Game #276: Skool Daze

276-Skool_DazeHersteller: Microsphere
Designer: David S. Reidy
System: ZX Spectrum
Jahr: 1985

Die Schule… eigentlich kein besonders passender Ort für ein Computerspiel. Schließlich woll(t)en wir uns doch mit der Zockerei von all dem Stress und all der Lernerei möglichst weit distanzieren. Aber Skool Daze ist derart erfrischend anders, weshalb es auch heute, dreißig Jahre nach seinem Erscheinen, immer noch interessant ist.

Ihr spielt Eric, einen stinknormalem Jungen, der nicht gerade zu den Musterschülern gehört. Ganz im Gegenteil droht im Ärger aufgrund der anstehenden Zeugnisse, weshalb er seines sicherheitshalber klauen und aus dem Verkehr ziehen möchte. Das Problem dabei: Es liegt in einem Safe, für den er die Kombination benötigt. Um diese zu erlangen müsst ihr sämtliche Wappen, die in der Schule verteilt an Wänden wie Decken hängen, mit eurer Steinschleuder treffen. Danach könnt ihr eure Lehrer abschießen, die euch jeweils einen Buchstaben für die Kombination des Safes verraten. Nur der alte Mr. Wacker lässt sich nicht so leicht austricksen, weil er seinen Teil mithilfe von Hypnose tief in sein Unterbewusstsein eingegraben hat…

Ja, die Story driftet tendenziell ins Schwachsinnige – so wie bei eigentlich allen Spielen aus dem Jahre 1985. Umso realistischer mutet der eigentliche Spielverlauf an, der im Zeitraffer den alltäglichen Schulverlauf simuliert. So könnt ihr euch nur in den Pausen relativ frei bewegen, bis die Glocke läutet und ihr zum Unterricht genötigt werdet. Wenn ihr den schwänzt, dann erhaltet ihr Strafarbeiten. Diese hagelt es ebenso, wenn ihr beispielsweise das Lehrerzimmer betretet, mit eurer Steinschleuder schießt oder euch einfach auf den Boden setzt.

Das Interessante an dem System ist, wie ihr die Strafen erhaltet: Ihr müsst in flagranti von einem der Lehrer gesehen beziehungsweise erwischt werden. Die wiederum handeln nicht immer fair und bestrafen gerne auch mal den nächstbesten Schüler, den sie sehen, sobald sie mit einem Steinchen beworfen wurden. Wer also besonders geschickt agiert, der kann die Strafe auf einen anderen Sündenbock abwälzen. Andersherum müsst ihr aufpassen, dass ihr nicht die Schuld für die Taten eurer Mitschüler einfahrt, die nämlich ebenfalls regelmäßig Unsinn anstellen.

Das System ist nicht perfekt, aber erstaunlich lustig. Schnell ertappt ihr euch dabei, von einem Klassenzimmer zum nächsten zu heizen und irgendwelchen Schabernack anzurichten, anstatt der Suche nach der Safekombination nachzugehen. Die Grafik ist aufgrund ihrer Spectrum-Herkunft wenig farbenfroh, doch trotzdem sehen Schüler wie Lehrer individuell genug aus, um sie klar voneinander unterscheiden zu können. Deshalb ist es auch besonders amüsant, dass ihr ihnen auf Wunsch zu Beginn des Spieles eigene Namen geben könnt. Erstaunlicherweise erkannte ich hinter jedem Pixelgesicht einen meiner eigenen Pauker – und vermutlich ging es nicht nur mir so.

Skool Daze war und ist ein nahezu einmaliges Spiel gewesen, dass in der Form nur von seinem eigenen Nachfolger Back to Skool kopiert wurde. Selbst Rockstars Bully, das euch ebenfalls in die Rolle eines rebellierenden Schülers stopft, driftet konzept- wie designtechnisch in eine völlig andere Richtung.