Game #256: Wings of Fury

256-Wings_of_FuryHersteller: Broderbund Software
Original Concept: Steve Waldo (Apple II)
Programming: Colin Fox (Amiga)
Music: Krisjan Hatlelid (Amiga)
System: Apple II / Amiga
Jahr: 1987 / 1990

Warum spielen wir Spiele? Oder besser gefragt: Was ist unser Ziel, wenn wir ein Spiel spielen? Ein hoher Hiscore? Das Ende einer Geschichte? Die Optimierung der eigenen Spielweise? Manchmal vergisst man, dass eigentlich das Spielen an sich bereits der Sinn sin sollte.

Ich bin froh, wenn ich bereits die erste Mission von Wings of Fury überstehe. Es ist bereits recht schwer, mit dem WWII-Flieger über eine Insel zu brettern, im Sturzflug auf die japanischen Soldaten zu schießen, dem feindlichen Flakfeuer so gut es geht aus dem Weg zu gehen und dabei am Leben zu bleiben anstatt auf den Boden zu krachen. Doch spätestens bei der Landung auf dem eigenen Flugezeugträger zählt jeder Millimeter: Steuert ihr ihn zu tief an, denn zerschellt ihr am Bug. Setzt ihr hingegen zu spät auf, dann flutscht ihr am Kabel vorbei, das euer rechtzeitiges Abbremsen erst ermöglicht.

Dabei sieht Wings of Fury auf den ersten Blick so unbeschwert Arcade-lastig aus. Die Seitenperspektive und das Radar erinnern an alte Shoot’em Ups der Marke Defender. Der grafisch gewichtigste Unterschied sind die beiden Zoomstufen: Sobald ihr eine bestimmte Flughöhe erreicht habt, wechselt die detaillierte Nahansicht zu einer groben Fernperspektive, in der sogar euer eigenes Flugzeug nicht mehr als aus ein paar Pixeln besteht. Doch nur so erhaltet ihr den notwendigen Überblick, um eure feindlichen Ziel vorausschauend ansteuern zu können.

Rasch erlernt ihr wagemutige Tricks, in denen ihr im Sturzflug ein halbes Dutzend Bomben viel zielsicherer abwerft, als wenn ihr euch horizontal bewegt. Natürlich steigt so die Gefahr einer ungewollten Bruchlandung noch ein gutes Stückchen höher – was durch das dezent ruckelige Scrolling verschärft wird. Trotzdem hat Wings of Fury Charme und vor allem Spielwitz. Man probiert es immer wieder aufs Neue und hat auch seinen Spaß daran, wenn es mal nicht so klappt. Umso toller ist das Gefühl, wenn das Missionsziel erreicht und die Landung geglückt ist.

Das Spiel hat im übrigen einen langen Weg hinter sich: Zunächst erschien es exklusiv für Apple II, von wo es aus die gesamte Welt vom japanischen Sharp X68000 bishin zu mit MS-DOS installierten Rechnern eroberte. Bis heute erscheint immer mal wieder ein hübsches Fanremake oder ein geistiger Nachfolger. Besonders zu empfehlen sind die beiden Glory-Days-Titel für Game Boy Advance und Nintendo DS, die das alte Feeling mit einem gut balancierten Schwierigkeitsgrad kreuzen.

Aber es ist und bleibt Wings of Fury, das mit seinem leicht zu verstehenden Spielprinzip und der schwer zu meisternden Steuerung der kultigste Genrevertreter geblieben ist.

 

 

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