Game #212: Zero Escape – Virtue’s Last Reward

212-Virtue's_Last_RewardHersteller: Chunsoft
Director & Writer: Kotaro Uchikoshi
Composer: Shinji Hosoe
System: Nintendo 3DS, PlayStation Vita
Jahr: 2012

Ihr steht auf Interactive Novels und wollt gleichzeitig was zum Rätseln haben? Dann besorgt euch ohne Umschweife Zero Escape: Virtue’s Last Reward für Nintendo 3DS oder PlayStation Vita. Denn mehr Adventure geht kaum.

Die Prämisse klingt zunächst abgedroschen: Ihr wurdet entführt und mit acht weiteren Personen in einen Bunker gesperrt. Jeder trägt eine Uhr, die den persönlichen Punktestand anzeigt. Sobald einer oder mehrere die Höchstzahl erreicht haben, dürfen die betreffenden den Bunker verlassen. Alle anderen müssen hingegen auf immer und ewig dort versauern. Die Punkte wiederum werden durch gemeine Psychospielchen nach oben oder unten korrigiert, in denen die Gefangenen sich entscheiden müssen: Vertrau ich meinem Gegenüber oder betrüge ich ihn?

Was sich wie ein billiger Horrorfilmabklatsch anhört, steigert sich zu einem der brillantesten und komplexesten Plotverläufe, die er je in Handheldform zu Gesicht bekommen habt. Abhängig von euren Entscheidungen bekommt ihr völlig neue Räume und Handlungsebenen zu Gesicht. Dabei könnt ihr jederzeit das allumfassende Flow-Diagramm aufrufen und zu einem bereits gespielten Zeitpunkt zurückspringen, um einen anderen Weg einzuschlagen. Der Clou: Der Protagonist besitzt die außergewöhnliche Gabe, sich an die jeweiligen Verläufe erinnern zu können. So sammelt ihr auf verschiedenen Handlungssträngen, die wie Parallelwelten nebenher verlaufen, immer mehr Informationen, die letztlich zum Erlangen des endgültigen (!) Storyendes und der finalen Auflösung, warum ihr überhaupt entführt wurdet, essentiell wichtig sind.

Dazwischen müsst ihr euch mit einer Handvoll richtig schwerer Rätselräume auseinander setzen, in denen ihr wie in einem klassischen Adventure Objekte kombiniert und unzählige Schalter sowie Knöpfe ausprobiert. Deren Schwierigkeitsgrad ist zwar eine Spur zu hoch und selbst für versierte Puzzlefreunde eine biestige Herausforderung – aber wer sich zusammenreißt und wirklich nur im absoluten Nervnotfall in eine Komplettlösung linst, der darf sich auf über 20 Stunden Adventurespaß freuen.

Die arg laberlastigen Dialoge, die ihr beim ersten Ansehen einer Zwischensequenz auch nicht beschleunigen dürft, sind der andere und einzig weitere Nachteil eines gigantischen Spieles, das in Sachen Storykomplexität locker mit solch Größen wie Metal Gear Solid mithalten kann. Nebenbei bemerkt handelt es sich um eine Fortsetzung zum Nintendo-DS-Titel Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors, das ich persönlich aus Zeitgründen bislang nur halb durchgespielt habe. Zwar gibt es ein paar Zusammenhänge zwischen den Geschichten beider Spiele, jedoch lässt sich Zero Escape komplett ohne Vorkenntnisse des Vorgängers spielen.

 

Virtue's_Last_Reward