OST #317 – X-Out

317-X-Out_[Game]Composer: Chris Hülsbeck
System: Amiga
Year: 1990

Jeder große Komponist hat eine Phase, in der ihm oder ihr praktisch alles gelingt. Chris Hülsbeck steckte in einer solchen Phase, als er sich langsam aber sicher vom Commodore 64 verabschiedete und sich voll auf den Amiga konzentrierte. Dank des von ihm und Peter Thierolf entwickelten TFMX-Soundstandards war er der Konkurrenz bereits dank seiner fortschrittlichen Technik um Welten voraus. Jedenfalls ähnelten seine Soundtracks allein aufgrund der glasklar gesampelten Instrumente bedeutend mehr „echter“ Musik als es bei der Konkurrenz der Fall war.

X-Out ist ein grundsolides Shoot’em Up, das aufgrund des Rainbow-Arts-Labels wie selbstverständlich von Hülsbeck vertont wurde. Bereits das knackige Intro hat seinen ganz eigenen Reiz: Vordergründig tönt eine erhabene Trompete als Leadinstrument, während im Hintergrund ein dumpf klingender Synthesizer das bedrohlich-beklemmende Unterwassersetting teasert. Die fünf Levelmusiken wiederum sind größtenteils flott und treibend, obgleich hier das eine oder andere dominante Instrument etwas befremdlich klingt und X-Out somit eine absolute Spitzenposition verwehrt. Chris wird es verschmerzen, denn das hier ist freilich nicht sein letzter Eintrag in der Liste.

Die kurze Abspannmelodie deutet zaghaft an, dass der „Meister“ in dieser Kategorie auf lange Sicht einen Knaller nach dem anderen aus dem Hut zaubern würde. Doch der wahre Star von X-Out ist selbst für ihn ein ungewöhnliches Kleinod: das Loading-Thema. Dazu sei kurz erklärt, dass damals einige Spiele eine eigene kleine Melodie zur Überbrückung der mehr oder weniger langen Ladezeiten spendiert bekamen. Hülsbeck beschränkte sich meist auf kurze Loops, die maximal eine halbe Minute lang andauerten.

Das gilt soweit auch für X-Out, nur das er in diesem Falle ein absolut fantastisches und regelrecht hypnotisierendes Leadinstrument wählte. Dieses wiederholt stetig eine kurze Notenfolge von knapp acht Sekunden und variiert allenfalls zwischen zwei Oktaven. Doch allein der Halleffekt des Instrumentes, der es ungewöhnlich klar und strahlend erscheinen lässt, ist der Knaller. Zudem wechselt Hülsbeck mit jeder Note den Stereo-Kanal, was dem kurzen Stück ein Trance-artiges Ambiente verleiht.

Das Loading-Thema aus X-Out ist jedenfalls ein Paradebeispiel dafür, dass Chris Hülsbeck nicht nur verdammt gut komponierten kann, sondern insbesondere in den legendären Amiga-Zeiten einen außergewöhnlichen Riecher für eine ausgefallene wie faszinierende Instrumentation besaß

Soundtrack-Veröffentlichungen [Arrange]

Symphonic Shades – Hülsbeck in Concert [Compilation]
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Immortal 2

 

 

X-Out_[BQ]