OST #143: Ultima IV – Quest of the Avatar

143-Ultima-4Composer: Kenneth W. Arnold
System: C64
Year: 1985

Ich schimpfe immer so oft über die Nintendo-Soundtracks und dass deren Beliebtheit mehr durch die genialen Spiele anstatt der Musik an sich herrühren. Persönlich versuche ich dies penibelst zu trennen – aber auch mir gelingt das sicherlich nicht immer. Und wenn es einen Kandidaten in meiner Liste gibt, der massiv von meiner Euphorie bezüglich des eigentlichen Spielerlebnis profitiert, dann heißt er Ultima IV – Quest of the Avatar.

Der Soundtrack umfasst gerade mal 435 Sekunden oder etwas mehr als sieben Minuten – was sich nicht gerade vielversprechend für eines der umfangreichsten Spiele seiner Zeit klingt, in dem ihr selbst dann locker 20 Stunden versenkt, wenn ihr bereits die gesamte Welt in- und auswendig kennt. Dazu kommt, dass die Musik praktisch ununterbrochen läuft und nur von den regelmäßigen Ladepausen der C64-Version für ein paar Sekunden eingefroren wird. Sieben Minuten Dauergedudel für über 20 Stunden? Das kann doch nicht funktionieren…

…und doch hat es Kenneth W. Arnold hingekriegt. Genau genommen hatte der Mann bereits zwei Jahre zuvor für Ultima III – Exodus einen ähnlich konzipierten Score gefertigt, der allerdings stellenweise sehr quäkig klingt. Die insgesamt neun Musikstücke, auf die sich die sieben Minuten von Quest of the Avatar verteilen, sind hingegen von einer wundervollen Schlicht- und Reinheit.

Man nehme allein die Oberweltmusik, die ihr mit gebührendem Abstand am meisten zu hören bekommt: Das ist eine simple, launige Melodie, in der ihr den trällernden Lautenspieler regelrecht spürt. Als Kontrast dient das Dungeonthema, das trotz gleicher Instrumentation eine eher schaurige und unheimliche Atmosphäre vermittelt. Oder wie wäre es mit der Musik, die in Lord Britishs Schloss ertönt und erhabener kaum sein könnte?

Ja, Sapperlot, genau in diesem Moment, in der ich den Text schreibe und dem Soundtrack zur Inspiration lausche, da fällt mir auf, welch Kunststück Kenneth W. Arnold vollbracht hat: Er nutzt für jede Melodie das gleiche Instrumentenset und erzeugt die vielschichtige Atmosphäre, die sich durch das gesamte Spiel zieht, allein durch seine geschickt gewählten Kompositionen. Oder aber meine subjektiven Gefühle für Ultima IV – Quest of the Avatar spielen mir den bösesten aller Streiche. Wer weiß das schon?

 

 

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