Game #247: Alter Ego

247-Alter_EgoHersteller: Activision
Designed & Written by: Peter J. Favaro
System: Apple II, C64, PC
Erscheinungsjahr: 1986

Der Mensch hat nur ein Leben – zumindest soweit wir wissen. Und weil wir ungern Dinge dem Zufall überlassen, überlegen wir uns immer mehr, wie wir dieses „Problem“ umgehen könnten. Dazu gehört auch das Zocken von Spielen, wo man bar jeder ernsthaften Gefahr Abenteuer erlebt, Welten rettet und in unzählige Rollen schlüpft. Selbst das andere Geschlecht ist für jedermann und jede Frau greifbar nah.

Früh reifte der Traum einer waschechten Lebenssimulation, die in der heutigen Zeit ansatzweise dank Sims oder Second Life gar existiert. Freilich gleicht solch ein Unterfangen einem Fass ohne Boden – wie soll man schließlich ein Programm erstellen, dass das komplette Leben simuliert?

Peter J. Favaro wollte es trotzdem versuchen – und das bereits anno 1983 (!). In dem Jahr kam ihm erstmals die Idee zu Alter Ego, einem Spiel, bei dem man ein ganzes Leben in sieben verschiedenen Altersstadien (vom Kleinkind bis zum alten Greis) durchlebt. Als ein Doktor der Psychologie wertete er hunderte von Fragebögen aus und erstellte darauf aufbauend unzählige Situationen, mit denen der Spieler konfrontiert wird. Dabei verzichtet Favaro mit Ausnahme weniger Icons auf eine grafische Darstellung und vertraut voll und ganz der Macht des geschriebenen Wortes.

Doch der Reihe nach: Zu Beginn könnt ihr einen kleinen Charaktertest absolvieren, bei dem ihr verschiedene Fragen mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet und so eure grundlegende Persona formt. Interessant hierbei ist gleich die erste Frage, die nämlich von euch wissen möchte, ob ihr versucht stets die Wahrheit zu sagen…

Danach befindet ihr euch… im Mutterleib! Wollt ihr nun lautlos die Welt betreten, euren ersten Kampf gegen Doktoren wie Geburtshelfern bestreiten oder doch noch lieber etwas im Warmen liegen bleiben? Es ist eure Entscheidung. Und so funktioniert praktisch das gesamte Spiel: Ihr wählt ein Bildchen aus, hinter der sich eine Situation „versteckt“, und müsst euch am Ende in irgendeiner Form entscheiden. Mein dramatischstes Erlebnis ereignete sich in der Kindheitsphase: Dort wollte sich mein „bester Freund“ vom Dach des Schulgebäudes stürzen. Ich versuchte ihm zur Hilfe zu eilen und ihn runter zu holen. Doch am Ende rutschte er aus, hielt sich an der Dachrinne fest und stürzte zu Tode, weil mein nervöser Charakter ihn nicht rechtzeitig retten konnte.

Alter Ego gab es in zwei Versionen: eine männliche und eine weibliche. Gleichwohl ihr kaum aus dem Stereotypen eines 80er Jahre Amerikaners entwachsen könnt, ist es erstaunlich, welch vielschichtige Möglichkeiten die Simulation bietet (wobei ich lieber von einem Adventure reden möchte, zumindest was das Spielkonzept anbelangt). Sei es heiraten, Kinder kriegen oder Karriere machen: In Alter Ego bestimmt ihr selbst, welchen Schwerpunkt euer virtuelles Leben haben soll. Und das in einem Titel, der fast 30 Jahre alt ist.

 

 

Alter_Ego