Andy’s “Top Ten of my Mind 2013”

Heute ist der Verstand an der Reihe: Während die vorgestrige GOTY-Liste rein aus dem Bauch heraus entstand und frei aller Richtlinien war, wie ein gutes Spiel “auszusehen“ habe, so fließt in der folgenden das Maß an Objektivität ein, dass ich mir nach dreißig Jahren exzessiver Zockerei erlaube.

Obwohl rein von der Anzahl her gleich viele Titel genannt werden, gibt es weniger zu lesen. Denn wie bereits angedeutet überschneiden sich die beiden Listen – entsprechend knapper fällt die eine oder andere Spielbeschreibung aus.

#10: Super Mario 3D World (Wii U)

GOTY2013-Super-Mario-3D-WorldUm den zehnten Platz entbrannte ein heißer Kampf zwischen Super Mario 3D World, The Stanley Parable und Memoria. Der Grund, warum ich dem Klempner die Ehre gewährleiste, liegt letztlich an den vergleichsweise hohen Lobpreisungen, die das Spiel erhalten hat – obgleich mir persönlich das Jump’n’Run am wenigsten von den drei Kandidaten zugesagt hat.

Versteht mich nicht falsch: Es ist sehr gut, aber es ist kein Super Mario Galaxy. Im Gegensatz zum neuen Zelda spüre ich hier nicht ganz die Nintendoeske Brillanz des Leveldesigns. Allerdings sind die Welten wunderschön verspielt und dank der größeren Lauffläche gut für launige Multiplayer-Abende geeignet. Es ist ein liebevoll designtes Jump’n’Run, dass zudem im letzten Moment dem Genre-Konkurrenten von Ubisoft, namentlich Rayman Legends, den Rang ablaufen konnte.

#09: Papers, Please (PC)

GOTY2013-Papers-PleaseHier gibt es wenig zu sagen: Das Spiel taucht in vielen Top-Ten-Listen auf, sicherlich allein aufgrund seiner Einzigartigkeit. Die Idee ist schlicht der Hammer und die Ausführung ein Musterbeispiel für angehende Independent-Künstler. Deshalb sind sich mein Herz und Verstand nahezu einig, was Papers, Please anbelangt.

#08: Antichamber (PC)

GOTY2013-AntichamberAntichamber habe ich hingegen bedeutend weniger bei den üblichen Award-Verleihungen gesichtet – und ich frage mich schon ein wenig, woran das liegt. Denn auch vom Verstand her sehe ich ein herausragendes Spieldesign, das nur so vor Abwechslung und Ideen sprüht. Das Spiel hat zudem von vielen meiner Kollegen wohlwollende Kritiken erhalten, weshalb ich befürchte, dass Antichamber aufgrund seines relativen Alters (es erschien bereits im Januar) einfach in Vergessenheit geraten ist.

#07: Dota 2 (PC)

GOTY2013_Dota_2Es ist der einzige Verstand-Eintrag, mit dem ich rein persönlich überhaupt nichts anfangen kann. Dafür gibt es drei gute Gründe: Das Genre liegt mir nicht, ich bin kein Fan von Online-Multiplayer-Spielchen und ich mag keine Einsteiger-unfreundlichen Spiele. Aber aufgrund der großen Begeisterung der Community und dem in der Tat sehr interessanten Konzept möchte ich den Titel nicht tot schweigen.

Nach ein paar Probesessions kann ich die Komplexität des Titels jedenfalls nicht leugnen. Um genau zu sein gefällt mir sogar das eigentlich simple Spielkonzept, das erst aufgrund der Vielzahl an Charakteren sowie deren individuellen Fähigkeiten massiv an Anspruch gewinnt. Mangels Erfahrung kann ich keinen Vergleich zum Vorgänger (einer Freeware-Mod) oder dem Konkurrenten League of Legends ziehen. In der Hinsicht vertraue ich dem Urteil meiner Kollegen und dem der Fans, die Dota 2 einen eigenen, immensen Suchtfaktor bescheinigen, sofern man sich ausgiebig mit dem Titel beschäftigt.

Nebenbei erwähnt: Dota 2 ist der erste Free2Play-Titel, der einen Einzug in eine meiner Top-Ten-Listen schafft. Einzig der Diablo-Klon Path of Exile kam noch in die engere Auswahl, fiel jedoch aufgrund der starken Konkurrenz über Bord. In beiden Fällen ist es (nicht nur mir) wichtig, dass die Spieler fair zur Kasse und nicht á la Pay2Win ausgenutzt werden. Deshalb: Das umstrittene Bezahlmodell könnte sich mit weiteren positiven Beispielen dieser Art vielleicht sogar mal einen guten Ruf erarbeiten.

#06: Grand Theft Auto V (Xbox 360/PlayStation 3)

GOTY2013-GTA5Grand Theft Auto IV hat mich zu seiner Zeit regelrecht “geflasht“ – ganz unabhängig von den Rekordwertungen, die das Spiel sammelte. Denn die sind in meinen Augen nicht ganz unschuldig am nachhaltig eher durchwachsenen Ruf, frei nach dem Motto: Je höher man steigt, desto tiefer der potenzielle Fall.

Lustigerweise sehe nun ich den fünften Teil eher nüchtern, während er von der Internet-Community als neuer Heiliger Gral gefeiert wird. Um ehrlich zu sein: Das Spiel hat knapp den Einzug in meine andere Top-Ten-Liste verpasst – das Jahr war einfach zu gut und irgendwann ist halt kein Platz mehr über.

Grand Theft Auto V zeigt leichte Schwächen in Punkto Story, setzt dafür aber beim Thema Spielwelt einen neuen Standard. Der stetige Wechsel zwischen den drei Hauptcharakteren funktioniert hervorragend und der eigens komponierte Soundtrack, inklusive einem Haufen neu produzierter Song, dürfte richtig viel Kohle gekostet haben.

Unterm Strich riecht mir der Titel zu sehr nach “kalkulierter Zwangshit“, aber im Gegensatz zu einigen teuren Blockbuster-Hollywood-Produktionen beweisen Entwicklerteams wie Rockstar, dass hohe Geldsummen bei Videospielen eher sinnvoll eingesetzt anstatt verschleudert werden – noch, zumindest.

#05: Brothers: A Tale of Two Sons (PC/Xbox 360/PS3)

GOTY2013-BrothersInteressant: Brothers: A Tale of Two Sons hat zum Erscheinungszeitpunkt gar nicht mal die höchsten Wertungen diesseits der Milchstraße kassiert, taucht aber derzeit reihenweise in allerlei GOTY-Diskussionen auf. Die Entwicklung erinnert mich an das acht Jahre alte Shadow of the Colossus und wir wissen alle, welch Ruf dieser Ausnahmetitel auf lange Sicht erhalten hat.

#04: Gone Home (PC)

GOTY2013-Gone-HomeEs ist mir so egal, was ihr sagt. Vielleicht so viel: Ich stehe nicht alleine mit meiner Meinung dar. So gut wie jedes “Magazin“ hat Gone Home als eines der zehn besten Spiele des Jahres 2013 aufgeführt. Der Aufschrei der Internet-Community hingegen hat in meinen Augen zwei Gründe, die für eine “objektive“ Bewertung kaum ins Gewicht fallen: Zum einen kommen viele mit dem Interactive-Novel-Genre nicht klar (was ich aufgrund der limitierten Spieltiefe noch nachvollziehen kann), zum anderen ist anscheinend die Thematik für mann-chen ein “Problem”, weil sie eindeutig Frauen anspricht.

Zu letzterem kann ich nur dem “starken Geschlecht” sagen: Springt mal über euren Schatten und denkt in dem Zusammenhang darüber nach, warum dafür viele eurer Freundinnen bei Call of Duty & Co. die Nase rümpfen. Fakt ist: Was Gone Home an Authentizität und Atmosphäre vermittelt, ist eine echte Sensation.

#03: The Legend of Zelda: A Link Between Worlds (3DS)

GOTY2013-A-Link-Between-WorldsKlar, es ist Zelda – aber nach Skyward Sword hätte ich nicht geglaubt, dass ein Handheld-Ableger der Serie zur alten Größe verhelfen würde. Ein wirklich durch und durch gelungenes Abenteuer, dass den ersten Platz eigentlich nur deshalb nicht erreicht, weil es in diesem voll gepackten Jahrgang entweder grundlegend anders oder klar besser als seine Vorgänger hätte sein müssen.

Doch die gegebenen Innovationen in Kombination mit der liebevollen A-Link-to-the-Past-Hommage reichen locker aus, um A Link Between Worlds auf den Bronze-Platz zu hieven.

#02: The Last of Us (PlayStation 3)

GOTY2013-Last-of-usIch kann den Aufschrei schon hören, aber so sehr ich die The-Last-of-Us-Euphorie auch registriere: Das Spiel braucht nicht jeden GOTY-Preis, während…

#01: BioShock Infinite (Xbox 360/PlayStation 3/PC)

GOTY2013-Bioshock-Infinite… mir Ken Levine fast schon Leid tut, dass er für sein kongeniales Meisterwerk eine Ohrfeige nach der anderen erhält. Die jüngste Demütigung, die mir untergekommen ist: In einem deutschsprachigen sowie schwer berüchtigten Elite-Videospielforum bekam das Spiel die meisten Stimmen für den Milbenbart-Award, dem Äquivalent zur Goldenen Himbeere. Wie schon vorgestern mehrfach geschrieben: Ich verstehe es einfach nicht.

Unterm Strich geben sich BioShock Infinite und The Last of Us nicht viel. Grafisch, musikalisch und storytechnisch sind sie ähnlich stark, wenn auch in letzterer Hinsicht aus völlig anderen Gründen: Ersteres hat den intelligenteren, aber verwirrenderen Plot, letzteres die bodenständigere, jedoch überlegenere Erzähltechnik. Spielerisch sehe ich beide auf einer Stufe – es sind Actionspiele, die auf packende Shootouts ausgelegt sind. Das eine macht mehr Fun aufgrund solch Schmankerl wie dem Seilbahnfeature, das andere ist dafür anspruchsvoller dank der fiesen Clicker mit ihren Instant-Death-Attacken.

Einer der Gründe, warum ich vom Verstand her BioSchock Infinite als das bessere Spiel bezeichne: Viele der wirklich großartigen Momente in The Last of Us sind Zwischensequenzen – das Intro und die letzte Szene im Krankenhaus ausgenommen. Es ist ein Punkt, der mir gerade im Vergleich zu Naughty Dogs Uncharted-Serie stark aufgefallen ist: Das ich in den packenden Momenten nur zusehen darf und nicht einmal wie in einem Interactive Novel vorgegaukelt bekomme, dass ich selbst für den Ausgang der Szene verantwortlich bin (ich sag nur “Autounfall”). Bei BioShock Infinite hingegen gibt es keinen solchen “Bruch“. Allein durch die Ego-Perspektive habe ich durch und durch das Gefühl, dass ich der Hauptcharakter bin und zu keinem Zeitpunkt passiv wie in einem Film zuschaue.

Die Settings beider Konkurrenten sind grandios in Szene gesetzt, aber BioShock Infinite ist mit seinem Himmelsstadt-Ansatz dramatisch origineller. Zu guter Letzt bietet Ken Levines Werk einen Handlungsablauf, der in der gegebenen Form definitiv nur in einem Spiel funktioniert kann. Und in einem Jahr, wo so viele starke Titel auf einen Schlag erschienen sind, sind das für mich die ausschlaggebenden Argumente für den ersten Platz.