Game #287: Creatures 2

287-Creatures_2Hersteller: Apex Computer Productions
Coding by: John Rowlands
Graphics by: Steve Rowlands
Composer: Steve Rowlands
System: C64
Jahr: 1992

Das Faszinierende an alten C64-Spielen war ihr Potenzial, gleichzeitig überschaubar und abwechslungsreich sein zu können. Besonders Jump’n’Runs beschränkten sich auf einen Bildschirm pro Level, in dem ein neues Element nach dem anderen zum Vorschein kam. Sei es ein anderer Gegner, plötzliche schwebende Plattformen oder diverse Hebel, die man zum Lösen eines Mini-Rätsels drücken musste: Ein gutes, altes Spiel sorgte mit seinen Kleinigkeiten für stetig neue Überraschungen.

Anfang der 1990er Jahre war diese Faszination kaum mehr präsent, weshalb Creatures 2: Torture Trouble auf den ersten Blick völlig altmodisch wirkt. Ein Großteil der Levels beschränkt sich nicht nur auf einen Bildschirm sondern auch auf ein äußerst schlichtes Spielprinzip. Einmal kickt ihr kleine, grüne Kugelfiguren zur Seite, die von einem Rohr aufgesaugt und gegen den über euch fliegenden Gegner zischen. Ein andermal müsst ihr mit einer Art Bahre, die als Trampolin fungiert, von oben herab springende Männchen sicher von rechts nach links bugsieren.

Der wahre Star von Creatures 2: Torture Trouble sind die namensgebenden Torture Screens, die ich am besten mit einem konkreten Beispiel beschreibe: Ihr seht oben links ein Förderband, das sich von rechts nach links bewegt und an das eines eurer Kinder gekettet ist. Am anderen Ende lauert eine froh gesinnter Kreatur mit einer Axt, die sie auch ohne Reue einsetzen wird, wenn sich euer Filius in seiner Reichweite befindet.

Um das zu verhindern müsst ihr zuerst die fette Kröte verjagen, die zu eurer Linken in einer Höhle hockt. Sie hinterlässt einen Trank und etwas Vogelfutter, das ihr wiederum in die Nähe eines schlafenden Vogels bugsiert. Weckt ihn, wartet, bis er am futtern ist, und hüpft auf seinen Kopf, damit er euch zur nächsthöheren Ebene trägt. Springt von einer Plattform zur nächsten, bis ihr einen Geist aufscheucht. Lotst ihn zu einem blauen Tierchen, dass es mit der Angst bekommt und abhaut. Danach wechselt ihr eure Waffe, um nach oben zu schießen (was wiederum erst dank des zuvor geschluckten Tranks möglich ist), und zerstört die Plattform direkt unterhalb der Axt schwingenden Kreatur. Die wird daraufhin nach unten plumpsen und aus Langweile den Kerl hexeln, der das Förderband in Betrieb hält.

Insgesamt gibt es sechs solcher Torture Screens, die aufgrund ihrer originellen Mini-Rätsel und ihres individuellen Aussehens den Motivationskern von Creatures 2 bilden. Solche Screens gab es im übrigen auch schon im Vorgänger, nur waren es dort halb so viele Bonuslevls, die zur Auflockerung eines gewöhnliches Jump’n’Runs dienten.

Es ist schade, dass Creatures 2 nicht besonders umfangreich ist und der Part mit der Bahre auf Dauer langweilt. Aber die Torture Screens sind derart schräg und zudem grafisch für C64-Verhältnisse ein Brett, weshalb man diese langatmigen Passagen gerne in Kauf nimmt. Für mich ist das Spiel der letzte, große Titel für den grauen Brotkasten, der zudem für kein anderes System konvertiert wurde. Schade, eigentlich – ich hätte gerne mehr davon. Vielleicht erbarmt sich mal jemand und startet eine Kickstarter-Kampagne…?

 

 

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