Game #214: Phoenix Wright – Ace Attorney

214-Phoenix-WrightHersteller: Capcom
Director: Shu Takumi
Composer: Masakazu Sugimori (GBA), Naoto Tanaka (DS)
System: Game Boy Advance, Nintendo DS (Remake)
Jahr: 2001, 2005 (Remake)

Der Titel steht stellvertretend für das gesamte Franchise rund um Phoenix Wright, das ich gerne mit einer typischen Anwaltsserie vergleiche. Die erfindet sich auch eher selten neu, funktioniert aber erstaunlich gut und erstaunlich lange – vertrackte, spannende Kriminalfälle gehen schließlich immer.

Ähnlich schaut es bei Phoenix Wright: Ace Attorney aus, wobei trotz der sichtbaren Thematikverbundenheit aufgrund anderer Gründe. Gleichwohl ihr einen Starverteidiger spielt, ist dieser nicht mit Perry Mason, Benjamin Matlock oder Alan Shore zu vergleichen. Phoenix Wright ist eine Comicfigur, die gerne mal eins auf den Sack bekommt, schnell überfordert mit der Gesamtsituation ist und sich leicht aus dem Konzept bringen lässt, während der Staatsanwalt gegenüber nur so vor Selbstbewusstsein strotzt. Dieses muss der Spieler selbst aufbringen, damit er vor Gericht seinen Mandaten verteidigen, seine Unschuld beweisen und den wahren Schuldigen ausfindig machen kann.

Getrennt in eine Ermittlungs- und eine Verhandlungsphase, erinnert Phoenix Wright an eine Parodie des alten Perry-Mason-Textadventures. Es ist vom Spieldesign her bedeutend fairer und zugänglicher, doch der eigentliche Reiz liegt sowieso im bizarren Humor begraben. Besonders vor Gericht wird dermaßen dick aufgetragen und übertrieben, dass mir die Lachtränen aus den Augen strömen. Mein ganz persönlicher Lieblingscharakter ist mit weitem Abstand der Richter: Der alte Mann mit dem Bart, der eigentlich die Autorität pur verkörpern soll (und dies in wirklich dramatischen Situation auch vermag), lebt von einer bemerkenswerten kindlichen Naivität, weshalb man ihn eigentlich nur lieb haben möchte.

Die Präsentation vertraut schlichter Comicgrafik und die Steuerung reduziert sich auf das Anklicken weniger Dialogoptionen sowie dem Vorzeigen von Beweismaterial, mit dem ihr die Aussage eines Zeugen in Frage stellen oder gar eine Lüge aufdecken sollt. Während dahinter gerade genug Spieltiefe steckt, damit Phoenix Wright nicht zum doofen Selbstläufer sondern zu einem cleveren Adventure verkommt, ist es der fantastische Soundtrack von Masakazu Sugimori, der aufgrund seiner dynamischen Entwicklung ein Höchstmaß an Dramatik erzeugt.

Lange Zeit sah es im übrigen danach aus, dass die Serie in Japan bleiben sollte. Die Ur-Version für den Game Boy Advance erschien bereits 2001 unter dem Namen Gyakuten Saiban. Erst mit dem Einzug des Nintendo DS traute sich Capcom überraschenderweise an eine Übersetzung und addierte auf die vier bereits existierenden Fälle einen weiteren dazu. Der Erfolg reichte aus, weshalb bislang alle weiteren Episoden mit Ausnahme eines Spinoffs ebenso den Weg hierher fanden.

 

 

Gyakuten_Saiban