch nicht.

 

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