Hersteller: Commodore
Written by: Horaoki Suga (Rally-X), Bill Hindorff (Radar Rat Race)
System: VC 20, C64
Jahr: 1981, 1982

Die Liste ist vollgetränkt mit besonders persönlichen Entscheidungen, bei denen mir eine objektiv positive Beurteilung schwer fällt. Aber Radar Rat Race schlägt sie alle, denn im Grunde gibt es nur einen einzigen, total bescheuerten Grund, warum dieses uralte Commodore 64-Spiel den Sprung geschafft hat: Meine Damen und Herren, ich präsentiere Ihnen hiermit das erste Computerspiel, das ich je in meinem Leben gespielt habe.

Ihr steuert eine Maus und flitzt durch ein Labyrinth voller… Käse. Den müsst ihr einsammeln und dürft euch dabei aber nicht von den anderen Mäusen, die euch hinterher jagen, erwischen lassen. Zur Verteidigung steht euch ein ominöser, glitzernder Staub zur Verfügung, den ihr absondern und somit die gegnerischen Mäuse für ein paar Sekunden lahmen legen könnt. Zwischendurch begegnet ihr auch noch Katzen, die aber steif herumstehen und mit denen ihr „nur“ nicht kollidieren dürft.

Wie jedes andere Spiel aus der damaligen Zeit ändert sich im Laufe der Levels nicht gerade viel. Die Spielgeschwindigkeit erhöht sich, der Labyrinthaufbau variiert und alle paar Runden müsst ihr den Käse möglichst schnell sammeln, bevor die bis zum Abschluss eines Zeitlimits still stehenden Mäuse plötzlich mit einem Affenzahn los zischen.

Die Grafik ist schlicht, das Scrolling ruckelt wie Sau und die Musik ist grauenhaft düdelig – was mir schon als Kind von sechs Jahren bewusst war (hoffe ich). Rein spielerisch betrachtet ist Radar Rat Race keine graue Maus, aber eben auch beileibe keine Sternstunde der Spielegeschichte. Es ist ein niedlicher Arcadetitel, dessen Herkunft ein Eckchen interessanter ist als der eigentliche Inhalt.

Denn wer sich das Video anschaut und sich ein wenig mit alten Spielhallenautomaten auskennt, der denkt sich vermutlich: „Das kenne ich doch…“. In der Tat ist Radar Rat Race die offiziell lizensierte Commodore-64-Version von Namcos Rally-X. Dort geht es jedoch nicht um Mäuse und Käse, sondern um Autos und Flaggen, die ihr einsammelt. Auch fehlt natürlich von den Katzen jedwede Spur, die im Original schnöde Steine sind – was dann auch erklärt, warum die einfach nur dumm in der Gegend herumstehen…

Um ehrlich zu sein: Auch nach über dreißig Jahren ist mir die C64-Version sympathischer. Sie hat zwar technisch keine Chance gegen das Original, doch gehe ich lieber mit einer knuffigen Maus auf Käsejagd anstatt mit einem Auto langweilige Flaggen zu kassieren.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass Radar Rat Race bereits ein Jahr zuvor für den Commodore VC 20 erhältlich war. Diese Version erschien zuerst in Japan und unter dem Originalnamen Rally-X, inklusive Autos, Flaggen und Steine. Legenden nach ließ Commodore das Spiel erst für den amerikanischen und europäischen Markt ummodeln, weil man für die Urfassung hierzulande keine vernünftigen Absatzchancen sah.

In einem VC-20-Retroforum stieß ich auf die Namen Hiroaki Suga und Bill Hindorff. Der erste wird im Vorspann von Rally-X und der zweite von Radar Rat Race erwähnt. Wer für die C64-Version verantwortlich war, scheint kein Mensch mehr zu wissen.