Game #306 – Radiant Silvergun

306-Radiant_SilvergunHersteller: Treasure
Director: Hiroshi Iuchi
Composer: Hitoshi Sakimoto
System: Arcade / Sega Saturn
Jahr: 1998

Es gab mal eine Zeit, da hielt ich mich für einen Fan klassischer Shoot’em Ups. Doch inzwischen hat sich das Genre in eine Richtung entwickelt, mit der ich kaum noch klar komme: Statt ausgefallener Backgrounds, kerniger Musik und motivierendem Leveldesign konzentrieren sich moderne Vertreter viel zu sehr auf Bullet Hell und Punktejagd.

Auch Radiant Silvergun ließ mich zunächst kalt: Erworben hatte ich es nach einem Ratschlag eines Fans des Entwicklers Treasure, der mir mit dem Kauf zumindest eine gute Wertanlage versicherte (womit der Mann definitiv recht haben sollte). Doch meine erste Runde ließ mich eher kalt, weil ich den Sinn hinter dem Waffensystem nicht verstand und mich mehr schlecht als recht durch die einzelnen Levels quälte. Erst Jahre später gab ich dem Spiel eine zweite Chance, nachdem ich dank Internet einige interessante Aspekte bezüglich des Konzepts verstand – und dann machte es auch *klick*.

Euch stehen drei Waffensysteme zur Verfügung, die grundlegend verschieden sind: Das eine schießt geradeaus, das zweite ist mit zielsuchenden Raketen gefüttert und das dritte streut seitwärts kleine Beams ab. Anstatt wie in anderen Spielen dieser Art müsst ihr nicht zwischen den Systemen umher schalten, sondern bedient jedes davon mit einem eigenen Feuerknopf. Interessant wird es, wenn ihr zwei davon gleichzeitig drückt: Dann stehen euch entweder ein zielsuchender Laser, eine verstärkte, aber dafür von der Reichweite begrenzte Alternative der Zielsuchraketen oder ein Rückwärtsschuss zur Verfügung. Da stellt sich die Frage, was wohl passiert, wenn man alle drei Knöpfe zur gleichen Zeit betätigt?

Das Resultat wirkt zunächst befremdlich: Plötzlich ragt eine Art Lichtschwert aus eurem Raumschiff, dessen Ausrichtung ihr durch simples umherfliegen bestimmt. Die meisten Gegner feuern rosafarbene Partikeln, die ihr mit diesem Schwert “einsammeln“ könnt. Der Clou dabei: Sobald ihr genügend Partikel beisammen habt, könnt ihr mit einem weiteren Knopfdruck zwei riesige Schwerter abrufen, deren Reichweite fast den gesamten Bildschirm überspannen und dabei nahezu alles vernichten, was ihnen in den Weg kommt. Sprich: Das Schwert ist eine der intelligentesten „Smart Bombs“ (Wortspiel ist nicht beabsichtigt) der Shoot’em-Up-Geschichte.

Hier macht Radiant Silvergun noch lange nicht halt: Eure Gegner werden zunehmend stärker und ausdauernder, was speziell bei den zeitlich begrenzten Endbosskämpfen ein echtes Problem darstellt. Ihr könnt nun eure eigenen Waffensysteme auch verstärken, was aber nur funktioniert, wenn ihr clever spielt: Nahezu jeder Gegner gehört zur Farbe rot, blau oder gelb. Sobald ihr drei Gegner der gleichen Farbe abgeschossen habt, erhaltet ihr einen Bonus. Dieser Bonus potenziert sich, wenn ihr anschließend einen weiteren Dreierpack der gleichen Art erwischt. Der Bonus beinhaltet dabei nicht nur schnöde Punkte, sondern eben auch Waffenupgrades. Das Resultat: Wer sich über weite Strecken auf eine bestimmte Farbe einschießt, der hat am Ende mehr Punkte und Power als wenn er alles abknallt, was ihm vor die Flinte fliegt.

Erst als ich all diese Feinheiten begriff, konnte ich Radiant Silvergun in mein Herz schließen. Zwar bin ich immer noch nicht besonders gut darin, aber zusammen mit den epischen Bossgegnern (so oder so eine Paradedisziplin aus dem Hause Treasure) und dem epochalen Soundtrack von Hitoshi Sakimoto (einem der besten des Genres) möchte auch ich objektiv wie subjektiv sagen, dass dieses Kleinod hier einer der besten Vertreter seiner Zunft ist und einen Platz in einer objektiven Shoot’em Up-Top Five sicher hat.

 

 

Radiant_Silvergun