Game #254: Jet Set Radio

254-Jet_Set_RadioHersteller: Smilebit
Director: Masayoshi Kikuchi
Composer: Hideki Naganuma
System: Dreamcast
Jahr: 2000

Um die Jahrtausendwende kristallisierte sich immer mehr heraus, welche altgedienten Genres noch von Belang sind und welche mangels potenzieller Innovationen langfristig in der Versenkung verschwinden würden. Für das klassische Jump’n’Run sah es nicht wirklich gut aus: Dank der Etablierung von Story-, Shooter- und RPG-Elementen driftete das ehemals unbeschwerte Konzept immer häufiger in Richtung Action/Adventure ab. Was sollte schließlich eine Spielfigur, die im Prinzip nur laufen und nur springen kann, noch bieten können?

Sega und Smilebit fanden eine interessante Lösung in Form von Jet Set Radio. Als einer der wichtigsten Dreamcast-Titel sorgte bereits der Anblick der Grafik für großes Staunen: Dank der „brandneuen“ Cel-Shading-Technologie glich sie mehr einem Zeichentrickfilm als einem Videospiel. Zwar ist das Charakterdesign sehr „eigen“, aber in sich stimmig und passend zur hippen Umgebung.

Und „hip“ ist hier besonders wichtig: Ihr brettert auf Inlineskatern durch die Straßen einer Großstadt und besprüht Wände mit dem Graffitilogo eurer Gang. Die wiederum konkurriert gegen andere Gruppierungen und muss sich obendrein mit den immer heftigeren Verteidigungsmaßnahmen der Polizei auseinander setzen. Im Laufe der Geschichte müsst ihr jedenfalls mit Tränengaseinsatz, Hubschraubern und sogar fetten Panzern rechnen.

Jet Set Radio spielt sich nicht gerade leicht, eben weil ihr auf Inlineskatern unterwegs seid und bereits solch normalerweise „simplen“ Dinge wie anhalten oder gezieltes Springen eine echte Herausforderung darstellen. Habt ihr hingegen etwas Übung, dann flitzt ihr gekonnt von einem Ende zum anderen und grindet locker á la Tony Hawk’s Skateboarding über Plattformkanten oder jegliches Geländer.

Die starke Musik von Hideki Naganuma trägt ebenso zum Gesamtbild bei, genau wie das schön abwechslungsreiche Leveldesign. Selbst das Sprühen der Graffitis ist cool gemacht: Bei kleinen reicht ein einfacher Knopfdruck, bei großen müsst ihr eine kleine QTE-Sequenz bestreiten, in denen ihr vorrangig Halbkreise per Analogstick nachzeichnet. Dabei wechselt die Kameraperspektive regelmäßig nach jeder erfolgreichen Bewegung und sorgt automatisch für einen subtilen Druck, wenn die Bullerei plötzlich näher und näher anrückt.

Aus heutiger Sicht ist Jet Set Radio etwas schwer zugänglich, speziell weil die Steuerung wenig Fehler verzeiht und ihr selbst bei kleinen Stolpereien nahezu vollständig euren Speed verliert. In dem Zusammenhang empfehle ich deshalb das Spielen des Dreamcast-Originals, denn die zwölf Jahre später (!) erschienenen Versionen für Xbox 360 und PlayStation 3 fühlen sich etwas bockiger und sperriger an. Sega hat nicht ohne Grund damals viel investiert und das Baby speziell für ihre zum Sterben verurteilte Dreamcast entwickelt. Das Leben kann manchmal ganz schön ungerecht sein…

 

 

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