Game #132: Lone Survivor

132-Lone_SurvivorHersteller: superflat games
Game by: Jasper Byrne
Composer: Jasper Byrne
System: PC, Macintosh
Jahr: 2012

Silent Hill ist tot. Oder besser gesagt: Es verdient in Würde zu ruhen, so oft wie Konami die Kultserie gegen die Wand gefahren und ihre Fans vor den Kopf gestoßen hat. Wir sollten aufhören zurück zu schauen, unseren Blick nach vorne richten und uns ernsthaft fragen: Wo sind die von Fans gemachten Hommagen, die den Geist der besten Horrorepisoden für komplett neue Projekte einfangen?

Bislang gibt es nur einen wirklich gelungenen Silent Hill-Nachahmer und der sieht nicht einmal wie ein solcher aus. Jasper Byrne werkelte nahezu im Alleingang an Lone Survivor, einer mehr als offensichtlichen Independentproduktion. Während er beim Sound durchaus die Magie des Akira Yamaokas mit eigens komponierten Melodien zu vereinen wusste, gingen ihm bei der Produktion der Grafik die Ressourcen aus. Ergo verzichtete Byrne vorneweg auf komplexe 3D-Bauten und entschied sich für einen simplen 2D-Stil, deren Zeichnungen mit extra dicken Pixeln versehen sind.

Dank gedämpfter Farbpalette und geschickt gewählter Filter schaut das Spiel trotzdem ansehnlich anstatt altbacken aus. Selbst die Spielfigur und die bizarren Monster, gegen die ihr euch irgendwie zur Wehr setzen müsst, besitzen Charme, obwohl sie rein die Darstellung in Betracht gezogen von einem Dreijährigen stammen könnten.

Die Story ist schnell erklärt: Ihr seid nach einem verheerenden Virusbefall einer der letzten überlebenden Menschen, der sich seit geraumer Zeit in seinem Hotelzimmer versteckt. So langsam gehen ihm die Vorräte und Nerven aus, weshalb er trotz der mutierten Kreaturen, die in den Fluren umher schleichen, einen Weg nach draußen sucht. Dabei trifft er auf weitere ominöse Gestalten, die euch klipp und klar suggerieren: Hier geht es ganz unabhängig von der Seuche Silent-Hill-like nicht mit rechten Dingen zu…

Das Kampf- und Verstecksystem ist simpel, eure Spielfigur muss regelmäßig mit Essen versorgt werden und optische Abwechslung ist Mangelware. Trotzdem ist die Atmosphäre enorm dicht und die Identifikation mit der eigenen Spielfigur sehr stark. Ihr fürchtet euch, ihr fühlt mit und ihr entwickelt einen eisernen Willen, nach draußen ins Freie zu gelangen, obwohl die Hoffnung auf irgendetwas Positives verschwindet gering erscheint. Gerade letzteres ist normalerweise ein Problem für mich, weshalb ich mit vielen postapokalyptischen Szenarien nicht klar komme. Trotzdem schafft es Lone Survivor mich bis zum Ende zu motivieren

Jasper Byrne zeigt auf beeindruckende Weise, das mit etwas Phantasie alles möglich ist. Schließlich wäre Lone Survivor mit Einschränkungen auch auf einem C64 möglich gewesen – und jetzt stellt euch mal so einen Kracher anno 1984 beziehungsweise fünfzehn Jahre vor dem ersten Silent Hill vor…