Game #151: Murder on the Mississippi

151-Murder_on_the_MississippiHersteller: Activision
Created by: Adam Bellin
Music by: Ed Bogas
System: C64, Apple II, NES
Jahr: 1986

Wie hieß das erste Adventure für den C64, das komplett ohne Texteingaben auskam? Maniac Mansion? Nein, nicht ganz. Bereits ein Jahr zuvor veröffentlichte Activision die Mörderhatz Murder on the Mississippi, für die ihr euch bequem mit eurem Joystick in euren Sessel fläzen könnt. Bevor mir einer mit noch älteren Kandidaten wie Zim Sala Bim, Borrowed Time oder Labyrinth kommt: Dort müsst ihr an manchen Stellen zur Tastatur greifen und per Hand Kommandos eingeben… wenn auch nicht durchweg.

So oder so wirkt Murder on the Mississippi am ehesten wie ein ausgereifter Vorläufer der Lucasfilm-Games-Dynastie. Ihr übernehmt die Rolle von Detective Sir Charles und seinem treuen Assistenten Regis, die sich beide auf einem Luxusdämpfer befinden. Während ihrer harmlosen Spaziergänge stoßen sie auf die Leiche eines Mannes, der ermordet wurde. Eure Aufgabe besteht freilich darin, den Täter zu entlarven – und bitte bevor das Schiff das Festland erreicht.

Acht Verdächtige stehen zur Auswahl, darunter ein bewaffneter Philanthrop, ein strenger Richter, die Witwe eines Millionärs oder Kapitän höchstpersönlich. Ihr könnt euch frei auf dem Schiff bewegen und die meisten der 29 Türen problemlos öffnen. Nur wenige sind verschlossen, wofür ihr den Maschinist um Hilfe bitten müsst.

Bei euren Untersuchungen entdeckt ihr zahlreiche Hinweise und irgendwann auch die gut versteckte Mordwaffe. Darüber hinaus müsst ihr die Verdächtigen befragen und ihre Aussagen in Form von Notizen festhalten. Erst wenn ihr diese anderen zeigt, könnt ihr weitere, wichtige Schlussfolgerungen ziehen.

Das ist auch das Hauptproblem von Murder on the Mississippi: Wer nicht exakt den von den Desigern verlangten Wortlaut anklickt, der hat keine Chance den Fall zu lösen. Zudem sind manche Kabinen mit tödlichen Fällen präpariert, denen ihr nur äußerst schnellen Reaktionen ausweichen könnt.

Anhand dieser Probleme merkt man schnell, dass das Adventure-Genre wahrlich in den Kinderschuhen steckte. Und doch ist es ein faszinierendes Spielchen, was aufgrund der revolutionären Steuerung, der starken Präsentation (die selbst während der Ladepausen mit ihrer vergnüglichen Musik gefällt) und der stimmigen Kulisse Spaß macht – auch wenn man ohne Komplettlösung oder sehr viel Try-&-Error-Willen kaum zum Ende gelangt.

Im übrigen gehörte Murder on the Mississippi zu den ersten Adventures überhaupt, von denen es eine deutsche Version gibt. Nach einer Anekdote hatte sich Happy-Computer-Redakteur Boris Schneider (der heute Schneider-Johne heißt) auf eigene Faust per Diskettenmonitor in die Dateien des Spieles reingehackt, die englischen Texte übersetzt und das Ergebnis Activision zukommen lassen. Der Lohn der Mühe: Er bekam Übersetzungsaufträge für sämtliche Adventures aus dem Hause Lucasfilm Games von Maniac Mansion bis Indiana Jones and the Fate of Atlantis.

 

 

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