Game #271: The Room

271-The_RoomHersteller: Fireproof Games
Developed by: Robert Dodd & Mark Hamilton
Music and Sound: David Newby
Additional Music and Sound: Chris Green
System: iPad
Jahr: 2012

An alle Film & Trash-Fans vorweg: Hier geht es nicht um eine vermeintliche Adaption von Tommy Wiseaus absurd schlechtem Drama The Room. Überhaupt verkneift sich das Spiel mit dem gleichen Namen eine ausgearbeitete Story und setzt euch lieber wortlos vor ein kleine Schränkchen. Ohne große Erklärung könnt ihr es von allen Seiten betrachten und mit all den Knöpfen, Hebeln wie Drehmechanismen herumspielen, bis ihr ein nicht minder ominöses Kistchen entdeckt und ihr bei dessen Herausnahme ganz automatisch zum zweiten Kapitel des Spieles springt…

The Room ist ein klassisches Try&Error-Adventure, inspiriert von den alten Renderklassikern á la Myst oder Zork: Nemesis. Es dürstet geradezu danach, den Spieler zum Experimentieren und zum Forschen anzuregen. Ohne richtige Anleitung müsst ihr eben einfach mal alles ausprobieren und öfters über den Tellerrand blicken beziehungsweise um zwei, drei Ecken decken. Nur so stellt ihr fest, dass sich beispielsweise der eine Standfuß abschrauben lässt und einen weiteren, wichtigen Hinweise beherbergt.

Zu Beginn erhaltet ihr noch das Okular, deren Linse euch geheime Botschaften offenbart. Manchmal entdeckt ihr gar eine wirre Ansammlung von Linien, die ihr aus einem bestimmten Blickwinkel betrachten müsst. Dann bilden sie nämlich ein dreidimensionales Objekt, woraufhin sich wie von Geisterhand das nächste Geheimfach öffnet.

Und mehr ist es eigentlich auch nicht, was The Room zu bieten hat. Der Tablet-Hit zeigt, wie ein spannendes Adventure ohne Storybrimborium aussehen kann. Grafisch klotzt das Spiel mit seinen pickfeinen Texturen und seiner plastischen Darstellung, die selbst in der später erschienen PC-Version beziehungsweise auf einem fetten LCD-Fernseher richtig Eindruck schindet. Die Steuerung funktioniert wunderbar per Touchscreen, egal ob ihr zum Drücken auf den Bildschirm tippt oder beim Öffnen eines Türchens die zugehörigen Klinke nach unten zieht.

Letztlich sind es aber der Schwierigkeitsgrad und das Rätseldesign, was mich beeindruckt. Wo so viele andere Adventures entweder zu leicht (weil sich die Designer an keine harten Kopfnüsse herantrauten) oder zu schwer (weil die Designer überhaupt nicht nachgedacht haben) sind, da balanciert The Room gekonnt zwischen anspruchsvoll und zugänglich. Damit meistert es genau die Disziplin, an der 99% aller Myst-Derivate gescheitert sind und säße somit einsam auf dem Genre-Thron, wenn Fireproof Games nicht bereits einen ähnlich gelungen Nachfolger aus dem Hut gezaubert hätte…

 

 

The_Room