Composer: Mark Morgan
System: PC
Year: 1996

Mir fallen erstaunlich viele Einleitungen für Zork: Nemesis ein, die aber eher zum Spiel anstatt zur Musik passen – weshalb ich mir die für meine andere Liste (ähüm) aufspare. Heute kann ich stattdessen zum wiederholten Male auf die Vielschichtigkeit von Spielemusik hinweisen – denn nach dem gestrigen Streets of Rage 2 steht heute die nächste brutale Umkehrung in Sachen Stilrichtung auf dem Programm.

Zork: Nemesis dürfte abseits von Homeworld der Ambient-lastigste Score innerhalb meiner Top 365 sein. Diesmal liegt es mit am Spielgenre: In einem sogenannten Renderadventure, wo ihr euch einsam durch die Szenerie klickt, ominöse Maschinen bedient und Rätsel via Try & Error-Verfahren löst, ist solch ein sanfter Ton eben angebracht. Die eigentliche Kunst besteht darin, in all dem ruhigen Synthesizer eine Musik zu verstecken, die auch abseits des Spielens haften bleibt.

Mark Morgan hat das recht gut hinbekommen: Zork: Nemesis ist grob in sechs Gebiete unterteilt, die jeweils von einem eigenen Hauptthema begleitet werden. Besonders prägnant ist die Psychatrie und die Festung Irondune: Erstere klingt sehr bedrohlich und verstörend zugleich, indem Morgan einen tiefen, dumpfen Ton nach dem anderen durch den Lautsprecher schickt und sie mit einem leisen, dennoch unheimlich wirkenden Glockenspiel kreuzt. Letztere profitiert von einer langsamen, wie unterschwelligen Steigerung des dominanten Synthieinstrumentes, begleitend von einem Militärmusik angehauchten Schlagzeug und geisterhaften Kampfgeräuschen, in denen ihr Kanonendonner wie Männergeschrei vernehmt. Somit vereint Morgan gekonnt Atmosphäre mit klassischer Musik, weshalb sein Zork: Nemesis-Score der Konkurrenz voraus ist.